Der Begriff „Burnout“ ist in den letzten Monaten zu einem wahren Modebegriff mutiert. Die Medienlandschaft nutzt ihn immer häufiger, entweder für Artikel in Zeitungen oder Diskussionen im TV. Daran stören sich aber Experten und Psychologen, denen die oft falsche Verwendung des Begriffes inzwischen übel aufstößt. Dadurch würde das Symptom Burnout nicht nur immer mehr verwässert, es fördere auch die Stigmatisierung betroffener Personen. Professor Dr. Ulrich Hegerl, der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, sprach nun scharfe Kritik in Richtung der Medien aus.
Diagnose „Burnout“ gibt es gar nicht
Professor Hegerl begrüße es zwar, dass das Burnout-Syndrom eine größere Aufmerksamkeit bekommt, allerdings würde die inflationäre Nutzung des Begriffes eher zu Verwirrung führen. Außerdem springen inzwischen sogar manche auf den fahrenden Zug auf: Es würde sogar selbst ernannte Burnout-Kliniken geben, die aus dem Medienhype Profit bei erschöpften Topmanagern schlagen wollen. Eine klare Definition des Begriffes Burnout sei nötig. Außerdem sollte erwähnt werden, dass es in der internationalen Medizin noch nicht einmal eine Diagnose „Burnout“ gebe. Der Fehler sei, dass viele Diagnosen einfach unter dem Begriff Burnout zusammengefasst würden, so Prof. Dr. Hegerl laut dem Industrieportal Maschinenmarkt. Viele Menschen würden gar nicht wegen des Ermüdungssymptoms eine längere Auszeit vom Beruf nehmen müssen, sondern schlicht und ergreifend wegen einer depressiven Erkrankung.
Überforderung ist nicht immer der Auslöser
Auch die zunehmende Stigmatisierung von Menschen, bei denen ein Burnout-Syndrom diagnostiziert würde, wäre problematisch. Betroffenen hänge das Stigma an, dass sie an Überforderung scheitern würden. Allerdings ist nur selten eine Überforderung im Beruf oder im Privaten die Ursache der Erkrankung. Viel häufiger tritt das Burnout-Symptom bei Verlusten oder Partnerschaftskonflikten auf. Es sei eher wie eine Depression zu sehen. Die Patienten seien während einer depressiven Phase zu erschöpft, um ihrer Arbeit nachzugehen.
Nicht mit Depressionen verwechseln
Eine weitere Gefahr sieht Professor Hegerl im inflationären Umgang mit dem Begriff „Burnout“ und der Vermischung mit anderen Symptomen aufkommen. Er werde mit Dingen wie Stress und Depressionen vermengt, was eine Verharmlosung bedeute. Denn Stress, gelegentliche Überforderung und Trauer würden zu einem normalen Leben dazugehören. Dafür müsse keine Behandlung bei einem Therapeuten eingeleitet werden. Depressionen dagegen würden sich vom Gefühl der Erschöpfung klar unterscheiden. Dies sei eine schwere, oft lebensbedrohliche Erkrankung, sagt Professor Hegerl.
Schlafentzug als Therapie
Bei der derzeitigen Berichterstattung über das Burnout-Syndrom entstehe fälschlicherweise der Eindruck, dass das Erschöpfungssyndrom mit einem Urlaub oder viel Schlaf zu behandeln sei. Das sei aber total falsch, wenn in Wirklichkeit eine Depression vorliege, sagt der Experte. Eine erfolgreiche Therapie gegen diese sei vielmehr z.B. der Schlafentzug. Ein Urlaub dagegen sei der falsche Weg, denn die Depression würde dabei mitgenommen und in fremder Umgebung könne das noch bedrückender auf die Betroffenen wirken.