W. J. Weiher lebt ein Luxusleben – bis er den Jakosweg ging. Seither lebt er den Pilgertraum „vom Millionär zum Tellerwäscher“ und ist heute glücklicher als je zuvor.
Werner Jakob Weiher, ein erfolgreicher Immobilienmakler, führt ein luxuriöses Leben. Sein prunkvolles Haus, der Jaguar und seine Antiquitätensammlung sind sein ganzer Stolz. Er führt das Leben, das jährlich Millionen von Menschen anstreben – ein finanziell unabhängiges Dasein. Doch selbst der schönste Diamant verblasst, wird er nicht gepflegt. Und so birgt ein Luxusleben auch Schattenseiten: Verpflichtungen gegenüber Geschäftspartnern sind das eine, das andere die Instandhaltung der Luxusgüter wie Whirlpool, Sauna und Fitnessgeräte. Die persönlichen Bedürfnisse ziehen immer weitere Kreise, denn immerhin hat man einen Ruf zu verlieren. Designeranzüge von Armani und Co. werden zu Notwendigkeiten im gleichen Maße wie die Luft zum Atmen.
Geld macht nicht glücklich
Auch Werner Jakob Weiher wurde Opfer seines aufwendigen Lebensstils. Von Freiheit und Unbeschwertheit konnte nicht mehr die Rede sein. Kurzum: Im eigentlichen Sinne bestand sein Leben nur noch aus Arbeit. Die Belohnung: Geld in Hülle und Fülle. Dass Geld nicht glücklich macht, war für Werner Jakob Weiher von da an nicht nur eine Phrase, sondern bittere Realität. Die innere Leere wurde zu einem Dämon, der ihn von nun an täglich quälte. Wie eine klaffende Wunde schmerzte ihn dieser Dauerzustand. Immer häufiger wurde ihm klar: „Das ist nicht das, was ich will.“ Sein Verlangen nach Glück, Zufriedenheit und Frohsinn wurde so übermächtig, dass er beschloss, sein Leben radikal zu ändern. Wie, das wusste er nicht, aber er wusste, dass es notwendig war.
1000 Kilometer auf dem 1000-jährigen Weg – der Jakobsweg
Heute führt er ein einfaches und erfülltes Dasein. Seine Villa hat er gegen einen Wohnwagen, den Jaguar gegen einen Chevrolet eingetauscht. Da, wo einst die Leere Raum in Anspruch nahm, herrschen jetzt Fülle und Zufriedenheit. „Wie ist so etwas möglich?“, diese Frage kommt einem unweigerlich in den Sinn, wenn man mit Werner Jakob Weiher spricht. „1000 Kilometer auf dem 1000-jährigen Weg – der Jakobsweg“, seine Antwort. Weiher ist sich heute sicher: „Der Jakobsweg war es, der mein Leben veränderte. Der Weg gibt dir nicht das, was du willst, sondern das, was du brauchst. Er führt dich an Grenzen, von denen du nicht einmal weißt, dass es sie gibt. Er führt dich geradewegs durch die Hölle, direkt in den Himmel.“
Der Jakobsweg kann das Leben verändern
Den ersten Schritt in sein neues Leben machte er im August 2007. Seine vorerst 1000 Kilometer lange Reise begann in Jaca, dem Somaport-Pass zwischen Frankreich und Spanien. Ein langer, steiniger und schweißtreibender Weg lag vor ihm. Verzweiflung, Wut, Erschöpfung, aber auch Freundschaft, Zuversicht und Hoffnung waren seine ständigen Wegbegleiter. „Und wenn du glaubst, es geht nicht mehr, dann kommt von irgendwo ein Lichtlein her. Diese Reise zeigt dir dein Innerstes, sie transportiert es nach außen. Probleme werden so übermächtig, da kann es schon mal sein, dass sich wahrhaftige Tragödien abspielen. Emotionale Hochs, vor allem aber die Tiefs lassen dich schonungslos in ein Nichts stürzen, das mit Einsichten und Erkenntnissen angereichert ist, die kein Ratgeber der Welt vermitteln kann. Als ich den Jakobsweg ging, dachte ich, Santiago de Compostella sei das Ziel dieser Pilgerreise. Doch es war erst der Anfang.“ Mit einem zufriedenen Nicken bekräftigt er das eben Gesagte. Wo ihn diese Reise noch hinführen wird, das weiß er nicht, aber sie wird schön sein, da ist er sich sicher. „Immer wieder haben mich die Menschen gefragt, was auf dem Jakobsweg passiert ist. Immer wieder möchten die Menschen Antworten auf Fragen, für die es keine wirklichen Antworten gibt. Man kann den Leuten vom Jakobsweg erzählen, aber was dort passiert, das kann man nicht transportieren, geschweige denn in Worte fassen. Es ist nicht nur eine überdimensionale Wanderung – es ist eine Reise zu sich selbst.“
Internetportal Jakobsweg-Live
Diese Reise hat er in einem Buch zusammengefasst. „1000 Kilometer auf dem 1000-jährigen Weg“ ist sein persönlicher Versuch, den Menschen das Mysterium Jakobsweg näherzubringen. Die Erfahrungen, die er während seiner Pilgerreise machte, begeisterten ihn so, dass er ein dem Jakobsweg gewidmetes Internetportal „Jakobsweg-Live“ ins Leben rief. Pilger-Interessierte finden dort wichtige Informationen rund um den Jakobsweg. Werner Jakob Weiher lebt auch heute noch, gut zwei Jahre nach seiner ersten großen Pilgerreise, in einem Wohnwagen. Die Entscheidung, sein altes Leben hinter sich zu lassen, hat er nicht bereut. Im Gegenteil: Werner Jakob Weiher hat sein Leben – so könnte man sagen – dem Pilgern und dem Jakobsweg verschrieben. Selbst seinen Lebensunterhalt verdient er sich heute mit dem Vertrieb von Medien zum Thema Jakobsweg und dem spirituellen Suchen. Seine Freundin, mit der er schon seit Längerem liiert ist, lebt in einer eigenen Wohnung und unterstützt ihn bei seinem Vorhaben, den Jakobsweg so vielen Menschen wie nur möglich näherzubringen. Schon jetzt schmiedet er Pläne für die Zukunft, die natürlich allesamt nur um ein Thema kreisen: das Pilgern auf dem Jakobsweg!