Schnellere Übertragungsraten, ein Vielfaches an Speicherkapazität und somit deutlich bessere Bild- und Tonqualität versprechen die Technik-Unternehmen der Blu-ray Group. Neues digitales optisches Speichermedium als Nachfolger der DVD?
Einst übertraf die CD die rauschhafte Schallplatte an Kapazität und Klangqualität, die DVD verdrängte die sperrige alte Videokassette ins audiovisuelle Abseits. Doch in den letzten Jahren hat sich ein Konkurrenzkampf unter den möglichen neuen Stars der schnelllebigen Welt der Unterhaltungselektronik entwickelt, aus dessen Wettläufen um die Gunst des Publikums letztlich nur einer siegreich hervorgehen kann. Das Rennen um die Marktführerschaft der Fernsehbildschirme zwischen der Plasma- und LCD-Technik war noch nicht endgültig entschieden, da stand schon die nächste Frage im Raum der Elektronikfachmärkte: HD-DVD oder Blu-ray Disc – wer soll in Zukunft das konservierte Kino in die aufgerüsteten Wohnzimmer transportieren?
Speichermedium für Videos: Technische Weiterentwicklung der DVD mit mehr Leistung
Eine moderne Digital Versatile Disc (DVD) bietet heutzutage bereits mit bis zu 17 GB genügend Speicherplatz für einen Spielfilm in Überlänge samt Dolby Digital-Tonspuren. Dazu finden noch weitere Extras wie Making-of-Dokumentationen, Hintergrund-Informationen, kleine Spielchen und weitere Unterhaltungsangebote der Hollywood-Studios Platz – allerdings stoßen solch überladene Datenbomben mittlerweile ans Limit der technisch machbaren Kapazitäten von DVD und Artverwandten. Hilfsmodelle mit beidseitig beschriebenen Oberflächen, die sogenannten Flipper, oder Kombinationen aus Single und Dual Layer, bei der der Laserstrahl zum Abtasten neu fokussiert werden muss, können diese Beschränkungen nicht unbegrenzt erweitern. Da das mit den eigentlichen Filmen verkaufte Zusatzmaterial aber immer umfangreicher wird und auch die Datenmengen neuer digitaler Bild- und Tonformate kräftig anwächst, wird seit einigen Jahren an einer technischen Weiterentwicklung der schimmernden Silberscheibchen als leistungsgesteigertes Speichermedium für Videos und weitere von den Studios zu ersinnende Inhalten gearbeitet.
Technische Neuerungen der Blu-ray Disc: Speicherkapazität, Laser, neue Schutzschicht
Grundlegende Neuerung der Blu-ray-Technik stellt die Vervielfachung der Speicherkapazität dar, die über mehrere Lagen (Layer) von maximal 25 GB auf bis zu 400 GB summiert werden kann. Auch der eingesetzte Laser ist neu, da er die Scheibchen mit geringerer Wellenlänge (405 Nanometer gegenüber 780 nm der DVD) und knapp halb so kleinem Laserpunkt exakter abtastet. Folgen sind die andere Spektralfarbe des Lasers im blau-violetten Bereich – daher auch der Name „Blauer Strahl“ – und eine kürzere Distanz der Linse zur Datenschicht, die eine höhere Datendichte und damit wiederum mehr Speicherkapazität erlaubt.
So kann das Bildsignal von einer Blu-ray Disc bis zu fünfmal mehr Pixel als das einer DVD aufweisen, also deutlich schärfer sein. Allerdings geht das zu Lasten der aufliegenden Schutzschicht, die die Disc vor Kratzern schützen soll. Sie hat bei der Blu-ray gerade einmal ein Sechstel der Stärke von der einer DVD. Um die Haltbarkeit und Nutzerfreundlichkeit der Neuentwicklung nicht zu gefährden, wurden zunächst Cartridge-Systeme wie bei der veralteten MiniDisc und stabilere Trägermaterialen getestet, bis man sich in den Reihen der Blu-ray Group auf den Einsatz einer stabileren Schutzschicht namens Durabis geeinigt hat – die sich in der Praxis aber noch zu bewähren hat.
Abspielgeräte für zahlreiche Formate: Was können die neuen Blu-ray-Player?
Der vielleicht wichtigste Punkt vorab: Die neue Generation der Videoplayer mit Blue-ray-Technik an Bord spielt auch die heimische DVD-Sammlung ohne Probleme – gleich welche der zahlreichen Formate von DVD-R bis DVD-RAM darunter sind. Weiterhin soll die neu entwickelte Phase-Change-Technik eine mit 72 Mbit/s deutlich erhöhte Datentransferleistung beim Beschreiben der BD-R und BD-RE (wiederbeschreibbar) erreichen.
Freunde von Zusatzmaterial zum Film, das bislang nur über den Umweg des Hauptmenüs erreichbar war, können sich mit der Bild-im-Bild-Funktion Kommentare uns ähnliches direkt in den laufenden Film einspielen lassen. Blu-ray-Player der neuesten Generation haben zusätzlich die Möglichkeit, über einen Ethernet-Anschluss zusätzliche Angebote zu BDLive-fähigen Blu-ray Discs aus dem Internet zu laden – welche Bonusinhalte das sein werden, wird die Praxis zeigen.
Ist die neue Technik den höheren Preis wert?
Bis sich die neue Technik der Blu-ray am Markt etabliert hat und der übliche Preisverfall an Hard- und Software einsetzen wird, muss der interessierte Nutzer noch einen recht hohen Preis für sein Heimkino-Erlebnis zahlen. Filme auf Blu-ray Disc sind mit Preisen um 27 € noch deutlich teurer als DVDs, auch wenn es einige Hollywood-Blockbuster schon unter 20 € zu kaufen gab.
Die Anzahl der verfügbaren Titel ist aber noch deutlich limitiert, da sich bislang nur die großen Studios wie 20th Century Fox, Sony Pictures, Walt Disney und Warner Bros. an der Revolution des Sehvergnügens mittels Blu-ray beteiligen. Gute Markenplayer gibt es zwar schon ab 300 € aufwärts; ihren vollen Mehrwert gegenüber der lieb gewonnenen DVD können sie aber nur in Verbindung mit modernen Flachbildschirmen samt High Definition-Ausrüstung ausspielen. Wer noch nicht über einen solchen verfügt, kann sich auch die neueste Unterhaltungstechnik sparen.