Lichtrezeptoren sind die Ursache für verstärkte Migräne-Symptome. Dies wurde durch eine bisher unbekannte Verbindung zwischen Zellen im Auge und Hirnzellen bewiesen.
Menschen die unter Migräneanfällen leiden, ertragen kein Licht, denn es verschlechtert ihren Zustand im großen Maße. Untersuchungen haben erst kürzlich den Grund identifizieren können. Schuld sind demnach spezielle lichtempfindliche Rezeptorzellen in der Netzhaut. Diese senden ihre Impulse über den Sehnerv direkt in das Hirnareal, in dem die Migräne ihren Ausgangspunkt hat. Die Neuronen, die sich in dieser Hirnregion – dem Thalamus – befinden, werden durch die gesendeten Signale in Aktivität versetzt, weshalb sich die pulsierenden Kopfschmerzen selbst nach einer Flucht in dunkle Räume noch 20 bis 30 Minuten lang verstärken können.
Symptome und Ursachen der Migräne
Die typischen Symptome einer Migräne sind recht vielfältig. So äußert sie sich in Form von halbseitigen Kopfschmerzen und Sehstörungen, durch Licht- und Lärmüberempfindlichkeit sowie durch Übelkeit und neurologische Ausfälle. Als Auslöser für die pulsierenden Kopfschmerzen diskutiert die Forschung unter anderem durch Schlafmangel hervorgerufene Müdigkeit, negativen Stress, aber auch bestimmte Nahrungsmittel sowie hormonelle Einflüsse. Nach gängiger Lehrmeinung wird bei der Migräne die Hirnhaut so sehr gereizt, dass dadurch Schmerzrezeptoren und Nervenzellen im Gehirn aktiviert und stimuliert werden. Es gibt also noch viel zu forschen, bis das Rätsel Migräne vollständig gelöst ist. Aber zumindest konnte nun endlich die Ursache für die übermäßige Lichtempfindlichkeit experimentell bestimmt werden.
Melanopsin-Lichtrezeptoren sind der Ursprung für die Lichtempfindlichkeit
Der Versuch wurde in zwei Teilen durchgeführt. Zunächst untersuchte man die Reaktion von Migränepatienten auf Licht. Das Experiment wurde an zwei Gruppen durchgeführt. Die erste Gruppe bestand aus Personen, die vollständig erblindet waren und die zweite aus Personen, die unter Netzhautdegeneration litten und nur noch ein Minimum an Sehfähigkeit besaßen. Während Letztere heftige Schmerzreaktionen auf einen verstärkten Lichteinfall zeigten, änderte sich bei den blinden Studienteilnehmern absolut nichts. Die Forscher um Rami Burstein vom Beth Israel Deaconess Medical Center in Boston kamen zu dem Ergebnis, dass die Lichtempfindlichkeit mit den sogenannten Melanopsin-Lichtrezeptoren in Verbindung steht. Melanopsin selbst ist an der Kontrolle von Wach- und Schlafzustand beteiligt.
Noch kein Mittel gegen die Migräne, aber vielleicht bald gegen die Lichtempfindlichkeit
Im zweiten Versuchsteil spritzten die Wissenschaftler einen Farbstoff in das Auge einer Ratte. Von den Melanopsin-Rezeptoren des Rattenauges ausgehend konnten die Forscher einen Fluss von elektrischen Signalen direkt zu den Migräne-Nervenzellen im Thalamus hin verfolgen. Im Thalamus wiederum entscheidet sich, welche Informationen die Großhirnrinde erreichen dürfen, um so dem Menschen bewusst zu werden. Mit diesen Ergebnissen hoffen die Wissenschaftler in absehbarer Zeit, ein Medikament oder eine Therapie entwickeln zu können, die den Signalfluss unterbindet. Dies wird leider nicht dazu führen, die Migräne zu stoppen, aber es wird dann hoffentlich dabei helfen, die Lichtempfindlichkeit zu dämpfen. Zumindest kann man der Migräne vorbeugen.