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Der Jakobsweg in Frankreich: Conques

Die romanische Abtei St. Foy und deren über tausendjähriger Schatz sind die Hauptattraktionen in dem schmucken mittelalterlichen Ort.

Conques ist kleines Dorf inmitten der Provinz Aveyron im südfranzösischen Departement Midi-Pyrenäen. Seit dem Mittelalter eine wichtige Station des französischen Jakobsweges Via Podiensis, lag der Lebensmittelpunkt stets in der mächtigen Abteikirche. Rund um den romanischen Bau schlängeln sich enge Gassen und ausgetretene Stiegen durch schiefergedeckte Fachwerk-Häuschen, Restaurants und Souvenirshops in historischen Bauten mit Blumenkästen vor Fenstern und Türen. Alles ist sehr gepflegt und die Einwohner empfangen Jakobspilger wie Touristen mit einem freundlichen Lächeln und Sympathie.

Kurzportrait von Conques

Alles begann mit einem Einsiedler namens Dadon, der das Kloster von Conques laut Überlieferung im 9. Jahrhundert gründete. Benediktinermönche gesellten sich zu ihm und bald wurde eine Kirche errichtet. Karl der Große (768 -814) überreichte der Abtei die erste Reliquie, ein vergoldetes „A“, das heute noch im Kirchenschatz besichtigt werden kann. Der Sohn Karls des Großen, Ludwig der Fromme, beschenkte die Abtei mit fruchtbaren Ländereien, die der Ordensgemeinschaft Wohlstand einbrachten. Die Ankunft der Reliquien der Heiligen Fides im Jahr 866 aber verhalfen Conques zu Ruhm. Fides war eine junge Christin, die im 3. Jahrhundert zum Märtyrertod verurteilt wurde. Seither entwickelte sich der Ort zu einem Pilgerziel für Christen aus aller Welt. Bis heute dreht sich das Ortsgeschehen hauptsächlich um die Kirche Sainte Foy (französischer Name für Fides) und deren Bedeutung als Wallfahrtsort und Kulturdenkmal. Conques liegt eingebettet in ein dicht bewaldetes Tal auf 270 Meter Höhe über dem Meeresspiegel. Es besteht nur aus wenigen Gassen und zwei Dutzend Häusern, die rund um die Abtei liegen.

Die Abteikirche St. Foy von Conques

Die aktuelle Version der Abteikirche St. Foy von Conques entstand im Jahr 1050. Sie gilt als eine der schönsten romanischen Kirchenbauten in Frankreich. Sie ist augenscheinlich eine Pilgerkirche mit begehbaren Seitenschiffemporen, die in den Sommernächten bei Orgelkonzert und Lichtershow besichtigt werden können. Besonders beeindruckend sind Chorumgang und das gewaltige Mittelschiff mit 25 Meter hohen Säulen. In den 1990er Jahren erhielt die Abtei neue Glasfenster, die der prämierte Künstler Pierre Soulages speziell für Conques schuf. Das milchige Glas in verschiedenen Nuancen kombiniert harmonisch mit der romanischen Struktur des Baus. Im 14. Jahrhundert verlor die Abtei von Conques an Einfluss, die Säkularisierung der Klöster vertrieb die Benediktinermönche endgültig. Während der Französischen Revolution wurden weite Teile des Klosterkomplexes zerstört. Seit dem 19. Jahrhundert wird die Abtei von Prämonstratenser Mönchen verwaltet. Diese führen auch eine Pilgerherberge, die für ihre besondere Gastfreundschaft einer der beliebtesten Haltepunkte der Via Podiensis ist.

Die Legende der Heiligen Fides

Fides war ein junges Mädchen aus Agen, das im 3. Jahrhundert lebte. Sie hatte sich gänzlich der christlichen Glaubenslehre verschworen und zog sich damit den Unmut der römischen Herrscher zu. Da sie ihrem Glauben nicht abschwören wollte, verurteilte sie Kaiser Diokletian (245-313) zum Tod auf dem Scheiterhaufen. Doch die Flammen konnten Fides nichts anhaben. Daraufhin ließ man sie köpfen. Ihr wurden zahlreiche Wunder zugeschrieben, die sich schnell in ganz Frankreich und bis ins restliche Europa verbreiteten und Gläubige anlockten. Die Gebeine der wundertätigen Heiligen kamen durch einen Raub in den Besitz der Abtei St. Foy. Ein Mönch aus Conques soll sich zehn Jahre lang das Vertrauen der Ordensbrüder in Agen erschlichen haben, bis er zum Reliquienwächter ernannt wurde. So konnte er seinen Plan umsetzen und die Reliquien der Heiligen Fides nach Conques überführen.

Der Schatz von Conques

Der Tresor de Conques ist im ehemaligen Kreuzgang der Klosterabtei untergebracht und gehört zu den wertvollsten Schätzen der Katholischen Kirche. Hauptattraktion ist die Sitzreliquie der Heiligen Fides „La Majestie de Sainte Foy“ aus dem 9. bis 10. Jahrhundert. Die vergoldete Figur ist über und über mit Edelsteinen und Silberschmiedarbeiten versehen, die im Laufe der Zeit ständig von Mönchen erweitert und ergänzt wurden. Der Kopf mit den großen blauen Augen , Füße und Hände der Statue wirken überdimensional im Vergleich zu dem Körper, was ihr ein ungewöhnliches und mystisches Flair verleiht. Viele Theologen stellten schon Theorien über die Herkunft der Figur auf. Der Kopf soll von einer antiken Büste eines römischen Kaisers aus dem 4. oder 5. Jahrhundert stammen. Außerdem sind diverse andere kostbare Reliquien und Stücke aus dem 6. bis 16. Jahrhundert zu bewundern. Den Schatz versteckten die Bewohner vor Napoleons Soldaten in den umliegenden Bergen und konnten so die wertvollen Reliquien retten, die heute zu den wichtigsten Kirchenschätzen der Katholischen Kirche gehören.

Das romanische Tympanon von Conques

Seit zehn Jahren täglich zweimal erklärt Bruder Jean Daniel Pilgern und Touristen das berühmte Tympanon seiner Abteikirche St. Foy. Dabei fällt ihm immer wieder eine neue lustige Geschichte ein. Das romanische Tympanon von Conques beinhaltet so viele Details, dass auch die einhundertste Erklärung nicht langweilig wird. Das Tympanon von Conques zählt zum Besten, was die französische Romanik zu bieten hat. Es ist sehr gut erhalten, obwohl die ursprünglichen Farben der Entstehungszeit 1120 etwas verblasst sind. Zentrales Thema des Figurenensembles ist das Weltgericht. Christus der Erlöser thront in der Mitte. Links von ihm ist das Paradies mit den Erwählten zu sehen, rechts erfahren die Sünder in der Hölle allerlei kuriose Strafen.

Wandern rund um Conques

Der Jakobsweg Via Podiensis ist Teil des französischen Fernwanderwegenetzes (Sentiers de Grandes Randonnée, GR) und ist als GR 65 mit rot-weißen Balken gekennzeichnet. Er führt von Le Puy bis nach St. Jean-Pied-de-Port und umfasst insgesamt knapp 730 Kilometer mit leichten bis schweren Etappen. Die Strecke bietet zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten und führt durch historische Regionen wie das Baskenland, die Casgogne oder das Hochland von Aubrac.

Infos und Tipps

Wer mit dem PKW oder Wohnmobil anfährt, kann für eine Gebühr von drei Euro auf einem ausgewiesenen Parkplatz mit mehr als 150 Plätzen zeitlich unbeschränkt parken. In wenigen Minuten erreicht man von hier aus das Zentrum. Das Tourismusbüro ist auch auf ausländische Gäste eingestellt. Einige der hilfsbereiten Damen im Office de Tourisme sprechen Deutsch und Englisch. Die Infobroschüren sind teilweise auch auf Englisch erhältlich.