Stress ist immer und überall. Da sind die beruflichen Anforderungen, die Alltagshektik oder auch, vor allem bei Frauen, die Doppelbelastung. Die gesundheitlichen Folgen sind nicht unerheblich: Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen bis hin zu Herzinfarkt.
Um gefährlichen Bluthochdruck in den Griff zu bekommen, verschreiben Ärzte oft starke Medikamente. Doch das ist oft der Beginn eines Teufelskreises. Denn diese Mittel haben nicht nur hohe Nebenwirkungen, sondern sind bisweilen sogar noch nicht einmal in der Lage, den erhöhten Blutdruck auf Normalmaß zu senken.
Die Kardio-Stress-Therapie
Die Kardio-Stress-Therapie, eine innovative Entwicklung aus der Psycho-Neuro-Kardiologie, eröffnet einen ganz anderen Zugang zu diesen Problemen. Dabei wird ein kleiner Sensor in Form einer Hülle über den Finger geschoben, mit dessen Hilfe man die Herzfrequenz messen kann. Der Herzrhythmus wird dann als übersichtliche Kurve auf dem Monitor dargestellt. „Schädliche Einflüsse wie Stress, Ängste oder Aufregung zeigen einen unregelmäßigen Verlauf der Herzrhythmuskurve“, erklärt Dr. Kai Ruffmann, leitender Kardiologe am Schwarzwald MedicalResort Obertal in Baiersbronn. „Ist alles in Ordnung, erscheint sie dagegen als ausgewogene Sinus-Welle.“
Ziel der Kardio-Stress-Therapie ist es, diese ausgewogene Herzrhythmuskurve zu erreichen. Dazu erlernt der Patient bestimmte Atemübungen. „Die Atemtherapie ist eine Rhythmisierungstherapie, bei der die Atmung als Taktgeber fungiert“, beschreibt Dr. Ruffmann die Methode. Mithilfe eines Metronoms wird eine rhythmische Atmung erreicht – fünf Sekunden einatmen, fünf Sekunden ausatmen – während das Computergerät laufend die Herzfrequenz aufzeichnet. „Nach einer Weile schwingt sich der ganze Körper auf den Rhythmus ein.“
Eine Studie bestätigt die Wirksamkeit der Kardio-Stress-Therapie
In der Klinik kommen die Patienten zwei- bis dreimal pro Woche für etwa 30 Minuten zu einer Behandlung. Wieder zu Hause machen sie die Übung dreimal am Tag für jeweils fünf Minuten. „Mit dieser Technik konnten wir schon vielen Patienten helfen, bei denen andere Therapien versagt haben“, sagt Dr. Ruffmann. Bereits nach zwei Wochen zeigten sich erste Besserungen bei Herzbeschwerden, der Bluthochdruck pendelte sich auf Normalwerte ein, Medikamente konnten reduziert, teilweise sogar ganz abgesetzt werden.
Dass die Methode funktioniert, bestätigte kürzlich auch eine Studie, die von den amerikanischen National Institutes of Health in Auftrag gegeben worden war. Sie wurde an der Stanford Universität in Kalifornien mit Patienten durchgeführt, die an schwerer Herzinsuffizienz mit Atemnot, Müdigkeit, Ödemen, Ängsten und Depressionen litten. Schon nach sechswöchiger Behandlung konnten die Patienten besser mit Stress umgehen, was das Stressniveau um 22 Prozent absenkte. Die Atemnot ging um 14 Prozent zurück und der psychische Zustand besserte sich deutlich. Ein Drittel der Patienten gab an, nicht mehr oder deutlich weniger unter Ängsten und Depressionen zu leiden.