Fast jeder Mensch trägt eine Reihe von Stereotypen in sich. Nicht immer treten diese Vorurteile offen zu Tage, doch oft genügt ein Kommentar oder ein Ereignis, um diese latent schlummernden Stereotypen an die Oberfläche zu bringen.
Kategorisierung – die Voraussetzung für die Entstehung von Stereotypen
Voraussetzung für die Entstehung von Stereotypen ist die Einteilung von Menschen in verschiedene Gruppen mit jeweils bestimmten Charakteristika. Für die zu einer Gruppe zugeordneten Personen werden dementsprechend jeweils gemeinsame Merkmale und/oder Verhaltensweisen angenommen. Kategorisierungen helfen uns, die Dinge in der physischen Welt (Gegenstände, Tiere, Pflanzen etc.) besser zu verstehen, aber auch die soziale Welt wird für uns besser verständlich, wenn wir die Menschen nach Nationalität, Geschlecht, Hautfarbe, sozialer Stellung usw. einteilen. Die Suche nach Ähnlichkeiten und Unterschieden und die Zuordnung derselben zu unterschiedlichen Gruppen hilft uns außerdem, unseren eigenen Platz innerhalb der Gesellschaft zu finden und vermittelt uns ein Gefühl von Sicherheit und Zugehörigkeit. Jedoch funktionieren diese Einteilungen beziehungsweise die aus ihnen hervorgehenden Stereotype nur innerhalb einer Gesellschaft. Eine andere Kultur kann schon wieder völlig andere Kriterien für Gruppeneinteilungen haben und andere Vorurteile hegen.
Die Aktivierung von Stereotypen
In einem im Jahr 1985 von Greenberg und Pyszczynski vorgenommenen Experiment wurden die Versuchspersonen aufgefordert, einen weißen und einen farbigen Debattierer entsprechend ihres Könnens zu beurteilen. Wurde ein negativer Kommentar über den schwarzen Debattierer abgegeben, schätzten die Beobachter dessen Leistung als geringer ein. Mit dem abgegebenen rassistischen Kommentar waren latent in den Beobachtern schlummernde Stereotype aktiviert worden. Über die Ursache ihrer negativen Einschätzung jedoch waren sich die Versuchspersonen nicht im Klaren.
Auch verschiedene andere Experimente haben gezeigt, dass Kategorisierungen dazu führen, dass neue Informationen entsprechend der bereits im Gedächtnis vorgenommenen Einteilungen geordnet werden. Gern werden dabei genau die Informationen, die zu den bestehenden Zuordnungen passen, besonders genau erinnert, während diskrepante Informationen öfter vergessen oder ignoriert werden. Nicht immer müssen die bestehenden Kategorien offensichtlich sein. So ist es möglich, dass der Mensch Vorurteile im Gedächtnis abgespeichert hat, deren er sich nicht bewusst ist und die erst dann an die Oberfläche gelangen, wenn sie durch Kommentare von anderen oder bestimmte Ereignisse aktiviert werden. So können Stereotype Entscheidungen und Urteile beeinflussen, ohne dass sich der Betroffene ihrer Subjektivität bewusst ist.
Vorurteile, die tief im menschlichen Gedächtnis schlummern, müssen jedoch nicht in jedem Fall aktiviert werden. Ob es zur Aktivierung von Stereotypen kommt und inwiefern diese dann die Urteilsbildung beeinflussen, hängt sowohl von der Persönlichkeit als auch den Einstellungen und dem Maß der Verankerung der Vorurteile ab.