Bis zu 6 Millionen Menschen leiden in Deutschland an der Krankheit.
Fachleute sprechen von einer „unterschätzten Volkskrankheit“: Die Depression. Zu deren Hauptsymptomen zählen Freudlosigkeit, depressive Stimmung und Antriebsminderung. Schlafstörungen, Appetitänderungen, Konzentrations- und Gedächtnisschwierigkeiten oder ein niedriges Selbstwertgefühl können hinzutreten. Vier dieser Symptome müssen mindestens zwei Wochen bestehen, um das Krankheitsbild zu ergeben.
Die Krankheit Depression verläuft in Phasen
Die Krankheit verläuft in Phasen von mehrmonatiger Dauer. Bei den meisten Kranken gibt es wiederholte depressive Episoden. Bei bis zu einem Fünftel ist der Verlauf chronisch. Depressive Erkrankungen können zu allen Zeitpunkten des Lebens auftreten. Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer. Ein niedriger sozioökonomischer Status und belastende Lebensereignisse sind weitere Risikofaktoren.
Die als eine Ursache in Betracht kommende Verletzlichkeit (Vulnerabilität) kann genetisch bedingt sein, aber auch durch psychosoziale Faktoren wie frühe Verlusterlebnisse hervorgerufen worden sein. Bei Stress oder Belastungen wie chronischer Überforderung oder körperlichen Erkrankung bricht dann die Depression aus. Die Schulmedizin behandelt sie mit Antidepressiva.
Telefongestütztes Betreuungsprogramm „ProPerspektive“ bei depressiver Verstimmung
Aber damit ist es nicht getan. Die Kranken benötigen eine strukturierte Betreuung – auch außerhalb gängiger Sprechstunden. Ein Großteil der Betroffenen gilt als unzureichend versorgt.
Das Unternehmen AnyCare GmbH in Stuttgart bietet Menschen mit Depression und Burn-out-Syndrom ein individuelles, telefongestütztes Betreuungsprogramm „ProPerspektive“ an. Das kann die medizinische Versorgung wirkungsvoll unterstützen. Von der Privatversicherung Debeka wird das Betreuungsprogramm bezahlt.
Das Programm läuft über zwölf Monate. Dabei werden die Betroffenen unterschiedlich oft von psychologischen Fachkräften angerufen. Ziel ist es, die Therapietreue der Patienten hinsichtlich Medikamenteneinnahme und anderer Behandlungsempfehlungen zu erhöhen. Die bisherigen Ergebnisse sind durchaus erfreulich. Mehr als zwei Drittel der Patienten berichten von einer Besserung ihres Gesundheitszustandes.
Die Fähigkeit zum Umgang mit der Depression muss gestärkt werden
Das Programm soll die Fähigkeit der Kranken, mit ihrer Erkrankung umzugehen, fördern. Es ermöglicht den Betroffen, Verschlechterungen frühzeitig zu erkennen und schneller Hilfe in Anspruch zu nehmen. Allerdings muss auch die Debeka zugeben, dass das Betreuungsangebot nur sehr unzulänglich angenommen wird. Dies, obwohl es sich an solche Patienten wendet, die zuvor stationär behandelt worden sind. Gerade einmal jeder Siebte macht davon Gebrauch. Dabei vermeidet das Programm den so genannten „Drehtüreffekt“.
Sechs Millionen Menschen sind in Deutschland von der psychischen Erkrankung betroffen
In Deutschland ist jeder zehnte Erwachsene – bis zu sechs Millionen Menschen – von Depressionen betroffen. Das Gesundheitssystem wendet dafür jährlich vier Milliarden Euro auf. Hinzu kommen lange Fehlzeiten am Arbeitsplatz. Die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass bis 2020 die Depression neben Herz-Kreislauf-Erkrankungen die weltweit führende Krankheitsursache sein wird. In Deutschland gelten vier Millionen Menschen als behandlungsbedürftig. Von ihnen werden mehr als zwei Drittel hausärztlich betreut. Nicht einmal jeder Fünfzehnte erhält eine adäquate Therapie. Drei Monate nach Behandlungsbeginn nehmen allenfalls vier Prozent der Patienten ihre Medikamente noch ein. Ein weites Feld.