Die Glatze vom Opa mütterlicherseits geerbt – Männlicher Haarausfall

Forscher fanden heraus, dass der hormonell bedingter Haarausfall bei Männern durch die mütterlichen Gene vererbt wird.

Sorgevoll betrachten junge Männer ihren glatzköpfigen Vater, mit der Angst, selbst einmal vom Haarausfall heimgesucht zu werden. Dabei sollten sie ihren Blick besser auf Ihren Großvater mütterlicherseits richten. Denn schon der Volksmund weiß, dass Männer mit dem Hang zur Glatzenbildung eher nach ihrem Großvater mütterlicherseits als nach ihrem Vater schlagen. Dies konnte jetzt sogar wissenschaftlich bestätigt werden. Forscher um Professor Markus Nöthen vom Life & Brain-Zentrum der Universität Bonn sowie Dr. Roland Kruse von der Hautklinik des Universitätsklinikums Düsseldorf scheinen nun erstmals eine der Erbanlagen identifiziert zu haben, die für den hormonell bedingten Haarausfall bei Männern verantwortlich sind. Und genau diese Erbanlagen werden von der Mutter weitergegeben.

Haarausfall liegt in den weiblichen Genen

Über mehrere Jahre hatten die Forscher bundesweit Familien untersucht, in denen mehrere Männer vom Haarausfall betroffen waren. In Blutproben der insgesamt 198 Freiwilligen suchten sie nach den entscheidenden Genen, und fanden diese vor allem in der genetischen Bauanleitung für den so genannten Androgen-Rezeptor, der Andockstelle für männliche Hormone. Das für die Bildung des Rezeptors zuständige Gen liegt dabei auf dem so genannten X-Chromosom, und dies bekommen Männer ausschließlich von ihrer Mutter vererbt. Somit ginge die Entstehung einer Glatze immer auf das Konto der Vorfahren mütterlicherseits.

„Eine bestimmte Veränderung dieses Gens fand sich unter Männern, die schon früh unter Glatzenbildung litten, sehr viel häufiger als bei Männern, die im Alter von über 60 Jahren noch volles Haar hatten“, so Nöthen. Wahrscheinlich führe diese Mutation zu mehr Androgen-Rezeptoren in der Kopfhaut. Dies lasse zwei Schlüsse zu: Entweder werden bei den Betroffenen mehr Androgen-Rezeptoren gebildet, oder die Rezeptorvariante, die aufgrund der Genveränderung entsteht, ist stabiler und wird nicht so schnell abgebaut. Durch beide Mechanismen könne es zu einer stärkeren Wirkung der männlichen Hormone kommen. Und diese verstärkte Hormon-Wirkung führe dann zum Haarausfall, erklärt der Experte. Allerdings vermuten die Wissenschaftler um Nöthen, dass noch weitere Gene an der Glatzenbildung beteiligt sind, die unabhängig vom elterlichen Geschlecht vererbt werden.

Hintergrund

Die häufigste Form des Haarausfalls ist hormonell bedingt. Die Wachstumszonen der Haare reagieren hierbei empfindlich auf männliche Hormone und stellen daraufhin ihre Haarproduktion ein. So entstehen beispielsweise die typischen „Geheimratsecken“ oder lichten Stellen am männlichen Hinterkopf. Auch beim weiblichen Haarausfall spielen männliche Hormone eine Rolle. Frauen mit hormonell bedingtem Haarausfall verlieren ihre Haare hauptsächlich am Scheitel. Ebenfalls äußere Ursachen, wie Arzneimittel (Chemotherapeutika), Umweltgifte (Blei, Quecksilber), Stress, Sonneneinstrahlung oder Ernährungsmängel sorgen für lichte Stellen am Kopf.

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