Dehnstellungen gehören zur aktiven Atemtherapie.
Sie sind ohne großen Aufwand auch zu Hause durchzuführen und helfen bei Erkrankungen von Atmung und Lunge.
Das eigene Üben von atemerleichternden Techniken ist für Menschen mit chronischen Atemproblemen unerlässlich. Neben der Atemwahrnehmung und den Dehnlagen gibt es auch die Dehnstellungen. Sie ähneln den Dehnlagen, der Unterschied ist aber, dass sie aktiv beübt werden: Eine Dehnhaltung wird eingenommen und dann aktiv gehalten. Im Gegensatz zu den passiven Dehnlagen ist hierbei mehr Kraft nötig.
Wann werden Dehnstellungen angewendet?
Der Grund für das Üben der Dehnstellungen ist der gleiche wie bei den Dehnlagen auch. Es geht darum, das flexible Gewebe von Brustkorb und Rumpf beweglich zu halten. Dies ist eine Voraussetzung für eine bessere Belüftung der Lunge und damit eine erhöhte Vitalkapazität und eine verminderte Infektionsneigung. Für die Betroffenen von Asthma, COPD und Mukoviszidose bedeutet das, dass sie trotz der Erkrankung möglichst leistungsfähig bleiben können. Denn eine verminderte Vitalkapazität geht immer mit Einschränkungen einher. Das kann soweit gehen, dass die Treppen bis zur Wohnung nicht mehr zu schaffen sind, obwohl die Beine und das Herz das durchaus leisten könnte, es aber an der Puste fehlt.
Wie werden Dehnstellungen ausgeführt?
Auch das ähnelt dem Vorgehen bei den Dehnlagen. Ein Platz auf dem Boden ist zum Üben notwendig, eine der vorgeschlagenen Übungen ist auch im Stand zu absolvieren. Einengende Kleidung ist nicht günstig. Da viele Elemente aus dem Yoga übernommen und für atemtherapeutische Zwecke etwas modifiziert sind, ist yogataugliche Kleidung auf jeden Fall immer die richtige Variante.
Die Dehnstellungen werden immer soweit ausgeführt, dass der Übende etwas unterhalb seiner persönlichen Grenze bleibt und nie darüber hinweg geht. Die Stellund wird über einige langsame, tiefe und geführte Atemzüge gehalten. Dann geht der Übende schrittweise wieder in die Ausgangsposition zurück und macht dort eine kurze Pause. In dieser findet die reflektorische Nachatmung statt, die bewusst wahrgenommen werden sollte. Erst die bewusste Wahrnehmung der Atembewegungen macht aus ihnen mehr als mechanische Abläufe und ermöglicht eine Schulung des Körpergefühls.
Der Fisch
Aus der Rückenlage kommt man so weit mit dem Oberkörper hoch, dass man sich auf die Unterarme stützen kann. Die Hände liegen flach auf dem Boden. Wer anfangs eine Unterstützung braucht, kann die Hände auch in die Taille einstützen. Den Kopf lässt man nach hinten unten sinken, ohne sich in die Schultern fallen zu lassen. Nach einigen tiefen Atemzügen baut man die Stellung in der umgedrehten Reihenfolge wieder ab und ruht sich aus.
Die Kobra
Man fängt in der Bauchlage an und kommt dann mit dem Oberkörper ein Stück hoch, so dass man sich auf die Unterarme stützen kann. Die Handflächen berühren den Boden. Nun stützt man sich aus dem Schultergürtel nach oben, der Blick geht auf einen Punkt ungefähr einen Meter voraus. Auch diese Stellung wird nach einigen tiefen Atemzügen schrittweise wieder abgebaut.
Wer hier noch Übungsreserven hat, kann aus dem Unterarmstand in das Stützen auf die Hände bei gestrecktem Ellbogen kommen. Die Dehnung für die Bauchmuskeln ist jetzt größer, allerdings braucht man auch eine geschmeidigere Lendenwirbelsäule.
Die Rutschbahn vorwärts
Aus dem Vierfüßlerstand schiebt man beide Hände so weit nach vorne wie es geht, ohne das Becken mitzunehmen. Dieses zeigt in Richtung Zimmerdecke, der Kopf kann auf der Stirn abgelegt werden, der Bauch hängt frei, die Schultern werden gedehnt. Nach einigen tiefen Atemzügen löst man die Stellung langsam wieder auf.
Die Rutschbahn rückwärts
Im Fersensitz werden die Hände hinter dem Körper auf den Boden gestützt, dicht hinter den Füßen. Nun schiebt man das Becken in Richtung Decke, bis die Hüften gestreckt sind. Der Kopf bleibt in Verlängerung der Wirbelsäule, man schaut also ebenfalls in Richtung Decke. Auch diese Stellung wird einige Atemzüge gehalten und dann in der umgekehrten Reihenfolge wieder aufgelöst.
Der Vogel in Bauchlage
Man fängt in der Bauchlage an, winkelt ein Bein in Richtung Decke an und greift mit der Hand der anderen Seite den Fuß oder das Sprunggelenk des angewinkelten Beines, das in die Luft zeigt. Nun streckt man das Bein leicht wieder, so dass der Druck des Oberschenkels auf dem Boden weniger wird und der Brustkorb angehoben. Der Kopf wird ebenfalls angehoben, man bleibt aber in Verlängerung der Wirbelsäule, schaut also kurz vor sich auf den Boden. Nach einigen Atemzügen mit der gehaltenen Dehnung baut man die Stellung wieder ab und wiederholt sie auf der anderen Seite.
Der Vogel im Stand
Aus dem Stand fasst man mit einer Hand den Fuß oder das Sprunggelenk des Beines der anderen Seite hinter dem Rücken, der andere Arm ist neben den Kopf gehoben. Auch hier geht man in die Dehnung, indem man das Bein in die Streckung bringt, anschließend beugt man sich mit dem Oberkörper so weit nach vorne, wie man die Stellung noch gut halten kann. Nach tiefen und langsamen Atemzügen löst man die Stellung wieder auf und baut sie mit der anderen Seite nochmal auf.