Die Hygienehypothese – Ursachen einer Allergie – Grundlagen

Die Hygienehypothese zeigt Ursachen für eine spätere Entwicklung einer Allergie, wobei es z.B. von Bedeutung ist, wo man aufwächst.

T-Lymphozyten sind das Bindeglied zwischen spezifischer und unspezifischer Immunantwort. Diese lymphatischen Zellen besitzen an ihrer Zelloberfläche T-Zell-Rezeptoren. T-Helferzellen (TH) regeln über Botenstoffe (Zytokine) entzündliche Immunantworten, indem sie sie entweder in Gang setzen oder bremsen. Die Prägung der T-Zellen im Körper findet in der Thymusdrüse statt, welche sich unter dem Brustbein befindet und sich bereits nach dem 10. Lebensjahr wieder zurückbildet. Der Thymus ist das zentrale Organ, in dem T-Lymphozyten zu Abwehrzellen (immunkompetenten Zellen) reifen. Bei diesem Reifungsvorgang werden diejenigen T-Lymphozyten ausgesondert, die dem Organismus nützen, der große Rest (90%) wird eliminiert. Dies ist deshalb so wichtig, weil diese Zellen eine zu hohe Affinität für körpereigenes Gewebe besitzen und so dem Organismus erheblichen Schaden zufügen könnten. TH1-Lymphozyten, welche Interferon Gamma (IFN Gamma) produzieren, sind hierbei der Gegenspieler der TH2-Zellen, welche für die IgE-Produktion, bzw. die IgE-vermittelte allergische Reaktion verantwortlich sind (Soforttyp Typ-I). Ein Ungleichgewicht von TH1- zu TH2-Zellen zugunsten der TH2-Zellen wird dafür verantwortlich gemacht, dass allergische Erkrankungen insgesamt zunehmen.

Ursachen einer Allergie

Am Beispiel Asthma zeigt sich, dass das Auftreten dieser Erkrankungen in den letzten 20 Jahren zugenommen hat. Es werden Änderungen bei den Umweltfaktoren angenommen, welche zur vermehrten Bildung von Asthma-typischen TH2-vermittelten Immunantworten führen. Zur Erklärung wurde die sogenannte Hygienehypothese aufgestellt. Diese These geht davon aus, dass die verbesserten Hygienebedingungen in den Industriestaaten mit deutlich geringerem Auftreten von kindlichen Infektionen dazu führen, dass das Immunsystem dahingehend geprägt wird, Asthma häufiger entstehen zu lassen. Beobachtungen bei geschwisterreichen Familien (schlechtere hygienische Bedingungen), früher Horterziehung der Kinder und frühzeitigem Kontakt mit Tieren in der ländlichen Umgebung gehen mit einer geringeren Asthmahäufigkeit einher.

Die Hygienehypothese

Die Hygienehypothese basiert auf zwei Beobachtungen:

  1. frühe Infektionen dürften eine TH1-Immunität zuungunsten einerTH2-dominierten allergischen Erkrankung unterstützen.
  2. fehlen solche Infektionen, wird das TH1/TH2 -Gleichgewicht zugunsten der TH2- Zellen gestört, und somit erfolgt eine Zunahme der TH2-Zell-vermittelten allergischen Erkrankungen.

Die Studie

Laut J. Riedler et al. geht ein Aufwachsen am Bauernhof mit einer erniedrigten Allergierate einher. Asthma, Heuschnupfen und atopische Erkrankungen dürften durch das Ausgesetztsein gegenüber bakteriellen Endotoxinen und durch den Kontakt zu Vieh auf Bauernhöfen einen günstigen Einfluss und Schutzeffekt gegen die Entwicklung von Allergien haben. Die Studienteilnehmer konsumierten Rohmilch und hielten sich regelmäßig in Viehstallungen auf. Insbesondere bei Kindern unter einem Jahr zeigte sich ein schützender Effekt im Vergleich zu Kindern zwischen 1 und 5 Jahren. Eine Langzeitexposition in Ställen durchgehend bis zum 5. Lebensjahr hatte den größten Schutzeffekt bezüglich der Entstehung von Asthma.

Kritiker

Kritische Stimmen werfen aber ein, dass nicht nur die Häufigkeit der TH2-Zell-basierter allergischer Erkrankungen zugenommen hat, sondern auch die Inzidenz TH1-Zell-vermittelter Autoimmunerkrankungen in den letzten Jahrzehnten deutlich zunahm. Unter Autoimmunerkrankungen versteht man Erkrankungen, bei denen sich die Immunabwehr gegen körpereigenes Gewebe wendet und dieses schädigt, z.B. Rheuma. Der schützende Effekt der TH1-Zellen beim Asthma wird neuerdings nicht nur in Frage gestellt, sondern es zeigte sich, dass die allergische Entzündung durch von TH1-Zellen gebildete Botenstoffe (Zytokine) noch verstärkt wird. In diesem Zusammenhang dürften spezielle regulatorische T-Zellen eine Rolle spielen. Diese T-reg-Zellen kontrollieren die Intensität einer Immunantwort. Sie werden im Rahmen von Infektionen gebildet und verhindern eine überschießende Immunabwehr, sodass die Verminderung von Infektionen im Rahmen verbesserter Hygienemassnahmen in Industriestaaten auch über eine ungenügende Ausschüttung von regulatorischen T-Zellen erklärbar wäre.

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