Der Niembaum liefert in Blättern, Rinde, Kernen und Samen viele wertvolle Inhaltsstoffe für die Gesundheit. Menschen, Tiere und Pflanzen profitieren davon.
Der Niembaum, der bis zu 30 m hoch werden kann, stammt ursprünglich aus dem früheren Burma und ist uralt. Er stammt aus dem Zeitalter des Eozän. In Indien gilt er seit jeher aufgrund seiner vielfältigen Nutzbarkeit als Wunderbaum und trägt den Namen „der freigiebige Baum Indiens“. Durch tiefe Pfahlwurzeln, die bis auf die doppelte Länge des Baumes in die Erde reichen, kann der Baum in sehr heißen und extrem trockenen Regionen überleben. Temperaturen bis zu 50°C sind für den Niembaum kein Problem, Frost hingegen toleriert er nicht. Botanisch zählt der Niembaum zu den Zedrachgewächsen, eine Familie, die in den Tropen sehr zahlreich vertreten ist und wozu auch die mächtigen Mahagonibäume zählen. Da dieser Baum geringe Standortansprüche hat, hat man ihn in Afrika seit ca. 70 Jahren zur Wiederaufforstung benutzt, auch weil er sehr schnell wächst und bereits nach 3-5 Jahren Früchte trägt. In Somalia und Mauretanien stellt diese Maßnahme den größten Schutz vor immer weiter fortschreitender Versteppung der Sahara und vor Bodenerosion dar. Der Baum ist überdies sehr robust und wird bis zu 200 Jahre alt.
Vielfache Nutzbarkeit des Niembaums für den Menschen
In Indien gilt der Niembaum im Garten als die Hausapotheke schlechthin. Die Blätter werden z.B. getrocknet und als Tee bei Fiebererkrankungen getrunken, in den Tropen vor allem auch bei Malaria. Die Bitterstoffe der Blätter haben neben der fiebersenkenden Eigenschaft auch eine immunstärkende Wirkung. Die zahlreichen, immer noch nicht vollständig bekannten Inhaltsstoffe wehren mehr als 100 Insektenarten ab, dabei auch ganz widerstandsfähige Schädlinge wie Heuschrecken, Motten und Küchenschaben. Im Sudan wurden bei einer verheerenden Heuschreckenplage alle Pflanzen kahl gefressen und die Niembäume komplett verschont. Seitdem forscht man intensiv, um die Wirkstoffe des Niembaums für Insektizide zu isolieren.
Niembaumöl, ein Klassiker der ayurvedischen Medizin
Das Niembaumöl ist traditionell das wichtigste Produkt des Niembaums und findet in der ayurvedischen Medizin vielfältige Anwendung. Dieses Öl wird aus den aufgebrochenen Niembaumkernen durch Kaltpressung gewonnen. Wenn man die Niemkerne auspresst, bleibt der Presskuchen übrig, der viele Proteine enthält und ein idealer biologischer Dünger ist. Dieser Niempresskuchen hält Nematoden (Fadenwürmer) fern und hindert Bakterien daran, den im Boden gebundenen Stickstoff wieder der Atmosphäre zuzuleiten, was eine Abnahme des Nitratgehalts des Boden bewirkt.
Chemiker entdeckten im Niembaum weit über hundert Komponenten und dazu noch unterschiedliche Stoffzusammensetzungen in den verschiedenen Organen wie Blatt, Rinde, Kernen und Samen.
Viele Inhaltsstoffe sind so komplex aufgebaut, dass noch keine Strukturformeln vorliegen. Azadirachtin heißt ein Hauptwirkstoff, der so kompliziert aufgebaut ist, dass man ihn bis heute nicht synthetisch herstellen kann. Dieses Azadirachtin hemmt unter anderem auf hormonellem Weg die Fresslust der Insekten. Der extrem bittere Geschmack geht auf das Nimbin zurück, was eine antivirale Wirkung hat. Niembaumöl hat überdies eine stark antibakterielle und fungizide (pilzabtötende) Wirkung. Niembaumöl wirkt gut bei bakteriellen Infektionen, die durch Staphylokkoken ausgelöst werden. Staphylokkoken verursachen auf der Haut eiterbildene Geschwüre und Abszesse. Viele dieser Krankheiten sind inzwischen resistent gegen Penizillin und andere Antibiotika, was einen Versuch mit Niembaumöl empfehlenswert macht. Ebenso kann man durch Viren ausgelöste Warzen mit Niembaumöl erfolgreich behandeln. Sehr gut wirkt das Öl bei Pilzinfektionen des menschlichen Körpers.
Besonders bewährt hat sich Niembaumöl auch in der Haarpflege, vor allem wenn bestimmte Probleme vorliegen, wie z.B. Schuppen oder Kopfhautekzeme. Man gibt dazu einige Tropfen Niembaumöl unter die Shampoomenge, die man benutzt. Da der Geruch von Niembaumöl nicht angenehm ist, empfiehlt es sich, 1-2-Tropfen ätherisches Lavendel-, Zitronen- oder Teebaumöl beizumischen.
Gute Erfolge erzielt man auch in der Nagelpflege, insbesondere bei Nagelpilz.
Reines Niembaumöl sollte in keiner Hausapotheke fehlen, äußerlich angewendet hat es keine unerwünschten Nebenwirkungen und hilft dagegen oft, wenn andere Mittel versagen.