Der Schulgleiter SG 38 war ab 1938 gut 20 Jahre das wichtigste Trainingsgerät für angehende Segelflieger.
Der Schulgleiter SG 38 ist wohl das am weitesten verbreitete Fluggerät der Alleinflugausbildung in der Zeit nach 1938. Dieser Gleiter wurde ab 1938 in großer Stückzahl produziert und zur Schulung von Anfängern im Segelflug eingesetzt.
Schon direkt nach der Machtergreifung wurde die Ausbildung fliegerischen Nachwuchses intensiv gefördert. Ab 1937 war das NS Fliegerkorps (NSFK) als Nachfolger des Deutschen Luftsportverbandes dafür zuständig. In vielen Ortsgruppen wurden Jugendliche im Segelflug geschult und so frühzeitig auf den Einsatz bei der Luftwaffe vorbereitet.
Teil des Apparates war die Deutsche Forschungsgesellschaft für Segelflug (DFS) in Darmstadt. Ihr oblag die Entwicklung bzw. Prüfung der Fluggeräte für den Segelflug. Unter ihrer Obhut entstanden die Schulgleiter Zögling 31 und Zögling 35 sowie dem Grunau 9. Daneben war sie auch für den Entwurf das Lastenseglers DFS 230 für die deutschen Luftladetruppen verantwortlich.
Die Geschichte des Schulgleiters SG 38
Der Schulgleiter SG 38 ist eine Weiterentwicklung aus den Mustern Zögling 31 und Zögling 35 sowie dem Grunau 9. Seine Konstrukteure waren Fritz Stamer und Alexander Lippisch.
Schnell stellte sich heraus, dass dieses Modell für die damals übliche Schulung auf Einsitzern sich besonders gut eignete. Denn es konnte dank der gedämpften Kufe auch härtere Landungen wegstecken. Eine bessere Leistung wurde durch die Optimierung des Profils des Zögling erreicht. Eine in die Querruder integrierte Schränkung gab dem SG 38 ein extrem gutmütiges Überziehverhalten.
Die Konstruktion des SG 38
Die einfache Konstruktion des SG 38 zur ließ auch den Selbstbau in Vereinswerkstätten zu. Doch wurde er auch industriell in großen Stückzahlen hergestellt.
Der Schulgleiter SG 38 ist ein mit Stahlseilen verspannter Hochdecker aus Holz. Rumpf, Spannturm und Gitterschwanz sind als Holzfachwerk ausgebildet. Der zweiholmige Flügel ist geteilt und hat eine leichte V-Form. Drahtseile zwischen Spannturm, Flügeln und Rumpf sorgen für die Stabilität der Fläche und dem Rumpfgerüst Torsions- und Biegesteifigkeit. Oben am Spannturm gibt es eine zentrale Spannvorrichtung. Dadurch lässt sich der SG 38 schnell montieren. Das Leitwerksträger wird mit Bolzen am Spannturm befestigt. Die Ruderflächen werden über Drahtseile betätigt. Zum Trimmen können Gewichte am Rumpf unter den Steuerpedalen oder am hinteren Spannturm angebracht werden. Die gefederte Kufe ist aus Eschenholz. Energie absorbierende Dämpfer verbinden sie mit dem Rumpf. Der offene Sitz des Piloten kann zur Steigerung der Leistung des Gleiters mit einem einfach montierbaren Boot verkleidet werden.
Der Einsatz der SG 38
Die Schulgleiter wurden fast immer per Gummiseilstart in die Luft gebracht. Dabei wird ein 2 bis 3 Zentimeter starkes Gummiseil in der Mitte an einem Haken an der Nase des Flugzeugs eingeklinkt. An den Enden des ausgelegten Gummiseils sind Taue angebunden. Auf jeder Seite ziehen dann 4 bis 6 Leute, die so genannten Gummihunden, das Gummiseil straff. Dabei halten 2 bis 4 Leute den Gleiter noch in der Startposition. Wenn das Katapult optimal gespannt ist, dann wird der Flieger frei gegeben und in die Luft geschleudert. Dieses Verfahren wird in der Regel an einem Hang durchgeführt. Auf der Wasserkuppe in der Rhön lässt sich bei Südwind mit dieser Methode eine Flugdauer von über einer Minute erreichen. Für den Start per Windenschlepp oder Flugzeugschlepp sind die Schulgleiter in der Regel nicht zugelassen.
Produktion des SG 38
Industriell wurden ungefähr 8750 Exemplare des Schulgleiters SG 38 produziert. Daneben entstanden in den Segelflugvereinen eine unbekannte Zahl. Er wurde in vielen Ländern geflogen und war bis etwa 1960 das wichtigste Schulflugzeug für die Anfängerschulung. Kaum ein Gleitflugzeug wurde häufiger gebaut und geflogen. Viele Tausend Piloten machten ihre ersten Sprünge auf einem SG 38.
Noch nach 1950 wurden von dem SG 38 im VEB Nagema Schmiedeberg 68 sowie im VEB Waggonbau Gotha 329 Exemplare gebaut. In Großbritannien produzierte die Firma Elliots of Newbury (EoN) nach dem Krieg den SG 38 den weitgehend baugleichen EoN Primary.
Der Schulgleiter SG 38 im Museum
Der Schulgleiter SG 38 war ein wichtiges Stück paramilitärischer Grundausbildung. Und dass nicht nur im Dritten Reich. So sieht es offensichtlich auch das Luftwaffenmuseum der Bundeswehr auf dem ehemaligen Flugplatz Gatow und zeigt einen SG 38, der um 1940 mit der Kennung D-4037 unter dem Namen Dornburg bei dem NSFK geflogen wurde.
Die Daten des Schulgleiters SG 38
- Besatzung: 1
- Länge: 6,30 Meter
- Höhe: 2,40 Meter
- Spannweite: 10,40 Meter
- Gewicht: 100 Kilogramm
- Abfluggewicht: 210 Kilogramm
- Gleitzahl: 10
- Höchstgeschwindigkeit: 115 Km/h
- Geschwindigkeit bei bestem Gleitwinkel: 52 Km/h
- Sinkrate: 1,3 m/s