Wie man in einer interkulturellen Ehe kleine Stolpersteine vermeidet. Deutsche, die einen amerikanischen Ehepartner finden, rechnen in der Regel nicht mit großen kulturellen Unterschieden. Missverständnisse sind aber vorprogrammiert.
Wer der Liebe wegen in anderes Land zieht, hat die berechtigte Hoffnung, dass dieser Schritt alles Trennende beseitigt. Aber die räumliche Entfernung ist nicht alles – in der Regel müssen die Partner auch kulturelle Distanzen überwinden. „Wir haben uns anfangs oft missverstanden“, erinnert sich Manuela Blankinship, die 1997 aus Kerpen-Sindorf bei Köln in den US-Bundesstaat Michigan kam.
Vertraut und doch verschieden
Dabei sprach sie als Fremdsprachen-Korrespondentin fließend Englisch. Aber die Zwischentöne, auf die es im menschlichen Zusammenleben entscheidend ankommt, sind oft schwer zu erfassen. Und der andere scheint manchmal genau das Falsche zu machen oder zu sagen. Einmal habe sie ihren Mann mit einem Geschenk überraschen wollen, erzählt die 34-Jährige, die in Dearborn bei Detroit lebt. „Und als ich nach Hause kam, hatte er es noch nicht einmal geöffnet!“ Darauf habe sie enttäuscht und verletzt reagiert.
In Wirklichkeit hatte es Tom, so heißt ihr Mann, kaum mehr erwarten können, bis sie endlich nach Hause kam. Er wollte das Geschenk nämlich vor ihren Augen öffnen – so wie sich das in Amerika gehört. „Er hat sich extra gut benommen und gewartet“, weiß Manuela Blankinship heute. So etwas gehört jedoch zu den kulturellen Feinheiten, die man erst nach und nach lernt, wenn man in ein fremdes Land kommt. Gerade wenn Deutsche in die USA ziehen, rechnen sie nicht unbedingt damit: Auf den ersten Blick sehen Land und Leute kaum anders aus als gewohnt. Und trotzdem ist vieles höchst verschieden. „Aber wir haben darüber reden können“, sagt Blankinship, die voriges Jahr ihr zehnjähriges Ehejubiläum feierte.
Frischer Wind fürs eigene Leben
Gesprächsbedarf gab es reichlich. Das beweisen jedenfalls zahlreiche Anekdoten, die Manuela Blankinship innerhalb kürzester Zeit zum Besten geben kann, wenn sie von ihrem Start in Michigan berichtet. Das fing schon damit an, dass sie ihrem künftigen Mann nach der Ankunft im neuen Heim vorschlug, doch einmal kräftig zu lüften. Wie sich herausstellte, wäre er selbst nie auf diesen Gedanken gekommen. „Die Vorstellung, die Fenster in der Wohnung zu öffnen, war für ihn ganz merkwürdig“, sagt Manuela Blankinship. Wozu gibt es schließlich Klimaanlagen?
Eine andere Sicht auf die eigenen Gewohnheiten bringt ohne Zweifel frischen Wind ins Leben. In einer interkulturellen Partnerschaft gilt das für beide Beteiligte. Das setzt allerdings Offenheit für neue Erfahrungen voraus. Die verbreitete „Mentalität, dass man immer noch etwas lernen kann“, gehört zu den Dingen, die Blankinship an Amerikanern sehr schätzt. Auch wer etwas Neues aufbauen möchte, werde stets mit großem Enthusiasmus unterstützt.
Manches vermisst sie in ihrer neuen Heimat auch: „Sich zwanglos mit Freunden irgendwo zu treffen“, nennt sie an erster Stelle. „In Köln gab’s immer was zu tun.“ Das sei jetzt ganz anders. Amerikaner laden auch nur selten zu sich nach Hause ein, hat sie gelernt. Woran das liegt? Nun, die Leute arbeiten viel, und sie verbringen pro Woche viele Stunden damit, um zu ihrem Arbeitsplatz zu pendeln.
Unterschiede im Blick behalten
Das Verhältnis zum Auto und zum Autofahren ist auch so ein Thema, zu dem sie viel sagen kann. Etwa: „Für mich als Deutsche war es schlichtweg unvorstellbar, 30 Meilen zu fahren, um ein Bierchen zu trinken.“ Auch wenn sie heute nicht mehr unbedingt so denkt – einen Blick für die Unterschiede in den kulturellen Gewohnheiten hat sie sich bewahrt.
Das ist nicht zuletzt berufsbedingt: Heutzutage arbeitet Manuela Blankinship für international tätige Unternehmen als Sprach- und Kulturtrainerin. Sie hilft Deutschen wie Amerikanern beim täglichen Umgang miteinander – damit aus kleinen kulturellen Unterschieden keine großen Missverständnisse erwachsen.