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Diagnose Schweinegrippe – Ein Erfahrungsbericht

Zwei Erkrankte über den Krankheitsverlauf und was zu beachten ist. Jeder spricht von der „neuen Grippe“ mit dem reißerischen Namen. Doch die wenigsten wissen, wie die Schweinegrippe verläuft. Ein Erfahrungsbericht.

Michael F., 13 Jahre, bekam plötzlich in der Nacht 38,8° Grad Fieber. Den Tag über hatte er sich völlig normal, nur ein bisschen schlapp gefühlt. Kein Schnupfen, kein Husten, das Fieber kam einfach aus dem Nichts. Seine Mutter Andrea ging mit ihm am Vormittag gleich zum Hausarzt. Dieser diagnostizierte einen grippalen Infekt. „Sieht nicht nach Schweinegrippe aus.“, meinte dieser auf ihre Frage. Andrea F. war trotzdem verunsichert, auch weil sie wusste, dass weder ihr Sohn, noch sie leicht Fieber bekommen. Dazu ging es ihrem Sohn wirklich sehr schlecht. Auch nach einem zweistündigen Mittagsschlaf war das Fieber nicht gesunken, er fühlte sich richtig scheußlich und hatte so starke Kopfschmerzen, dass er meinte, sein Kopf platze. Nach einer Aspirin-Tablette ging es ihm etwas besser, aber er wirkte immer noch sehr krank.

Die drei A-Symptome für die Schweinegrippe

„Natürlich begann ich im Internet herum zu recherchieren, obwohl ich mir blöd vor kam. Ich wollte mich schließlich nicht von irgendeiner Panik-Mache anstecken lassen“, meint Andrea F. Trotzdem fand sie auf mehreren seriösen Seiten folgende A-Symptome (diese treten nahezu immer auf) für die Schweinegrippe: Hohes Fieber (über 38° Grad), starkes Krankheitsgefühl und plötzlich eintretender Krankheitsbeginn. Von den sehr häufigen B-Symptomen traten ebenfalls einige bei Michael auf (Husten, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Nase laufen…) und so nahm Andrea F. am Abend noch Mal Kontakt mit dem Hausarzt auf. Sie wollte einen Test machen lassen, auch wenn sie diesen eventuell selber zahlen müsste. „Mir war es einfach wichtig, dass ich Michael in keinem Fall frühzeitig in die Schule oder in den Sport schicke, sondern bei einer positiven Diagnose sehr vorsichtig bin. Dazu fand ich es unverantwortlich, wenn ein solcher Infekt da ist und niemand davon weiß.“ Michael macht gerne und viel Sport und spielt auch regelmäßig anstrengende Meisterschaftsspiele.

Schweinegrippen-Tests werden nur noch bei Risikopatienten gezahlt

Wir hatten das Glück, dass der Hausarzt – zwar etwas zögerlich – einen Test machte, obwohl er darauf hinwies, dass auch der Befund „Schweinegrippe“ nichts an der Therapie ändere. Tamiflu®, ein recht gutes aber teures Medikament, das 24 – 36 Stunden nach Ausbruch der Erkrankung genommen werden muss, werde nicht verschrieben, meinte der Hausarzt auf Ihre Frage. Die ganze Medikation (Hustenmittel, Nasenspray etc.) muss der Erkrankte in der Regel selber zahlen. In manchen Bundesländern wird auch der Test nur noch auf eigene Kosten gemacht. Inzwischen ist es so, dass er nur noch bei Risikopatienten von der Krankenkasse bezahlt wird. Bei Michael F. wurde der PCR-Test gemacht, weil dieser zuverlässiger ist. „Eine Rechnung haben wir bis jetzt noch nicht erhalten, kann aber ja noch kommen.“ Auf das Ergebnis musste die Familie F. allerdings über 30 Stunden warten, da die Labors mit Untersuchungen überhäuft sind. Michael F. hatte den A/H1N1 Virus.

Brustenge, starker Husten, Schnupfen und Müdigkeit bei Schweinegrippe

Am zweiten Abend wurde Michael F. richtig panisch. Er hustete sehr stark und klagte über Herzschmerzen und Brustenge. „Wir hatten ja noch kein Ergebnis, aber nach einem Rückruf beim Notfallarzt fuhren wir in die Kinderklinik.“ Man hörte ihn ab, machte einen Bluttest und untersuchte ihn wirklich sehr gründlich. „Gott sei Dank war alles in Ordnung und wir waren beruhigt. Es zeigte mir aber doch, wie sehr dieser Virus den Organismus schlaucht.“ Nachts konnte Michael übrigens immer nur sehr schlecht schlafen. Am dritten Tag bekam auch Andrea F. Fieber, 38,2° Grad. Danach Husten und Schnupfen und sie fühlte sich ebenfalls sehr schlapp. Sie ließ sich nicht testen, weil es eher unwahrscheinlich war, dass sie einen anderen Infekt hatte. Ihr Mann fühlte sich einen Tag schlapp, hatte aber ansonsten keine Symptome.

Die Schweinegrippe kommt in Schüben – das macht sie so gefährlich

Bei Michael schien es bereits nach vier Tagen wieder aufwärts zu gehen. Zwei Tage ohne Fieber, allerdings mit sehr starkem Husten, Schnupfen und weiterhin Schlappheitsgefühl. Auch bei Andrea F. schien das Fieber nach einem Tag vorbei zu sein. Doch bei beiden kam dieses nach zwei Tagen in einem zweiten Schub zurück. „Das macht die Grippe für mich so gefährlich. Man denkt es wäre vorbei und dann geht alles wieder von vorne los. Deshalb kann ich nur jedem raten, alle stärkeren grippalen Infekte wirklich gut aus zu kurieren, auch wenn man Druck vom Arbeitgeber bekommt oder das Kind viel Lernstoff versäumt. Aber ich merke an mir selbst, wie trügerisch eine vermeintliche Besserung sein kann.“ Beide haben am meisten unter dem starken Husten gelitten, den Schmerzen in den Bronchien, den Niesattacken und der dauernden laufenden Nase. „Ich habe nur mit einem heißen Kirschkernkissen auf den Bronchien schlafen können, da alles so weh tat.“

Wie viele Schweinegrippe-Infizierte es in Deutschland gibt, ist unklar

Die Zahlen der Erkrankten zu nennen, ist für Andrea F. „ein Witz“, da ja fast niemand mehr getestet wird. „Ich finde diese Politik des Sparens nicht sehr sinnvoll. Weil man denkt, man habe nur einen grippalen Infekt, geht man vorzeitig wieder in den Alltag über und verbreitet den Virus noch mehr, ohne es zu wissen. Da kann man nur froh sein, dass diese Infektion zwar sehr anstrengend und lästig ist, aber doch selten lebensbedrohlich.“