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    Categories: Technik

Die europäischen Starfighter F-104

Aus einem Schönwetterjäger wurde für Europa ein allwettertaugliches Universalflugzeug. Das bescherte den Verantwortlichen manchen Kummer.

1958 entschieden sich der damalige Verteidigungsminister Franz Josef Strauß und die Führung der Bundeswehr für die Einführung des F-104 Starfighters von Lockheed, um die in der Aufbauphase der Bundeswehr beschafftem Kampfflugzeuge F-86K Sabre, F-84F Thunderstreak und RF-84F Thunderflash durch ein einziges Mehrzweckkampfflugzeug zu ersetzen.

Die F-104G und die F-104S

Bei der Entscheidung für die F-104 gab es nur einen Schönwetterjäger F-104A. Der Anforderungskatalog der Bundeswehr sah vor:

  • Allwetterfähigkeit
  • Reichweite über 2000 Kilometer
  • Fähigkeit zum Abwurf von Atomwaffen

Für die Allwettertauglichkeit mussten entsprechende Radar- und Ortungssysteme eingebaut werden. Wegen der kleinen Treibstofftanks war die Reichweite des Starfighters recht bescheiden. Zusatztanks schränkten die Möglichkeiten zum Mitführen von Waffen ein. Lockheed wollte deshalb für den F-104G einen neuen Flügel mit zwei weiteren Unterflügelstationen vor. Das war im Zeitplan der Beschaffung nicht drin und unterblieb daher.

Die italienische Luftwaffe griff diesen Vorschlag später auf. So entstand die F-104S mit zwei zusätzlichen Unterflügelstationen. Die zusätzliche Last weit außen am Flügel veränderte die Stabilität der Maschine. Daher musste die italienische F-104S am Heck mit zwei zusätzliche Flossen ausgestattet werden. Folgende Länder beschafften die F-104G und ihre Varianten:

  • Belgien: 101 F-104G und 12 TF-104G
  • Dänemark: 25 F-104G und 4 TF-104G
  • Deutschland: 749 F/RF-104G, 137 TF-104G und 30 F-104F
  • Griechenland: 45 F/RF-104G, 6 TF-104G
  • Italien: 105 F-104G, 24 TF-104G, 20 RF-104G und 205 F-104S
  • Niederlande: 138 F-104G
  • Spanien: 18 F-104Gs und 3 TF-104G
  • Türkei: 48 F-104G, 6TF-104G und 40 F-104S

Die F-104G bei der Bundeswehr

Die Bundeswehr setzte die F-104G in unterschiedlichen Rüstzuständen als Jäger, Jagdbomber, Atombomber und zur Seekriegsführung ein. Auch die RF-104G wurde eingesetzt. Bei ihr war die Bordkanone durch mehrere Luftbildkameras ersetzt.

Zur Ausbildung der Piloten wurde in den ersten Jahren die F-104F, ein zweisitziger Trainer auf Basis der F-104D der US Air Force, eingesetzt. Der Trainer TF-104G wurde erst später geliefert. Folgende Verbände der Bundeswehr wurden mit der F-104G ausgerüstet:

  • als Jäger in den Jagdgeschwadern 71 und 74
  • als Jagdbomber in den Jagdbombergeschwadern 31, 32, 33, 34 und 36
  • als Aufklärer RF-104G in den Aufklärungsgeschwadern 51 und 52
  • zur Seezielbekämpfung in den Marinefliegergeschwadern 1 und 2

Die Ausbildung erfolgte bei der US Air Force in den USA und in der Waffenschule der Luftwaffe 10 in Nörvenich bzw. in Jever.

Der umstrittene unfallträchtige Starfighter

Die Bundeswehr erhielt im Sommer 1960 ihre ersten Starfighter von Lockheed. Die blieben vorerst zur Ausbildung von Piloten in den USA. Den letzten Starfighter musterte die Bundeswehr am 22. Mai 1991 aus. 916 Starfighter wurden beschafft. Davon gingen 292 Maschinen, das ist fast ein Drittel, bei Unfällen verloren. Dabei kamen 116 deutsche Piloten ums Leben.

Zeitweise war die Unfallserie der Starfighter ein Politikum in der Bundesrepublik Deutschland. Denn zu der Unfallserie kamen noch echte Skandale und vermeintliche Skandale um den Verteidigungsminister Franz Josef Strauss, der immer eine umstrittene Figur war. Bei dieser hitzigen Diskussion ab 1963 wurde stets übersehen, dass auch andere Flugzeugmuster in dieser Zeit ähnliche Unfallraten aufwiesen. Das traf bei der Bundeswehr auf die F-84, die F-86, den Jäger Hawker Hunter und das Erdkampfflugzeug Fiat G.91 zu.

Der Starfighter im Museum

Starfighter sind in praktisch allen Luftfahrtschauen der einschlägigen Museen zu sehen. Hier eine Auswahl:

  • Luftwaffenmuseum der Bundeswehr in Berlin-Gatow
  • Flugausstellung Hermeskeil
  • Wehrtechnische Studiensammlung in Koblenz
  • Luftfahrtmuseum Laatzen-Hannover
  • Deutsches Museum in München und Flugwerft Schleißheim
  • Deutsches Luftschiff- und Marinefliegermuseum Aeronauticum in Nordholz
  • Auto + Technik Museum in Sinsheim
  • Technik-Museum in Speyer
  • Internationales Luftfahrtmuseum Villingen-Schwenningen
  • Musée Royal de l’Aemée et d’Histoire Militaire in Brüssel
  • Banmarks Flyvemuseum in Billund (DK)
  • Midland Air Museum in Coventry (GB)
  • NATO Aircraft Museum in Cleethorpes (GB)
  • Second World War Aircraft Preservation Society in Alton (GB)
  • Aviodrome – National Luchtvaartthemapark in Leylstad (NL)
  • Militaire Luchtvaartmuseum in Kamp von Zeist (NL)
  • US Air Force Museum in Dayton (Ohio)