Mann und Frau haben völlig verschiedene Beweggründe, ihren Partner zu betrügen. Auch die Bedeutung des Seitensprungs variiert zwischen den Geschlechtern.
Auch wenn man meist nicht offen darüber spricht, fast jeder ist bereits einmal fremd gegangen oder hat zumindest schon mit dem Gedanken gespielt. Hierbei unterscheiden sich Frauen nur sekundär von Männern. Es ist nicht so, dass sie seltener fremd gehen, sie haben lediglich andere Gründe, Taktiken und Deutungen ihres Handelns.
Frauen gehen fremd, wenn sie in ihrer Beziehung unzufrieden sind
Wenn in der Beziehung die Zeit für Gespräche und Zärtlichkeit fehlt oder der Partner vergisst, beziehungsweise die Lust verloren hat, seine Partnerin mit kleinen Aufmerksamkeiten zu verwöhnen und ihr damit seine Wertschätzung zu zeigen, entsteht bei Frauen mitunter das Interesse an einem anderen Mann. Ein weiterer Grund kann die Tatsache sein, dass der Partner die erotischen Wünsche der Frau nicht befriedigt, sie sich aber nicht traut, ihn darauf anzusprechen. Eher selten findet die Frau nach einer feuchtfröhlichen Feier den Weg ins falsche Bett, oder bestraft ihren Partner mit einem Seitensprung für eine Verletzung ihrer Gefühle. Warum Frauen fremd gehen:
- Mangelnde Aufmerksamkeit – 53 Prozent
- Keine Kommunikation – 45 Prozent
- Der Partner lässt sich gehen – 38 Prozent
- Unbefriedigender Sex – 36 Prozent
- Der Partner vermittelt das Gefühl unattraktiv zu sein – 33Prozent
- Kein zärtlicher Umgang -30 Prozent
- Zu wenig Zeit füreinander – 20 Prozent
- Eine feuchtfröhliche Party – 14 Prozent
- Rache – 11 Prozent
Bei der Wahl ihrer Partner für spontanen Sex sind Frauen deutlich wählerischer als Männer. Frauen wählten in einer Studie ausschließlich als übermäßig attraktiv klassifizierte Partner für einen theoretischen Seitensprung aus, während bei Männern ein geringer Attraktivitätswert auf Seiten der Frau genügte. Diesbezüglich äußerten sich die Befragten dahingehend, dass den Männern der Spaß an sich genügt, während für die Frauen, spontaner Sex nur dann in Frage kommt, wenn der Mann als besonderer „Fang“ klassifiziert werden kann. Hier spielt also hauptsächlich die Optik eine Rolle, während bei der längerfristigen Partnerwahl für Frauen die Intelligenz ein weiterer wichtiger Faktor ist.
Männer gehen fremd, wenn sie im Bett unzufrieden sind
Für Männer entwickelt sich das Sexualleben in einer Partnerschaft häufig auf Dauer negativ. Das Ehebett wird häufiger für Problemgespräche genutzt als für Sex oder Nachwuchs stört die nächtliche Zweisamkeit. Noch immer hält sich zudem das Gerücht, der Mann könne gar nicht anders, als seinen Hormonen nachzugeben, wenn der Reiz fremder Haut ihn lockt. Es sei einfach so passiert, heißt es dann. Mehr Männer als Frauen treibt auch die Angst, durch eine lange Partnerschaft etwas im Leben zu verpassen. Warum Männer fremdgehen:
- Unbefriedigender Sex – 48 Prozent
- Mangelnde Aufmerksamkeit – 44 Prozent
- Die Partnerin lässt sich gehen – 36 Prozent
- Keine Kommunikation – 33 Prozent
- Kein zärtlicher Umgang – 28 Prozent
- Die Partnerin vermittelt das Gefühl, unattraktiv zu sein – 23 Prozent
- Zu wenig Zeit füreinander – 21 Prozent
- Eine feuchtfröhliche Party – 20 Prozent
- Rache 17 Prozent
Macht und Selbstbewusstsein als Indikator
Männer wie Frauen haben nachgewiesener Maßen mehr Seitensprünge, wenn sie beruflich in einer Machtposition sind. Hierbei beeinflussen sich das Privatleben und der berufliche Erfolg gegenseitig. Da auf der einen Seite ein erfülltes Sexualleben für eine selbstbewusste Ausstrahlung sorgt, was im Job hilfreich ist, und auf der anderen Seite Macht attraktiv erscheinen lässt. Doch auch das Gegenteil wirkt für viele Menschen als Antrieb zum Fremdgehen. Personen, die finanziell von ihren Partnern abhängig sind, flüchten sich zur Selbstbestätigung mitunter ebenfalls in einen One-night-stand oder eine Affäre.
Die kanadische Sexualwissenschaftlerin Robin Milhausen von der University of Guelph in Ontario befragte 506 Männer und 412 Frauen in festen Partnerschaften und ermittelte die zentralen Gründe für Untreue in der Persönlichkeit, der Qualität der Beziehung, sowie sexuellen Vorlieben. Unsichere Männer gehen eher fremd als selbstbewusste. Ein Mann, der Angst davor hat, seine Partnerin sexuell nicht zu befriedigen, genießt den unverbindlichen schnellen Spaß beim Sex mit einer Frau, die er danach nicht wiedertreffen muss. Demographische Aspekte wie Alter, Religion, Bildungsstand oder Einkommen spielen laut dieser Studie kaum eine Rolle.
Der Seitensprung hat bei Männern und Frauen einen unterschiedlichen Stellenwert
In der Regel ist der Seitensprung eine Flucht aus dem geregelten Leben, ein kleines Abenteuer gegen die Langeweile und denn Alltagstrott. Desweiteren spielt der Faktor Selbstbestätigung immer wieder eine Rolle. Gelegenheit findet sich am besten auf Reisen. Daher finden die meisten Seitensprünge nachvollziehbarer Weise im Urlaub statt. Hier bieten sich zahlreiche Gelegenheiten, der Stress fällt von den Beteiligten ab und der Partner ist oftmals weit weg, was die Gefahr entdeckt zu werden minimiert. Diese ist schließlich noch immer der größte verhindernde Faktor und beschwört spätestens im Nachhinein das schlechte Gewissen herauf, wie es Annett Louisan in ihrem Lied „Gedacht ich sage nein“ beschreibt:
„Du hast gedacht, das geht schon gut; es wird kein Feuer aus der Glut. Jetzt steckt er schmerzhaft dir im Hals, der Erfolg deiner Balz. Du hast gedacht, es bleibt ein Spiel, pikantes Werben ohne Ziel. […] Du bist genetisch programmiert auf jeden Fall zu eroieren, was noch passiert, was gleich passiert. Du wolltest einfach nur mal sehen, wie weit wir beide heut noch gehen. Jetzt liegst du da, du arme Sau, und denkst verzweifelt an zu Haus, an Kind und Frau.“
Während für Männer der Seitensprung zumeist keine emotionale Bedeutung hat und damit nicht in Konkurrenz zur Beziehung steht, bei der sie ganz andere Werte schätzen, kommt es bei jeder vierten Frau nach einem one night stand oder im Laufe einer Affäre zur Trennung vom Partner zugunsten des Liebhabers. Dies hängt auch mit dem bei Frauen infolge von körperlicher Nähe ausgeschütteten Bindungshormon zusammen.