Warum Freunde und die Clique in der Pubertät immer wichtiger werden.
Während die Bedeutung der Familie sowie deren Einfluss aufgrund der Beziehungen zu Freunden im Jugendalter allmählich zurückgedrängt wird, nimmt die Beziehung zu Gleichaltrigen an Wichtigkeit zu. Die Ablösung vom Elternhaus, welche auch eine größer werdende emotionale Distanz zwischen Eltern und Jugendlichen beinhaltet, und auch die zunehmende Orientierung an den Freunden und/oder der Clique ist charakteristisch für die Phase der Adoleszenz. Der Peer-Group (Gleichaltrigengruppe) kommt in dieser Phase deswegen eine so große Bedeutung zu, weil sie den Jugendlichen viele persönlichkeitsbildende Entfaltungsmöglichkeiten bietet. Trotzdem aber bleiben die Eltern in dieser Zeit auch weiterhin in wichtigen Bereichen die zentralen Bezugspersonen der Jugendlichen.
Positiver Einfluss der Peer-Group
Innerhalb ihrer Gleichaltrigengruppe haben Jugendliche die Möglichkeit, einen eigenen Lebensstil zu entfalten und besser zu ihrer eigenen Identität zu finden. Hierzu gehört auch die Herausbildung von eigenen Wertvorstellungen wie auch die Auseinandersetzung mit kulturellen Inhalten. Mit Freunden wird vor allem über persönliche Themen oder über Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht gesprochen. Diese Bereiche werden dagegen in der Familie zunehmend weniger thematisiert. Freundschaftsbeziehungen können vor allem auch Schutz nach außen vermitteln, wenn zum Beispiel Spannungen in der Familie oder in der Schule auftreten. Somit stellt die Peer-Group eine wichtige Widerstandsressource dar, wie sie im salutogenetischen Modell von Aaron Antonovsky bei der Bewältigung von Krisen und Stress beschrieben wird. Denn eine gefestigte Position in der Peer-Group kann für Jugendliche eine gute Basis bei der Bewältigung von Entwicklungsaufgaben und den daraus resultierenden Belastungen darstellen. Gleichzeitig wird auch das Selbstwertgefühl der Jugendlichen durch eine angesehene Stellung innerhalb ihrer Clique positiv beeinflusst. Hier zeigt sich, dass die Anerkennung durch die Gleichaltrigen und die Zugehörigkeit zu der Peer-Group einen sehr hohen Stellenwert für die Jugendlichen hat.
Risiken durch die Peer-Group
Die Gruppe der Gleichaltrigen bietet aber nicht nur gesundheitsrelevante Ressourcen, sondern birgt auch Risiken, die sich nachteilig auf die Entwicklung und die Gesundheit der Jugendlichen auswirken können. So kann zum Beispiel eine ungefestigte oder marginale Position in der Peer-Group, den emotionalen Rückhalt und damit das Selbstwertgefühl des Jugendlichen beeinträchtigen. Zum anderen kann die Peer-Group nachteilig gesundheitsrelevante Verhaltensweisen beeinflussen. Da der Einfluss der Gleichaltrigengruppe sehr groß ist und gerade in der frühen Adoleszenz eine starke Neigung zu gruppenkonformem Verhalten besteht, stellt die Anerkennung durch die Peer-Group ein wichtiges Motiv für gesundheitsrelevantes Verhalten wie beispielsweise Drogenkonsum oder Alkoholmissbrauch dar. Solche Risikoverhaltensweisen sind allerdings ein typisches Charakteristikum für die Lebensspanne der Pubertät. Hierin liegen aber auch mögliche Chancen für die individuelle Entwicklung der Jugendlichen, denn Risikoverhalten im Jugendalter dient oft auch der eigenen Identitätsfindung.