Die geheimnisvolle Fischwelt des Seeoner Sees nahmen unlängst die Experten Dr. Bernhard Gum und Dr. Ulrich Wunner von der Fischereifachberatung des Bezirks Oberbayern unter die Lupe. Gemeinsam mit Bezirksfischermeister Peter Voll präsentierten sie dem Ersten Bürgermeister der Gemeinde Seeon-Seebruck, Konrad Glück, und den anwesenden Medienvertretern ihre neuesten Untersuchungsergebnisse.
Wissenschaftler untersuchten heimische Fische
Zu den gefangenen und bereits untersuchten Fische gehörten Renken, Zander, Hechte, Barsche, Brachsen, Rotfedern, Rotaugen und Aale. Neben einem Stellnetz kam erstmals ein Trappnetz zum Einsatz. Dabei handele es sich um „eine in der Seenfischerei gebräuchliche Großreuse mit Leitereinrichtung, in der sich nahezu alle hier vorkommenden Arten fangen und darstellen lassen“, so die Fachleute. Nach der Feststellung und Registrierung der Länge, des Gewichts und des Gesundheitszustandes der Fische, „werden diese wieder unverletzt in den See zurückgesetzt“, versicherten Dr. Wunner, Dr. Gum und Voll. Saiblinge gebe es im Seeoner See nicht, denn ihnen sei es dort im Sommer zu warm.
Riesiger Wels als Star des Tages
Für Aufsehen sorgten indes zwei andere Bewohner des idyllisch im Herzen des Chiemgaus gelegenen Seeoner Sees, der sich aus dem größeren Klostersee und dem malerischen Weinbergsee zusammensetzt. Star des Tages war zweifesohne ein 1,36 Meter langer und annähernd 40 Pfund schwerer Wels, auch Waller genannt, den Bezirksfischermeister Peter Voll am Morgen unweit des Klosters gefangen hatte. „Sein Alter müssen wir erst noch anhand der Zuwachsringe der Wirbel ermitteln“, ließen die Experten verlauten.
Wenn das Nahrungsangebot aber so reichhaltig sei wie im Seeoner See, könnten die bis zu 80 Jahre alt werdenden Waller schon in wenigen Jahren solch eine beachtliche Größe erreichen. Der Bestand des vorwiegend nacht- und dämmerungsaktiven Raubfisches nehme in den heimischen Gewässern zu, so Gum.
Sogar Edelkrebse leben im „sauberen“ Seeoner See
Als eine „Sensation“ bezeichnete Dr. Wunner den Fang eines Edelkrebses, auch europäischer Flusskrebs genannt. Er komme in Mitteleuropa nur noch äußerst selten vor und gelte vielerorts als ausgestorben. Um ein Haar hätte er sogar dem Waller-Prachtexemplar die Schau gestohlen. Nicht nur die Wasserqualität des Chiemsees sei im Zuge des Ringkanalbaus deutlich besser geworden, auch der Nährstoffeintrag in die Gewässer der Seeoner Seenplatte und der Eggstätt-Hemhofer-Seenplatte habe sich in den letzten 20 Jahren erheblich vermindert, so der Biologe weiter.
Nach dem Fischbeschau ließen sich die Beteiligten auf der Seeterrasse des Kloster Seeons eine leckere „Fischsuppe á la Klostersee“ schmecken, die der Küchenchef des Kultur- und Bildungszentrums Dieter Fembacher junior persönlich zubereitet hatte und kredenzte.
Gute Fischbestände erfordern keine Besatzmaßnahmen
Als der Bezirk Oberbayern vor zirka 25 Jahren das Kloster Seeon übernommen hatte, waren auch die Fischereirechte des Sees an den Bezirk übergegangen. Seit dieser Zeit betreut dessen Fischereifachberatung die Fischbestände des Sees, wobei fallweise Netzbefischungen, Echolotbefahrungen und Tauchgänge durchgeführt wurden.
Da es seither im Seeoner See auch keine offiziellen Besatzmaßnahmen mehr gegeben habe, „dürften die Fische, die wir heute fangen können, überwiegend aus seeeigener Reproduktion stammen“, freut sich Gum. Dass die Fischpopulationen von fischereilichen Bewirtschaftungsmaßnahmen kaum beeinflusst seien, mache den Seeoner See als Forschungsobjekt besonders interessant.