Der höchste Dinosaurier der Welt. Im Berliner Museum für Naturkunde steht das Skelett eines Brachiosaurus brancai. Es ist seit 2005 das höchste Skelett eines Dinosauriers der Welt.
Entdeckt hat es der deutsche Forscher Werner Janensch 1909 auf einer Expedition in das heutige Tansania. Die Arbeiter und Helfer dieser als Tendaguru-Expedition bekannt gewordenen Grabung fanden zunächst nur einzelne Knochen und Teile von Skeletten. Einen besonderen Glücksfund stellte ein gut und vollständig erhaltener Schädel dar. Jetzt wussten die Forscher, dass ein neuer sauropoder Saurier vor ihnen lag. Die große Anzahl der gefundenen Knochen machte es möglich das riesige Tier fast vollständig zu rekonstruieren.
Der Dino mit dem Giraffenhals
An der Rekonstruktion fallen einige Eigenheiten auf. Durch die neue Montage reckt sich der Hals mit dem kleinen Kopf am Ende bis auf eine Höhe von 13,27 Metern. Die Spezialisten rückten dazu die bisher seitlich am Körper abstehenden Beine unter den Rumpf. Jetzt sticht dem Besucher des Dinosaurier-Saales im Museum für Naturkunde die nach hinten abfallende Rückenlinie erst richtig ins Auge. Die Vorderbeine sind im Vergleich zu den hinteren Extremitäten verlängert. Untypisch für Sauropoden sind auch der Buckel auf dem Widerrist und der aufrecht getragene Hals. Zusammen gibt das ein einer heutigen Giraffe ähnliches Erscheinungsbild.
Futter aus Wipfelhöhe
Mit diesem über neun Meter langen Hals konnte der Brachiosaurus brancai ganz einfach die Wipfel der höchsten Bäume erreichen. Dort fand er sein Futter. Vermutlich weideten die Brachiosaurier die Nadeln und Blätter und nicht die Samen ab. Dabei kam ihr aus stiftartigen Zähnen bestehendes Gebiss zum Einsatz. Mit ihm biss der Saurier nicht die Zweige ab, sondern streifte die Blätter und Nadeln wie mit einem Kamm ab. Doch eine Diät aus Nadeln und Blättern macht ein so riesiges Tier wie den Brachiosaurus brancai nicht so schnell satt.
Der Nahrung hinterher wandern
Die Tiere mussten gewaltige Mengen an Nahrung aufnehmen. Die Bäume in der näheren Umgebung dürften bald leer gefressen gewesen sein. Dann war es für die Brachiosaurier an der Zeit, sich neue Weidegründe zu suchen. Wahrscheinlich zogen die Tiere ähnlich den heutigen Gnus und Zebras in großen Gruppen oder Herden der Nahrung hinterher. Die Funde von versteinerten Fußspuren erhärten diese Vermutung. Sie zeigen auch, dass die ausgewachsenen Tiere mit ihrem Nachwuchs in Herden unterwegs waren.
Leichtbau gegen Übergewicht
Das Skelett des Brachiosaurus brancai ist wie das aller großen sauropoden Dinosaurier ein Muster an Leichtbau. Die Knochen der Wirbelsäule bestehen nur noch aus Spangen und Hohlräumen. Trotzdem sind sie stabil genug, das riesige Tier zu tragen. In den Knochen befanden sich außerdem Luftsäcke. Sie unterstützten die Atmung und verringerten gleichzeitig das Gewicht. Zusätzlich versteiften sie auch noch den Hals. Nach neuen Berechnungen wog der Brachiosaurus brancai nicht mehr als etwa 24 Tonnen (Michael P. Taylor, 2009).
Verborgene Schätze im Museumskeller
Insgesamt fanden die Teilnehmer der Expedition von 1909 bis 1913 mehr als 250 Tonnen Fossilien. Janensch und seine Helfer mussten dafür gut 100 Grabungsstellen anlegen. In den seit damals vergangenen Jahren konnten die Präparatoren nur einen kleinen Teil der Funde aufarbeiten. In den Kellern und Magazinräumen des Berliner Museum für Naturkunde schlummern immer noch viele unentdeckte neue Tierarten aus dem Jura Afrikas und warten auf ihre Entdeckung.