Wie die Arbeitgeber bevorzugt ihr Personal rekrutieren und welche Erkenntnisse der Bewerber für sich daraus ziehen kann.
Zwei Wege erweisen sich als besonders erfolgreich, wenn es um die Suche nach Stellen geht. Die überwiegende Anzahl der Stellen wird immer noch über persönliche Kontakte besetzt. Wer diesen Weg nicht nutzen kann, ist gut beraten, Initiativbewerbungen ins Auge zu fassen.
Der statistisch erfolgreichste Weg: persönliche Kontakte
Wenn man Menschen daraufhin befragt, welche Wege der Bewerbung sich als besonders erfolgreich gezeigt haben, dann fällt auf, dass die überwiegende Anzahl der unterschriebenen Arbeitsverträge in den Erwerbsbiografien über persönliche Kontakte zustande kam und immer noch kommt. Und dies ist vollkommen unabhängig davon, ob es sich um Helfer, Facharbeiter oder Akademiker handelt. Diesen Befund geben auch alle wissenschaftlichen Untersuchungen wieder. Das Vitamin-B-Zeitalter bleibt unbeirrt bestehen. Wenn man Arbeitgeber nach ihrer Personalsuche befragt, geben die meisten an, die eigenen und die Kontakte der Mitarbeit auszuloten, wenn Mehrarbeit mit der vorhandenen Belegschaft und Überstunden nicht mehr geleistet werden können. Warum ist das so?
Zum einen geht der Arbeitgeber davon aus, dass eine solche Person gut ins Team passt, da sie bereits mit ihm selbst oder seinem Mitarbeiter gut zurechtkommt und über ähnliches Temperament verfügt. Zum anderen steht ein solcher Mitarbeiter in der Pflicht Leistung zu bringen, da jemand sich für ihn verbürgt hat. Daher überlegen die meisten Menschen sehr genau, bevor sie einen Bekannten seinem Arbeitgeber empfehlen. Es zeigt sich auch, dass Arbeitgeber bei empfohlenen Personen sogar bereit sind, die fachlichen Anforderungen an die Bewerber herunterzuschrauben. Beruflicher Werdegang, Zeugnisse und dergleichen spielen eine geringere Rolle als bei unbekannten Bewerbern.
Über persönliche Kontakte vergebene Stellen sind zudem im Schnitt besser bezahlt und weisen angenehmere Arbeitsbedingungen auf. Nun nützt diese Erkenntnis natürlich niemandem, dessen persönliches Netzwerk in dieser Art und Weise nicht oder nicht mehr funktioniert. Alle Tipps zu Reaktivierung von alten Netzwerken oder zum Aufbau von neuen werden außerdem nicht selten mit dem Hinweis aufgenommen, dass sich solche Dinge nicht erzwingen lassen.
Unterschätzt und extrem erfolgreich – Initiativbewerbungen
Der nächste Schritt, den Arbeitgeber gehen, wenn sie auch durch Kontakte ihrer Mitarbeiter kein passendes Personal finden, ist der Griff in die Schublade mit unverlangt eingegangenen Bewerbungen und dies immer, bevor er das Stellenprofil öffentlich macht. Manche Arbeitgeber greifen noch auf katalogisierte Bewerbungen zurück, obwohl der Bewerber längst seine Ablehnung im Briefkasten vorfand. Der Grund, warum viele Arbeitgeber ganze Monate damit zögern auszuschreiben, ist vor allem der Kostenfaktor. Die Veröffentlichung einer durchschnittlich langen Stellenanzeige, die auch zu den Anforderungen und zum Profil des Bewerbers etwas verrät, schlägt sich mit einigen tausend Euro zu Buche. Und das sind noch längst nicht alle Kosten. Auf dem Tisch des Personalers landen Bewerbungsberge, die bearbeitet und notfalls zurückgeschickt werden müssen, wobei allein die Portokosten das Budget von kleinen und mittleren Unternehmern strapazieren.
Somit sind Initiativbewerbungen extrem erfolgreich und jedem Bewerber zu empfehlen. Allem voran jedoch Langzeitarbeitslosen. Für sie ist dieser Weg vielfach erfolgreicher als der über Bewerbungen auf ausgeschriebene Stellenanzeigen. Der Grund ist leicht nachzuvollziehen: Auf diesem Weg haben sie nur eine kleine oder gar keine Konkurrenz zu erwarten. Und diese ist meist der Grund, warum man als Langzeitarbeitsloser in einem Bewerbungsverfahren nicht weiter berücksichtigt wird. Zu bedenken ist, was passiert, wenn eine begehrte Stelle öffentlich inseriert wird. Auf eine Stelle „Bürokauffrau mit Grundkenntnissen der englischen Sprache“ gehen allein in Berlin zum heutigen Zeitpunkt im Schnitt 700 Bewerbungen ein, für die Stelle eines Hausmeisters an die 1.200 und mehr. Abgesehen von allen anderen Handicaps erweist sich allein die längere Arbeitslosigkeit als problematisch, wenn man sich mit einer derartig großen Konkurrenz messen muss.
Die Art und Weise der Initiativbewerbung kann sehr unterschiedlich sein. Ein erfolgreicher Weg ist der Griff zum Telefon, im Handwerk ist persönliches Erscheinen üblich. So verschwendet man am wenigsten Papier und Geld. Wenn es einem jedoch davor graust, sich am Telefon häufiger ein „Nein, wir brauchen niemanden“ einzuhandeln, ist auch der schriftliche Weg nicht verkehrt und bei Stellen, die eine höhere Qualifikation verlangen, der richtige.