Der französische Couturier kreiert kunstvolle Theaterroben. Christian Lacroix, einer der größten zeitgenössischen Modeschöpfer, musste Insolvenz anmelden. Nun geht er als Kostümbildner seiner wahren Berufung nach.
Christian Lacroix wurde 1951 in Arles geboren und studierte Kunstgeschichte in Montpellier. Während der Arbeit an seiner Dissertation über die Mode auf französischen Gemälden des 18. Jahrhunderts nahm er weitere Studien an der École du Louvre auf und wollte anschließend Museumskurator werden. Zu dieser Zeit in den 70er Jahren lernte er bereits seine spätere Frau Francoise Rosenthiel kennen, die ihn gemeinsam mit seinem Bekannten Jean-Jaques Picart auf die Idee brachte, sich in der Modebranche zu betätigen.
Beginn der Modekarriere bei Hermès, Guy Paulin und Jean Patou
Seit 1978 arbeitete er als Assistent bei Hermès und in den 80er Jahren bei Guy Paulin und Jean Patou. Außerdem entwarf er schon eine Prêt-à-porter-Kollektion für den japanischen Designer Jun Ashinda, bevor er im Jahr 1987 mit großem Erfolg sein eigenes Modehaus eröffnete.
Lacroix` außergewöhnliche Modelle waren stets in höchstem Maße dramatisch, glamurös, fantasievoll und verspielt und oft an historische Vorbilder angelehnt- mal versetzten Minireifröcke und Schnürschuhe die Models zurück in die Belle Époque, mal entführten Spitzenroben im Stil Marie Antoinettes sie weit zurück in die Ära der französischen Revolution. Neben den strengen linearen Entwürfen vieler Couturier-Kollegen sorgten seine Kreationen mit ihrer märchenhaften Farben- und Formenvielfalt gerade zu jener Zeit für besonderes Aufsehen. Dabei war Lacroix nicht nur umjubelt, sondern wurde für seinen gänzlich realitätsfernen Stil, der den Bedürfnissen moderner arbeitender Frauen nicht gerecht wurde, auch vielfach kritisiert.
Weltweiter Erfolg als Mode- und Parfumdesigner bis zur Firmeninsolvenz 2009
Christian Lacroix stieg schnell in die Riege der bekanntesten Designer des 20. Jahrhunderts auf, eröffnete weltweit Boutiquen, kleidete Popstars wie Madonna und Christina Aguilera zu ihrer Hochzeit ein und entwarf Kostüme für mehrere Kinofilme, zum Beispiel „Les Enfants du Siècle“ und „Romance“ von 1999. Nebenbei schneiderte er immer auch mit besonderer Hingabe Kostüme für Opern und Theater. 1989 brachte er seine erste Parfumlinie auf den Markt, deren einzigartige Flakons allein schon die Sammlerwelt begeisterten, entwarf originelle Accessoires und Schmuck und kreierte in den 90er Jahren auch eine Jeans-Kollektion. Nach zahlreichen internationalen Auszeichnungen wurde er 2002 zum Ritter der französischen Ehrenlegion ernannt.
Von der Wirtschaftskrise, die auch in der Haute Couture ihre Spuren hinterließ, blieb jedoch die Modemarke Lacroix nicht verschont und musste im Mai 2009 Insolvenz anmelden.
Neues und altes Betätigungsfeld als Kostümbildner für Händels „Agrippina“ in Berlin
Auch ohne eigenes Modehaus folgt Christian Lacroix weiter seiner Berufung und kommt ihr jetzt sogar noch näher. Denn eigentlich sah er seine Kleider schon immer als Kostüme, die auf der großen Opernbühne viel besser zur Geltung gekommen wären als auf den schmalen Laufstegen. Und seine Modelle waren stets für spezielle Anlässe bestimmt, bei denen die Trägerin ihre Rolle spielte- niemals entwarf er Mode bloß „für den luftleeren Raum“.
Für die Inszenierung von Händels Oper „Agrippina“ in der Berliner Staatsoper Unter den Linden, die im Februar 2010 Premiere feierte, schwelgte er jüngst in Farben und Stoffen und schuf einen opulenten barocken Augenschmaus.
Für Christian Lacroix ist Mode vor allem eine Ausdrucksmöglichkeit für Individualität und sollte keinesfalls zum Diktat eines gleichmachenden Einheitslooks werden. Als Mode-Künstler und leidenschaftlicher Opernfan möchte er sich von nun an noch häufiger auf der Theaterbühne verwirklichen.