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Die Angst vor der Wahrheit – Warum wir gerne unsere Vorurteile bestätigen?

Es fällt den Menschen auf Grund der Informationsflut immer schwerer zwischen Lüge und Wahrheit zu unterscheiden und ihr eigenes Leben zu gestalten.

Aus der Geschichte haben wir lernen können, dass sie eine Interpretation der Vergangenheit ist, die nicht wahr sein muss. Immer wieder tauchen Fakten auf, die geglaubte Tatsachen zur Makulatur werden lassen. Doch als einzelner Mensch können wir kaum die Zeitläufe beeinflussen, aber schon die Genauigkeit mit der wir mit uns selbst kommunizieren. Wollen wir uns wirklich dauernd etwas vormachen und möglicherweise aus Unkenntnis andere dazu animieren, uns zu belügen? Sicherlich nicht! Folglich erscheint es ratsam, sich der Wahrheit immer wieder zu nähern, so gut es eben geht. Keine einfache Sache, denn die Wahrheit ist die Übereinstimmung der Erkenntnis mit dem Gegenstand. Wobei mit dem Gegenstand nicht nur gemeint ist, was man sieht und anfassen kann, sondern auch, was man denkt und fühlt.

Denken und Fühlen

Um Sie vielleicht ein wenig zu schockieren: Was Sie denken und fühlen, entscheiden Sie nicht selbst! Auch wenn Sie das bisher geglaubt haben, weil es Ihnen so vorkommt. Der Philosoph Kant hat die Menschen aufgefordert, selbst zu denken. Dies gilt nach wie vor! Doch was Sie selbst denken und fühlen, also wenn Ihnen eine bestimmte Vorstellung oder Stimmung ins Bewusstsein rückt, ist immer aus einer ganzen Vielzahl von Vernetzungen der verschiedenen Gehirnfelder entstanden. Und es hat sich eine Priorität herauskristallisiert, aufgrund Ihres Wissens und Ihrer Erfahrungen. Diese Basis ist teilweise individuell und stimmt niemals exakt mit dem Wissen anderer überein, weswegen es oft zu Missverständnissen kommt.

Vorurteile

Wir bestätigen gerne unsere Vorurteile. Die sind nun gerade aus unserem Wissen und unseren Erfahrungen entstanden und bilden unseren Verstehenshorizont, den wir nicht hinterfragen können. Vorurteile dienen der psychischen Entlastung bei Angst, Orientierungslosigkeit und Unsicherheit. Die Wahrheit zu denken erfordert ein nicht zu unterschätzendes Maß an Erkenntnisfähigkeit. Die Wahrheit zu fühlen, also die Authentizität der Aussagen und Eindrücke zu spüren, ist Erfahrungssache. Und die Wahrheit auszusprechen, dazu braucht es mehr Mut als wir in unserer Konsensgesellschaft oftmals haben.

Können wir noch unterscheiden?

Differenziertes Denken ist überall dort von Nutzen, wo wir es mit Veränderungen zu tun haben. Auch mit solchen, die passieren müssten, aber nicht stattfinden. Was unsere Gesellschaft insgesamt und die Menschen so anfällig für Unwahrheiten macht, ist die Tatsache, dass sich viele Lügen auszahlen. Wir werden auf Schritt und Tritt falsch oder unvollständig informiert und manipuliert. Nicht nur von der Politik, auch von der Wirtschaft. Es gehört zum Kapitalismus, die Massen in Kauflust zu halten. Und weil immer mehr Generationen in der westlichen Welt bereits vielfältigsten Impulsen ausgesetzt waren, die mit der Wahrheit mehr oder weniger nichts zu tun haben, fällt es den kommenden Generationen immer schwerer, zwischen Fiktion und Wirklichkeit zu unterscheiden. Die Lügenfrequenz ist in sämtlichen Bereichen gestiegen und wird durch die neuen Medien weiter angeheizt. Eine Unterscheidung von Wahrheit und Lüge wird wahrscheinlich in naher Zukunft auf Unverständnis treffen.

Mainstream and Dreamteam

Der wahre Zustand der Gesellschaft wird den Menschen ebenso verheimlicht wie sie selbst ihren wahren Zustand verdrängen. Oder umgekehrt. Solange hauptsächlich gelogen wird, um befürchtete Emotionen nicht aufkommen zu lassen, sondern alles mit der Konsenssoße übergossen wird, ist es ausgesprochen schwierig, aus dem Mainstream und der großartigen Clique, der wir angehören, dem vermeintlichen Dreamteam des Kiezes, auszubrechen. Um dann, ohne allzu große Lebenslügen, die einen letztlich daran hindern glücklich zu werden, seine Existenz besser oder überhaupt erst selbst gestalten zu können. Den Versuch wäre es jedenfalls wert!