Das Stockholmer Erfolgslabel auf Expansionskurs. 2002 gründeten Karin Jimfelt-Ghatan und Per Holknekt das Stockholmer Modelabel Odd Molly. Heute tragen Stars wie Sheryl Crow und Helena Bonham Carter ihre Kreationen.
Schwedische Mode, damit verbindet man in erster Linie trendige Jeanslabels, schlichte Basics und internationale Billigketten. Attribute, die so ganz und gar nicht zum “typisch unschwedischen” Stockholmer Modelabel Odd Molly passen wollen und es vielleicht deshalb so beliebt machen.
Am Anfang war die Strickjacke
Im März 2002 trafen sich Designerin Karin Jimfelt-Ghatan und Werbetexter Per Holknekt zu einer Geschäftsbesprechung, eine von Holknekts Agentur gesponsorte Jacke sollte entworfen werden. Die Jacke kam nie zustande, stattdessen merkte das kreative Duo beim Brainstorming schnell, dass man in Zukunft zusammen arbeiten wollte. Das war der Startschuss für das Erfolgslabel Odd Molly. Bereits zwei Monate später registrierten Jimfelt-Ghatan und Holknekt ihre Firma und im Sommer 2002 entstand die erste Kollektion. Ein mutiger Schritt, wie die beiden heute finden, musste das junge Unternehmen doch durch Einfallsreichtum, schwedischen Pragmatismus und vor allem Beziehungen ausgleichen, was an Startkapital fehlte. So kam es, dass sich die erste Kollektion auf Oberteile beschränkte; für die Produktion der folkloristisch inspirierten Strick- und Häkeltops, die zum Aushängeschild des Labels avancierten, hatte man schlichtweg die günstigsten Branchenkontakte.
Ein eigener, zeitloser Stil
Seit die ersten Strickjacken in die Läden kamen, hat sich Odd Mollys Umsatz jährlich mehr als verdoppelt und im gleichen Takt erweiterten sich die Kollektionen. Heute kann man neben den Signatur-Strickjacken auch bunte Hippiekleider, fellbesetzte Mäntel und die vergleichsweise schlichten Jeans der Marke in 1600 Läden in 38 Ländern kaufen. Zum kommerziellen Erfolg kam 2008 mit der Verleihung des “goldenen Knopfs”, der wichtigsten schwedischen Mode-Auszeichnung, auch die Anerkennung der Branche. Odd Molly ginge ihren eigenen Weg, befand die Jury, so stünde die Marke für mehr als nur Kleidung, nämlich einen eigenen, zeitlosen Stil.
Inspiration: New York und Sonntagmorgen
Mit gestrickten Oberteilen aus Naturmaterialien wie Wolle und Baumwolle als Schwerpunkt ist Odd Molly in erster Linie eine Marke für Frauen, die bequeme Kleidung wünschen. Die Stücke sind oft spezialbehandelt für den typischen used look und die weichen, lose sitzenden Schnitte schaffen einen mädchenhaften, bohemischen Stil. Auf diese Weise gibt Chefdesignerin Karin Jimfelt-Ghatan der modernen Folklore ein neues, wegweisendes Gesicht, auch wenn sie selbst die Umschreibung “folk art” vorzieht, ist für sie doch Folklore ein wenig beständiges Trendwort. Die Inspiration für Odd Mollys sprudelnden Farb- und Mustermix kommt aus der ganzen Welt, oder besser gesagt aus dem multikulturellen New York, wo das Design-Team bei seinen jährlichen Reisen die große, weite Welt als komprimierte Inspirationsquelle vorfindet. Neben den Ethno-Einflüssen ist eine weitere stilgebende Komponente das “Freiheitsgefühl eines Sonntagmorgens”. Bei Odd Molly ist alles weich und fließend, das Gefühl, sich das Nächstbeste übergestreift zu haben, es sich gut gehen zu lassen und neue Energie zu sammeln, stellt sich ein – ein Design-Motto, dass Karin Jimfelt-Ghatan als “Freiheit, Lächeln, zufrieden und neugierig” beschreibt.
Die merkwürdige Molly
Der Name des Labels ist längst ein Mythos, Odd Molly, die merkwürdige Molly, gibt es tatsächlich. Als Mitbegründer Per Holknekt als Skateboard-Profi Anfang der 80er Jahre in Kalifornien lebte, gab es unter den weiblichen Fans eine, die nicht auffallen wollte, sich natürlich gab und gerade deswegen die Bewunderung der Skater auf sich zog: Odd Molly. Ihre Selbstsicherheit und freigeistige Lebensweise gehören zum Image der Marke, das der ehemalige Werbetexter Per Holknekt in auf die Kleidungsstücke applizierten Texten wie “Everyday is my favourite dreamday” und “Vive la difference” einfängt.