„The Elements Of Style“ sollte jeder Schreibende gelesen haben. Schreiben können viele, ob nun fiktive oder Sachtexte. Aber richtig gut schreiben? Daran mangelt es mitunter. Ein schlankes Büchlein schafft Abhilfe.
1919 lernten sich William Strunk Jr. und Elwyn Brooks White an der Cornell University kennen. Strunk unterrichtete Literatur, White saß als Student in seinen Vorlesungen. Strunk hatte damals für seine Schüler einen schlanken Reader mit dem schlichten Titel „The Elements Of Style“ zusammengestellt, der helfen sollte, den Stil der jungen Schreiber zu verfeinern. Ein Leitfaden für Studierende, beschränkt auf Strunks Unterricht, nicht mehr.
Die Wiederentdeckung
E. B. White ergriff den Beruf des Schriftstellers, schrieb Prosa, Sachtexte und Kolumnen für The New Yorker. Dabei stellte sich ihm das Standardproblem eines jeden Autors: Nie war er zufrieden mit seinen Texten, stets fragte er sich, wie er es besser machen könnte – so zumindest berichtet sein Stiefsohn Roger Angell. White erinnerte sich dann an seinen alten Literaturprofessor und kramte dessen Reader aus seinen Unterlagen – ein Glück, dass er ihn überhaupt aufgehoben hatte. Was er da in den späten Fünfzigern zutage förderte, war schlicht und ergreifend ein Juwel von unschätzbarem Wert. Er entschied sich, nach einiger praktischer Anwendung, das schmale Bändchen um einige zusätzliche Kapitel zu erweitern und im Auftrag von Macmillan Publishing zu überarbeiten, wo es 1959 erstmals erschien und bis heute (bei Longman) immer wieder neu aufgelegt wird. Die „Fourth Edition“ erschien 2000.
Die Elemente des Stils
Das Buch, das kaum hundert Seiten umfasst, ist in fünf Abschnitte unterteilt. Der erste („Elementary Rules of Usage“) gibt Hinweise und explizite, mit Beispielen untermalte Erklärungen, wie man Sätze richtig und lesbar konstruiert, wo es Sinn macht, Trennungen oder Satzkombinationen zu bauen, und wo nicht, beschreibt den effizienten Einsatz von Nomen und wie man mit einer Satzeinleitung sinnvolle Bezüge zum Inhalt herstellt. Dabei wird sowohl auf Grammatik, als auch auf Konstruktion und Stil eingegangen. Ziel ist es, jeden Satz zu perfektionieren. Aber, wie die Kapitelüberschrift schon sagt, hier geht es lediglich um die Grundlagen.
In „Elementary Principles of Composition“ wird beleuchtet, was gute, lesbare Sprache ausmacht, wie man eine stilistische Linie findet und diese Einhält, welche Wörter und Wortkategorien man zur Verstärkung ihrer Wirkung verbinden und auf welche Wörter man besser ganz verzichten sollte.
Die beiden Folgekapitel geben Hinweise zur Form, zur formalen Einheit, und erläutern, welche Wörter und Ausdrücke ständig, auch von angesehenen Autoren, falsch eingesetzt werden, warum sie falsch eingesetzt werden und wie man eben jene Patzer umgeht.
Das Schlusskapitel „An Approach to Style“ fügt alles Vorangegangene zusammen und geht darauf ein, wie man es auch inhaltlich umsetzt, was man beim Inhalt und dessen Übermittlung an den Leser generell beachten sollte, und – schlussendlich – wie man aus einem Text einen wirklich guten, interessanten und mit Freude lesbaren Text macht.
Zwar richtet sich das Buch an Autoren, sein Ziel ist aber in erster Linie ein zufriedener Leser. Ein Text kann noch so informativ, spannend, wichtig sein – wenn er schlecht geschrieben ist, wird er beim Leser keinen Erfolg haben. „Buy it, study it, enjoy it. It’s as timeless as a book can be in our age of volubility“, urteilte die New York Times über „The Elements of Style“. Wer es gelesen hat, wird das bestätigen.
Der Nachteil für Deutsche Rezipienten ist, dass dieses kleine Meisterwerk nur in englischer Sprache erschienen ist und die zahlreichen Beispiele großteils sehr spezifisch die englische Grammatik untersuchen – man muss sich also die Mühe machen, deutsche Entsprechungen zu finden. Den Wert des Inhalts mindert dieser Umstand aber nicht im Mindesten.