Ob Stürze oder Verbrennungen, Schnittverletzungen oder Verätzungen – der Haushalt ist ein gefährliches Pflaster. Die meisten Unfälle lassen sich aber vermeiden.
Das Sprichwort “Die meisten Unfälle passieren zu Hause“ kommt nicht von ungefähr. Jeden Tag verletzen sich laut Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) mehr als 20.000 Menschen in Deutschland bei Unfällen im Straßenverkehr oder bei der Arbeit, in Schulen, Kindergärten sowie zu Hause und während der Freizeit. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes Wiesbaden (destatis) ereignen sich jährlich rund 5,36 Millionen Unfälle allein in Heim und Freizeit. Nicht alle enden mit dem buchstäblichen blauen Auge, sondern haben schwerwiegende Folgen. Während es sich bei Sport- und Freizeitverletzungen meist um Prellungen, Verrenkungen und Knochenbrüche handelt, entstehen im Haushalt zusätzliche Wunden, speziell Schürfwunden, Schnittverletzungen, Verbrennungen sowie Vergiftungen.
Mehr Tote als im Straßenverkehr
Das Risiko der Haus- und Freizeitunfälle hängt stark von Alter und Geschlecht ab. Vor allem Frauen, Senioren und Kinder sind betroffen. Von allen Verunglückten eines Jahres sind im Schnitt 80 Prozent 65 Jahre alt und älter. Diese Zahl ist dreimal so hoch wie bei Verkehrsunfällen in diesem Alter. Die häufigste Unfallursache sind Stürze. Kinder und Jugendliche sind insbesondere durch Brände, Ersticken und Ertrinken gefährdet. Im Jahr 2006 (das sind die jüngsten Zahlen) sind nach der Zählung des Statistischen Bundesamtes 6455 Menschen bei häuslichen Unfällen ums Leben gekommen. Das sind mehr als im gleichen Zeitraum im Straßenverkehr (5174).
Unfälle im Haushalt sind vermeidbar
Mit ein paar einfachen Vorsichtsmaßnahmen können viele Unfälle vermieden werden, die aus Bequemlichkeit, Gewohnheit, Leichtsinn, Überschätzung der eigenen Fähigkeiten, Unaufmerksamkeit, mangelnde Sorgfalt im Umgang mit Werkzeugen und Nichtbeachten von Sicherheitsvorschriften passieren. Erster Schritt: Die Gefahr erkennen und bannen.
Stürze stehen auf Platz 1 der häuslichen Unfälle mit Todesfolge
Wir haben es alle schon mal gemacht. Um mal eben schnell Staub auf dem Schrank zu wischen oder etwas zu holen, stellt man sich auf den nächstbesten Stuhl oder Hocker, verliert das Gleichgewicht – und findet sich mit mehr oder minder schweren Blessuren auf dem Boden wieder. Um die Leiter aus dem Keller oder der Abstellkammer zu holen, fehlte die richtige Lust. Die Mühe sollte sich aber jeder machen. Denn fast 80 Prozent aller tödlichen Unfälle im Haushaltsbereich sind Sturzunfälle. Natürlich muss auch die Leiter einen festen Halt haben und darf nicht instabil sein. (Beim Kauf auf das GS-Zeichen für geprüfte Sicherheit achten.) Die Leiter darf nicht auf unebenem, weichem Boden stehen. Rutschende Teppiche müssen vorher zur Seite geschlagen werden. Man sollte eine Leiter immer mit geeignetem Schuhwerk betreten, also nie mit Badeschlappen. Und man sollte nicht zu bequem sein: lieber die Leiter einmal mehr zur Seite schieben, um den Arbeitsradius zu erweitern, anstatt sich zu recken und zu strecken. Keine waghalsigen Turnübungen!
Sturzgefahr auf der Treppe
Gerade wenn es schnell gehen soll, passieren Fehler – das ist auch im Haushalt so. Wer “mal eben noch“ die Wäsche in den Keller zum Trocknen bringen möchte, verzichtet darauf, rutschfestes Schuhwerk anzuziehen und geht auf Socken oder Hausschuhen los. So werden Kanten der Treppenstufen schnell zu „Abschussrampen“. Auch sich selbst die Sicht auf Stufen zu versperren, ist eine beliebte Unfallursache. Viele Hausfrauen (und –männer) tragen zum Beispiel den Wäschekorb gern vor dem Bauch die Treppen hinauf oder herunter, weil der Korb so einen besseren Halt hat. An sich selbst denken sie dabei nicht. Der Korb kann auf diese Weise zwar nicht so leicht wegrutschen, der Träger dafür aber umso schneller. Ein Tritt ins Leere und schon ist es passiert. Prellungen, Brüche und Gehirnerschütterungen sind bei Treppenstürzen keine Seltenheit – im schlimmsten Fall mit tödlicher Folge. Besser ist es, den Korb seitlich zu tragen. Dabei sollte aber aus gesundheitlichen Gründen auf eine gerade Körperhaltung geachtet werden.
Ältere Menschen ziehen sich besonders schwere Verletzungen wie Prellungen, Brüche und Gehirnerschütterungen durch Treppenstürze zu. Am besten sichert man Treppen mit Handläufen und Geländern. Zudem sollten sie gut beleuchtet sein. Schlecht wahrnehmbare Treppenkanten können markiert werden. Die Rutschgefahr auf glatten Stufen kann man durch aufgeklebte Teppichmatten oder Gummistreifen bannen. Überhaupt sollten alle Wege in Haus oder Wohnung gegen Stolpern und Ausrutschen gesichert sein.
Schnittverletzungen sind im Haushalt sehr häufig
Nicht nur Stürze, auch Schnittwunden sind im Haushalt schnell passiert. Diese Unfälle gehen auf das Konto von Scherben und anderen scharfkantigen Materialien. Beispiel Abwasch: Zu viel Schaum im Spülbecken nimmt die Sicht auf das Spülgut. Messer und andere scharfe Gegenstände werden schlecht oder gar nicht erkannt. Dass beim Tasten im Schaumwasser die akute Gefahr besteht, sich tiefe Schnittwunden zuzufügen, ist eigentlich klar. Deshalb nicht zu viel Spülmittel benutzen.
Überhaupt ist die Küche ein gefährlicher Ort. Ob Allesschneider, Gemüsehobel oder Messer – die Gefahrenquellen beim Kochen sind vielseitig. Am häufigsten sind Verletzungen mit scharfen oder spitzen Gegenständen. Küchenmesser bewahrt man daher am besten in einem Messerblock auf. Messer von Mixern sind extrem scharf. Hier ist vor allem beim Reinigen oder Auswechseln besondere Vorsicht geboten. Aber auch Verbrühungen sind keine Seltenheit.
Heiße Töpfe und Herdplatten bergen eine hohe Verletzungsgefahr, vor allem für Kleinkinder. Neugierig, was auf dem Herd passiert, aber noch zu klein, um es zu sehen, greifen Kleinkinder gern nach dem Stiel der Pfanne oder direkt auf die Herdplatte. Die Gefahr von Verbrennungen kann durch eine simple Vorsichtsmaßnahme gebannt werden: Einfach die Töpfe mit dem Griff nach hinten auf den Herd stellen. Zudem gibt es spezielle Schutzgitter für Herde.
Putzmittel für Kinder außer Reichweite aufbewahren
Um Kinder vor den Risiken im Haushalt zu bewahren, sind in erster Linie die Eltern in der Pflicht. Gerade kleine Kinder können die Gefahren nicht richtig einschätzen. Ursache für Unfälle im Haushalt ist meist ihr Naturell: Ablenkung, Hast, Übermut, Unkenntnis und Neugierde bringen die Jüngsten in gefährliche Situationen. Das beispielsweise herunterhängende Kabel eines Wasserkochers sieht für Kinder interessant aus und lässt sie unwillkürlich daran ziehen. War das Gerät gerade noch in Betrieb, drohen schwerste Verbrennungen. Außer Reichweite sollten vor allem Reinigungs-, Putz- und Lösungsmittel sowie Medikamente aufbewahrt werden. Die bunten Flaschen und Flüssigkeiten wecken die Neugier, und es ist schnell passiert, dass die Kleinen einen Schluck von den häufig giftigen Mitteln probieren. Ätzende Bad- und WC-Reiniger gehören nicht neben die Toilette, sondern für Kinder nicht erreichbar in einen Schrank. Selbst kleine Rückstände auf den Verschlusskappen reichen für eine leichte Vergiftung schon aus.