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Der Traum vom Null-Energiehaus

Ein deutscher Unternehmer will auf Mallorca ein Referenzhaus für Energiesparen bauen. Geothermie, Niedrigtemperaturheizung und Photovoltaik wird verwendet.

Streng genommen kann es ein Nullenergiehaus gar nicht geben: schon bei Baubeginn fahren Bagger zum Aushub auf, die Diesel verbrauchen. Wie sagte doch so schön schon vor Jahren der Bauamtsleiter von Miesbach, Oberbayern: „Jeder Bau ist ein Einriff in die Natur.“

„Mein Ziel ist es, keine fossilen Energien zu verbrennen“, so formuliert Fred S. aber seine Vorgaben an Architekten, Bauunternehmer und Techniker für sein neues Haus. Fred S. ist ein Unternehmer in mittleren Jahren, ursprünglich aus Essen, und will die neue Villa soll auf Mallorca entstehen lassen. Dass dies nicht so einfach ist, wie es sich anhört, zeigt allein, dass schon drei ansässige Architekturbüros den Auftrag zurückgaben. Denn in dieses Haus an der Steilküste bei Palma soll alles eingebaut werden: Von der selbstverständlichen Solarenergie über Geothermie, Kapillarrohrmatten-Niedrigtemperaturheizung und Geothermie-Kühlung, Wärmepumpen als Energiequelle, natürliche Erdenergiespeicher nicht zu vergessen und Photovoltaik, die Strom unabhängig von den Mallorca-Elektrizitätswerken liefert.

Natürlich gehört auch Domotik dazu, denn der Bauherr will mit Hilfe einer Tochtergesellschaft der Fraunhofer-Forschungsgesellschaft ferngesteuerte Regelung und Überprüfung der gesamten Haustechnik von seinem Laptop oder iPhone aus vornehmen, wo immer er sich auch aufhält.

Alles machbar, aber hochkomplizert

Es ist alles machbar, wenn auch sehr kompliziert. Deshalb bedarf es für dieses ehrgeizige Projekt eines eigenen Projektmanagers sowie eines technischen Leiters. Letzterer, Dr.-Ing. Reinhard Philipp H. hat ein Konzept entwickelt, das erstmals speziell auf die mediterranen Wetterverhältnisse eingestellt ist. „Viele Firmen, die unbestritten gute Arbeit machen, kommen aus dem mittel- oder nordeuropäischen Raum hierher und meinen, ihr Know-how eins zu eins anwenden zu können. Das kann zu Frust führen oder zu langwierigen Lernprozessen; ich habe von Anfang an erstmal auf meiner eigenen Finca Forschung und Anwendungstechnik betrieben, wie ich es aus Industriemaßstäben in Deutschland gewohnt war und komme deshalb zu anderen Lösungen.“

Der Trick: Wenn die Kühlung klappt, ist Heizung auch kein Problem

Die Auslegung seines Niedrig-Energiekonzepts basiert nämlich zunächst auf den Lösungen für eine Kühlung im Sommer ohne Air Condition und berücksichtigt vor allem auch die hohe Luftfeuchtigkeit in Küstennähe. „Hat man dies richtig berechnet, so ergibt sich die Heizleistung im Winter sozusagen als ‚Abfallprodukt’ von alleine.“ Ähnlich kommentiert es Fred S.: „ Im Sommer hat Mallorca mit Energieknappheit zu kämpfen und es gibt häufig Stromausfälle, weil dann alle ihre zugigen Klimaanlagen einschalten. Ich richtete deshalb auch mein Augenmerk auf Passiv-Kühlung mit kaltem Wasser aus dem Erdreich.“ Das heißt: Geothermie. Bei der geplanten Villa werden es aber nicht die in Deutschland gewohnten Tiefbohrungen von mindestens 100 m Tiefe mit allen Risiken sein, sondern es wird durch viele eng verlegte Kunststoffrohre im Fundamentbereich aus dem Erdreich fast kostenlos im Sommer Kühle gewonnen mithilfe einer Umwälzpumpe, im Winter dagegen entzieht man der Erde Wärme und bringt sie durch die Wärmepumpe auf Heiztemperatur für die entsprechende Niedrigtemperatur-Heizung.

Energie aus der Erde und aus der Luft

Die Luft-Wasser-Wärmepumpe ist für die mediterrane Zone optimal. „Tiefe Erdbohrungen sind sinnvoll in einem Klima mit Frosttemperaturen. an den spanischen Küsten reicht es, die warme Luft aus der Umgebung zu nutzen. Das heißt, die Wärmepumpe funktioniert eigentlich wie ein Kühlschrank, der innen kühlt und an der Rückseite Wärme abgibt: Im Winter wird der Prozess einfach umgedreht. Besonders in Frankreich hat man sich auf geeignete Luft-Wasser-Wärmepumpen für mediterrane Zonen spezialisiert, denn die romanischen Nachbarn fördern von Staats wegen diese Energiegewinnung aus der warmen Luft.

Natürlich brauchen doch alle ein bisschen Strom aus der Steckdose, um diese Umwälzpumpen zu betreiben, das geben sie auch zu wie Fred S. „Nach strengen Maßstäben einer Ökobilanz kann es kaum ein Null-Energiehaus geben, es wird wohl mehr ein extremes Niedrig-Energiehaus“.