Raucher haben ein doppelt so hohes Risiko, an Diabetes zu erkranken. Pünktlich zum Weltnichtrauchertag am 31. Mai hat die Wissenschaft neue Erkenntnisse: Ein Lebensstil mit Rauchverzicht senkt das Diabetesrisiko
Dass Rauchen die Gesundheit gefährdet, steht auf jeder Zigarettenpackung in Deutschland. Innerhalb unserer Gesellschaft wird immer wieder über das Rauchen sowie das Passivrauchen diskutiert und die gesundheitlichen Folgen des Alkaloids Nikotin werden erörtert. Die Formulierung der Landesgesetze zum Nichtraucherschutz sorgt für nicht enden wollenden Wirbel. Nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Gesundheitsrisiko Rauchen könnte man sagen: Zu Recht.
Rauchsch(w)aden
Bislang stand stets das Krebsrisiko im Mittelpunkt, das das Rauchen durch giftige Inhaltsstoffe wie Stickoxide, Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid, Kohlendioxid, Benzol und Formaldehyd sowie viele weitere Substanzen in sich birgt. Die Schlüsselsubstanz Nikotin ist für den menschlichen Organismus hochgiftig, und bereits 60 Milligramm reinen Nikotins können für Erwachsene tödlich sein.
Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen sowie verschiedene Krebsformen sind allerdings nicht die einzig mögliche Folge des Rauchens. Jetzt fanden Wissenschaftler am Deutschen Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt in München heraus, dass die Entstehung von Diabetes mellitus Typ 2 durch Rauchen gefördert wird. Das Risiko an Diabetes zu erkranken, ist bei Rauchern demnach doppelt so hoch wie bei Nichtrauchern. Auch hier gilt: Gefährdet ist nicht nur der Raucher, sondern auch der Passivraucher.
Diabetiker in Deutschland
Alleine in Deutschland gibt es rund sieben Millionen Diabetiker, die Zahl der unerkannten Diabetiker mitgerechnet, ist schätzungsweise jeder Zehnte betroffen. Rund 90 Prozent leiden am so genannten Diabetes vom Typ 2, dessen Vorstufe eine Glukoseintoleranz ist, die selbst bei Passivrauchern häufiger auftritt, als bei Nichtrauchern. Dabei wirken insbesondere die Inhaltsstoffe Nikotin und Kohlenmonoxid möglicherweise toxisch auf die Bauchspeicheldrüse und fördern eine Insulinresistenz. Der Typ-2-Diabetes ist eine Stoffwechselerkrankung, die bisher vorrangig mit Risikofaktoren wie langjährigem Übergewicht, Bewegungsarmut sowie unausgewogener Ernährung in Verbindung gebracht wurde.
Diabetes und die Folgen
Bei Diabetes mellitus liegt eine Erhöhung des Blutzuckerspiegels vor. Beim Diabetes Typ 2, der auch allgemein Altersdiabetes genannt wird, entwickelt sich anders als beim Diabetes Typ 1, bei dem die Insulinproduktion nicht mehr funktioniert, nach und nach eine Insulinresistenz. Das bedeutet, dass die Körperzellen immer schlechter auf Insulin ansprechen.
Das Hormon Insulin ist aber erforderlich, um Glukose und somit den biologisch wichtigsten Einfachzucker und Energielieferanten aus dem Blut in die Körperzellen zu transportieren. Da jetzt einige Studien, wie auch an der Technischen Universität München, die im Fachbereich Public Health Nutrition die Zusammenhänge von Lebensgewohnheiten und Diabetes untersuchte, zunehmend auf die gesundheitlichen Auswirkungen von Rauchen verweisen, sprechen Experten bereits heute von einer Diabetesepidemie. Mögliche Folgeerkrankungen sind Nieren-, Nerven- und Augenschäden sowie arteriosklerotische Veränderungen an den Blutgefäßen.
Leben und Stil
Unser Lebensstil entscheidet so nachhaltig wie wohl in kaum einer anderen Zeit über Gesundheit und Krankheit. Bereits kleine Verhaltensänderungen in der Lebensführung können ausreichen, um Krankheitsrisiken – wie das Diabetesrisiko – signifikant zu senken. Kaum eine andere Krankheit lässt sich so gut vorbeugen wie der Diabetes vom Typ 2. Körperliche Aktivität, günstige Ernährungsgewohnheiten und eine gute Schlafqualität sind dabei ebenso maßgeblich wie Rauchverzicht. Die Kooperative Gesundheitsforschung aus der Region Augsburg KORA fand heraus, dass insbesondere für männliche Raucher das Diabetesrisiko steigt. Der genaue Mechanismus, durch den das Rauchen das Diabetesrisiko erhöht, wird derzeit weiter erforscht.
Gesundheitsvorsorge Diabetes
Die finnische ‚Diabetes Prevention Study‘ (DPS) der Epidemiologen des National Public Health Institute in Helsinki war in Europa die erste verhaltensmedizinische Forschungarbeit, die belegte, dass eine Diabeteserkrankung allein durch vorbeugendes Verhalten hinausgezögert oder gar ganz vermieden werden kann. Ein Lebensstil also, der ungünstige Ernährungs-, Bewegungs- und Rauchgewohnheiten ändert, kann ein entscheidender Faktor für Diabetesschutz sein:
- Gewichtsreduktion um fünf Prozent
- Wöchentlich vier Stunden körperliche Aktivität
- Pro 1000 Kalorien Aufnahme von 15g Ballaststoffen
- Reduktion der Fettzufuhr auf maximal 30 Prozent der täglichen Energieaufnahme
- Reduktion der gesättigten Fettsäuren auf 10 Prozent der täglichen Kalorienzufuhr
- Rauchverzicht
Die Zahl der an Tabakkonsum Gestorbenen ist nach Meldung des Statistischen Bundesamtes erschreckend: So starben durch Rauchen bundesweit 42.348 Menschen. Offen ist die Zahl derer, die die Vorstufe zum Diabetes mellitus Typ 2 bereits in sich tragen.