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Deshalb weinen Männer, Frauen und Kinder

Tränen haben emotionale und medizinische Aussagekraft. Wann und wie weinen Männer, Frauen, Kinder und Tiere? Tränen haben eine vieldeutige Aussagekraft. Neue Erkenntnisse der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft.

Tränen haben ihre eigene Sprache. Sie können medizinisch wie auch emotional bedingt sein. Ihre Aussagekraft ist vielfältig, denn Frauen und Männer weinen nicht nur unterschiedlich, sondern ganz anders. Das stellte jetzt die DOG fest, die Deutsche Ophthalmologische (augenheilkundlich; Anm. der Red.) Gesellschaft, der 5.600 Ärzte und Wissenschaftler angehören, die augenheilkundlich forschen, untersuchen und behandeln. Gegründet 1857 in Heidelberg, ist die DOG die älteste medizin-wissenschaftliche Gesellschaft der Welt. Können auch Tiere weinen, und wie und weshalb weinen Männer, Frauen und Kinder?

Zweifache Deutung der Krokodilstränen

Der Mensch dürfte das einzige Lebewesen sein, das aus Gefühl weinen kann, aus Wut wie auch Angst, aus Freude und Leid. Derartige Gefühlsregungen mögen auf den Menschen beschränkt sein, aber bestimmte Mäuse und Ratten – das weiß die Wissenschaft inzwischen – lassen rote Tränen fließen, wenn sie zu sehr unter Stress geraten. Das Wort „Krokodilsträne“ besagt weiteres in dieser Hinsicht: Anders als menschlich gedeutet – nämlich im Sinne von heuchlerisch oder heimtückisch – vergießt ein Krokodil nachgewiesenermaßen beim Verschlingen einer Beute Tränen. Das ist einleuchtend: Das Hinabwürgen etwa eines größeren Tieres ist so anstrengend, dass beim Aufreißen und Zusammenpressen des Mauls ein Druck auf die Tränendrüsen entsteht – das Krokodil also weint beim Festschmaus.

Weinen vor Trauer, Freude oder Zorn wird erlernt

Die Tierwelt ist auf diesem Gebiet weit weniger erschlossen als die menschliche – nicht zuletzt dank der wissenschaftlichen Tätigkeit der Ophthalmologischen Gesellschaft, die mit ihren neuesten „Tränen-Thesen“ auch statistisch geradezu brilliert: Frauen weinen danach bis zu 64mal im Jahr, Männer höchstens 17mal. Das Tränenvergießen muss aber auch altersmäßig dargestellt werden. So weinen Jungen und Mädchen etwa bis zum 13. Lebensjahr gleich häufig. Dann ändert sich das Weinen nicht nur zahlenmäßig: „Weibliches Weinen wirkt länger, dramatischer und herzzerreißender“, urteilt beispielsweise Dr. Elisabeth Messmer von der Augenklinik der Universität München. Bei Frauen geht das Weinen in 65 Prozent der Fälle in Schluchzen über, nur sechs Prozent der Männer ergeht es ebenso. Männer lassen, um die Statistik abzuschließen, zwei bis vier Minuten die Tränen kullern, Frauen brauchen mit sechs Minuten etwas mehr Zeit. Schlussfolgerung der Augenärzte, über die sicher gestritten werden wird: Das Weinen vor Trauer, Freude oder Zorn wird gelernt.

Tränen enthalten Hormone und Salze

„Weitgehend unerforscht und spekulativ“, sagt Professor Christian Ohrloff von der Uni-Augenklinik Frankfurt/Main, „sind Nutzen und Besonderheit emotionaler Tränen. Die Annahme, sich auszuheulen tue gut, ist wissenschaftlich nicht nachgewiesen. Nach dem Weinen, so neueste Studien, geht es den Menschen keineswegs besser – es sei denn, der Anlass hat sich in Luft aufgelöst. Es stimmt auch nicht, dass Tränen giftige Stoffe aus dem Körper ausschwemmen können, obwohl Tränen auch Hormone und Salze wie Kalzium, Kalium und Mangan enthalten. Schließlich füllt der Körper nach jedem Weinen das Gros der Tränenflüssigkeit schnell, wenn nicht sofort wieder auf.

Tränen haben eine Schutzfunktion

Für Babys ist Weinen die einzige Form, sich verständlich zu machen – sie weinen aus Hunger, wenn sie frieren, wund gelegen sind, auf den Arm genommen werden wollen. Natürlich wird bei Schmerzen geweint, vielleicht sogar schon bei Unwohlsein. Mitunter will ein weinender Mensch auch „nur“ Aufmerksamkeit, Mitgefühlt erregen – aber das sind Ausnahmen. Denn Studien der deutschen Ophthalmologen wiederum beweisen, dass der Mensch lieber im stillen Kämmerlein als auf einer größeren Bühne weint. Reine Theorien und durch nichts bewiesen sind auch die Behauptungen, wonach sogenannte Weiner als sentimental, manipulativ und hysterisch gelten oder Nicht-Weiner diszipliniert und gefühlsleer sind. Absolut sicher dagegen ist dies: Tränen haben eine Schutzfunktion und reinigen die Augen.