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Der innere Schweinehund im Leben

Der Schweinehund beißt immer wieder, taucht dann auf, wenn man ihn nicht braucht. Aber mit ein wenig Ehrlichkeit und Optimismus wird aus dem Kampf ein Miteinander.

„Das hat noch Zeit…“ – „Damit fang ich dann morgen an“ – „Ich bin dafür nicht zuständig….“ – „Ach, es ging bisher auch immer noch so…“ – „Das könnte gefährlich sein…“ – all das sind Sprüche, die einem oftmals von dem inneren Schweinehund, dem kreativsten Ausredensucher des Menschen, ins Ohr geflüstert werden, wenn ein Ziel angestrebt, etwas verändert oder einfach nur aufgeräumt werden soll. Wenn die gewohnte Komfortzone verlassen und der Bereich des persönlichen Wachstums beschritten werden soll, steht der innere Schweinehund wie ein Wächter in dieser Tür und will einen nicht hindurchlassen.

So tritt der innere Schweinehund in Erscheinung

Der Schweinehund ist ein Meister der Tarnung. Oft genug bemerkt man erst zu spät, dass der Schweinehund wieder zugebissen hat. Man hat sich so an seinen Schweinehund gewöhnt, dass einem das Aufschieben und Ausreden gar nicht mehr auffällt. Vor allem in der Ausredensuche ist der Schweinehund der Größte: „Ja… ABER..“

Man muss seinen inneren Schweinehund also kennenlernen, dann bemerkt man ihn auch und kann entsprechend gegen ihn agieren. Denn er will alles, was gegen liebe alte Gewohnheiten angeht, direkt im Keim ersticken. Daher serviert der Schweinehund gern schon einmal allgemeingültige Unmöglichkeitsformeln: „Das kann doch kein Mensch!“ – „Das schaffe ich niemals!“ – „Das ist viel zu schwer für mich.“ – „Ich habe einfach keine Zeit….“. So wird man leicht von jeder Verpflichtung zum Handeln geschützt und lässt es direkt. Vorher wird schon die Flinte ins Korn geworfen und man kann nie herausfinden, wie es wäre, wenn man keine Ausrede benutzt hätte. Ehrlicherweise hätte es heißen müssen: „Ich will nicht“ oder „Ich trau mich nicht“.

Das hasst der Schweinehund

Der Schweinehund hasst nichts so sehr, wie Veränderungen. Sobald man nur über eine Veränderung nachdenkt, tritt der innere Schweinehund auf die Bühne und redet so lange auf einen ein, bis man es von vornherein lässt. Er liebt es bequem, er liegt am liebsten auf dem Sofa und erfindet Ausreden, schaut fernsehen. So fällt im Leben so einiges der Bequemlichkeit zum Opfer – und der innere Schweinehund freut sich.

Und was kann man tun?

Den Schweinehund wegsperren, diszipliniert sein, den Schweinehund töten, ihn ignorieren…. all das wird erfolglos bleiben. Im Grunde will der Schweinehund ja nur Gutes: Er will verhindern, dass man sich übernimmt und überfordert.

Solange wir einen Teil von uns bekämpfen, bekämpfen wir uns selber. Erst dann, wenn man diesen Teil nicht mehr bekämpft, sondern akzeptiert und integriert, kann man partizipieren, und auch glücklich weren.

Die Lösung heißt: Hand in Hand mit dem Schweinehund auf die Bühne treten, mit ihm spielen, ihm seine Wünsche einräumen, sich aber nicht mehr sabotieren lassen.

Es gibt ein feines Schweinehundspiel: jeden Tag ein wenig über sich hinauswachsen. Etwas anpacken, wozu man sich überwinden muss. Aber nur ein bißchen. Und das von Zeit zu Zeit steigern. So haben der Schweinehund und man Selbst Spaß, der Schweinehund bekommt, was er will, kann sich richtig austoben und man kann seine Pläne verwirklichen, ohne dabei ständig gegen ihn angehen zu müssen.

Das Unterbewußtsein

Jedes menschliche Unterbewußtsein beschäftigt sich primär mit zwei Dingen: Erstens Schmerzen zu vermeiden und zweitens eine potentielle Lust zu suchen. Zwei Dinge sind also auch notwendig, um den Schweinehund zu überwinden:

  1. Man stellt sich den Gewinn vor, wenn man das, was man sich als Ziel gesetzt hat, endlich anpackt. In den schillernsten, bunten Farben stellt man sich das Ergebnis vor, man versetzt sich in die Gefühle, die einen dadurch umgeben. Dann wird einem der vorübergehende Verzicht auf Etwas nur noch gering erscheinen.
  2. Man führt sich die Nachteile deutlich vor Augen, wenn man nicht „loslegt“. Man stellt sich so intensiv wie möglich vor wie schlecht man sich fühlen würde, würde man dem inneren Schweinehund jetzt nachgeben. Man stellt sich vor, wie stark man wieder psychisch dadurch belastet würde, wenn man das Vorhaben nicht umsetzen würde.

„Wie unangenehm wäre es für mich, das Ziel jetzt nicht anzugehen? Oder wie angenehm wäre es für mich, hätte ich das Ziel dann erreicht?“

Die Herausforderung ist das Wichtigste

Maßgeblich dabei ist die Herausforderung, jedoch muss die konkrete Herausforderung für das Erreichen des gesetzten Zieles mit den individuellen Fähigkeiten in Balance sein. Überforderung und Unterforderung sind die größten Motivationskiller im Leben.

Glücksgefühle, den „Flow“ erlebt man dann, wenn man den eigenen Grenzen nah kommt und sie ein wenig überschreitet – Aufgaben und Probleme, die man lösen kann, sind die Würze des Lebens. Oft ist der Schweinehund dann im Einsatz, wenn man seine eigenen Grenzen zu stark überschreitet, wenn man sich Dinge abverlangt, die schlichtweg unmöglich zu erreichen sind, weil die entsprechenden Fähigkeiten fehlen.

Ein schweinehundfreundlicher Plan

Der innere Schweinehund soll nicht vertrieben oder getötet werden. Man sollte ihn mittnehmen.

  1. eine Entscheidung treffen (ob oder ob nicht…?)
  2. eine klare Zielplanung machen (wann mache ich was… wie halte ich durch…)
  3. mit der Ausführung beginnen
  4.  die Zwischenergebnisse kontrollieren
  5. Alles fertig? Dann ist eine Belohnung und eine Feier fällig.

Die Schubkraft

Die Schubkraft zum Beginn der Ausführung ist oft nicht ausreichend vorhanden. Oft weiß man gar nicht, was eine Veränderung bringt, was für einen Nutzen sie hätte oder nicht hätte. Daher sollte man sich die Frage stellen:

Wie wäre es, wenn ich das und das verändern, lernen, umsetzen würde?

Wie wäre es, wenn ich all das nicht täte?

Wie würde ich mich bei beiden Variationen fühlen?

Was wäre bei beiden Variationen in 1, 2, 5 oder 10 Jahren? Wie glücklich wäre ich damit?

Mit großer Begeisterung etwas beginnen reicht leider nicht aus. Was die meisten Menschen unterschätzen ist die enorme Widerstandskraft der Gewohnheiten. Gewohnheiten werden oft nicht wahrgenommen, sie spielen sich viel im Unterbewußtsein ab, und so hat der Schweinehund hier freie Bahn.

Doch ständig gegen seine Gewohnheiten angehen ist sehr ermüdend. Schnell wird wieder aufgegeben und man landet bei seinen alten Gewohnheiten und damit in den weichen, kuscheligen Armen seines Schweinehundes.

Doch Gewohnheiten ändern sich recht schnell, sie programmieren sich sozusagen neu. Wenn man sein Ziel also verfolgt, mit dem Schwienehund trainiert und mit ihm spielt, eine Weile durchhält wird man feststellen, dass das Durchhalten, was erst so schwer und unmöglich schien sich verwandelt hat in ein Wohlgefühl. Denn die Gewohnheiten haben sich verändert und wenn man das, was man sich vorgenommen hat, ausübt, liegt das ganz im Bereich der Gewohnheiten.

Nur der Anfang ist schwer

Nur der Beginn ist schwer, denn man muss gegen seine Gewohnheit angehen. Hier ist der Schweinehund sehr mächtig und möchte erreichen, dass die gewohnte Komfortzone wieder aufgesucht wird. Doch je länger man durchhält, desto höher damit auch der Nutzen steigt, desto spürbarer sind die Vorteile und sobald die Gewohnheit umprogrammiert ist (das dauert meist zwischen 4 und 6 Wochen), ist der Nutzen viel größer als der Aufwand und das Durchhalten wird nicht mehr schwerfallen.

So fängt man gut an

  1. Den Anfang leicht machen – klein anfangen, damit man schnell Erfolgserlebnisse haben kann (niemals überfordern!! das ist der größte Motivationskiller)
  2. Die Kraft des Rythmus nutzen (was man dauerhaft verändern sollte, sollte man stets am gleichen Ort, zur gleichen Zeit und auf dieselbe Art tun, so stellt sich die Gewohnheit durch die rythmische Wiederholung schnell ein)
  3. Trotz einzelner Ausnahmen immer am Ball bleiben (jede Ausnahme unterbricht jeden Gewohnheitsprozess, der gerade neu programmiert wird und gefährdet das langfristige Ziel – wenn man sich auf die Ausnahme „freut“, hat der Schweinehund zugebissen)
  4. Eine neue Gewohnheit anzusiedeln ist nicht ganz leicht. Ein wenig leichter wird es, wenn man das, was Neu werden soll zwischen zwei alte Gewohnheiten packt. Zum Beispiel das Fitness-Training immer nach der Arbeit und vor dem Zubettgehen.