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Die Linse: Nervennahrung seit Urzeiten

Eine der geschichtsträchtigsten und nährstoffreichsten Hülsenfrüchte. Klein und unscheinbar ist der Same dieser Hülsenfrucht. Und doch spielt er seit Jahrtausenden eine wichtige Rolle in der Geschichte und Ernährung der Menschen.

Die zur Familie der Leguminosen gehörende Linse entwickelt kleine, flachrunde Samen, die von allen Hülsenfrüchten am besten verdaulich sind. Ihr deutscher Name (mhd. linse, ahd. linsi) ist keinesfalls – wie man annehmen könnte – indogermanischer Herkunft, sondern wurde aus einer bis heute unbekannten Sprache entlehnt. So ist auch die wahre Herkunft der Linse ungewiss. Archäologische Funde belegen jedoch, dass sie zu den ältesten Kulturpflanzen des Menschen gehört und vermutlich schon vor ca. 10 000 Jahren systematisch angebaut wurde. Vor allem im Vorderen Orient und in Ägypten gehörte sie zu den Grundnahrungsmitteln und war eine typische Grabbeigabe.

Mythen und Märchen rund um die Linse

Und so spielen Linsen in vielen alten Geschichten, Mythen und Märchen eine nicht unerhebliche Rolle. Im Alten Testament wird erzählt, wie der hungrige Esau sich von Jacob für einen Teller Linsen sein Erstgeborenenrecht abschwatzen ließ. Bis zur heutigen Zeit hat sich der jüdische Brauch erhalten, nach einer Bestattung runde Lebensmittel wie Eier oder Linsen zu verspeisen, denn diese symbolisieren den Kreislauf des Lebens. Bei den römischen Soldaten galten Linsen als böses Omen, wenn man sie ihnen vor einer Schlacht servierte. Und im Märchen vom Aschenputtel heißt es: „Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen“…

Diese Geschichten bezeugen, welchen Wert die Menschen der Linse beimaßen. Als eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel ist sie eng verbunden mit Leben und Tod, mit Arbeit und Mühen, aber auch mit Reichtum und Wohlstand. Bis heute hat ihr archaischer Symbolgehalt nichts von seiner Bedeutung eingebüßt. Vielleicht liegt der Grund dafür ja auch in ihrem beachtlichen Nährstoffgehalt.

Nährstoffe in der Linse

Wie alle Hülsenfrüchte besitzt auch die Linse einen hohen, bioaktiv verwertbaren Eiweißgehalt bis zu 25 Prozent und wird in Kombination mit anderen eiweißhaltigen Lebensmitteln zu einem vollwertigen Fleischersatz. Um in den Genuss möglichst aller essenzieller Aminosäuren zu kommen, ergänzt man sie am besten mit Kartoffeln, Gemüse, Salat, Getreideprodukten, Nüssen und Samen, aber auch mit Eiern oder Milchprodukten.

Der Anteil an komplexen Kohlenhydraten liegt bei mehr als 50 Prozent, Linsen sättigen also gut und lang anhaltend. So kann kontinuierlich Glucose an die Körperzellen abgegeben werden, ein wichtiger Energielieferant z.B. für Gehirn und Nerven. Da Linsen – wie alle Hülsenfrüchte – einen niedrigen glykämischen Index aufweisen, sind sie ein ideales Nahrungsmittel für Diabetiker.

Allerdings sollten Menschen mit einer Veranlagung für Gicht Linsen eher meiden, da sie wie alle eiweißreichen Lebensmitteln einen hohen Puringehalt aufweisen, der den Harnsäurespiegel ansteigen lässt.

Ihr Fettgehalt ist mit ca. 1,5% jedoch äußerst gering, so dass ihr Kaloriengehalt kaum ins Gewicht fällt. Linsen gehören ferner zu einem der besten Eisenlieferanten, enthalten viel Kalium, das entwässern und abspecken hilft sowie Kalzium, Magnesium und Phosphor. Das Spurenelement Zink, hilfreich u.a. bei Stress und für ein gutes Immunsystem, für Haarwachstum, ein festes Bindegewebe, Libido und Potenz ist in Linsen ebenfalls reichlich vorhanden. Sie enthalten außerdem wichtige B-Vitamine, die für Stoffwechsel und Nerven unerlässlich sind.

Linsen sorgen also für viel Energie und gute Nerven. Auch heute ein guter Grund, sie in den Speiseplan einzubauen. Doch es gibt noch andere gute Gründe: Ihr Sortenreichtum und ihre Anpassungsfähigkeit an die unterschiedlichsten Aromen macht die Linse zu einem variantenreichen Grundnahrungsmittel für Geschmäcker aller Art.