Das LichtBlick-Zuhausekraftwerk

Kraft-Wärme-Kopplung fürs Eigenheim planen der Ökostromanbieter LichtBlick und der Volkswagen-Konzern mit ihrem Zuahusekraftwerk.

Im September 2009 ging der Ökostromanbieter LichtBlick mit einer neuen Idee und einem potenten Partner an der Seite in die Öffentlichkeit. Der Hamburger Stromanbieter will das Stromgeschäft in Deutschland mit Hilfe unzähliger kleiner Einheiten revolutionieren und er hat sich dazu den Autobauer VW mit ins Boot geholt. Was planen der Ökoanbieter und der Kraftfahrzeughersteller? Sie wollen 100.000 deutsche Haushalte mit einem Heizsystem versorgen, das gleichzeitig Strom produziert. Diese einhunderttausend Einheiten sollen für LichtBlick Strom in der Größenordnung von 2.000 Megawatt produzieren. Das ist die Leistung von zwei Kernkraftwerksblöcken.

Das Besondere an den LichtBlick Zuhausekraftwerken: Sie sollen steuerungstechnisch so verbunden werden, dass sie in dieser Größenordnung auch abrufbar Strom produzieren können. Sie sollen mithin nicht zu dem Heer alternativer Kleinanlagen gehören, die zwar umweltfreundlichen Strom produzieren, die aber wegen der steuerungstechnischen Probleme bei der Einspeisung wesentlich uneffektiver arbeiten als dies wünschenswert wäre. Schwarmstrom nennt man das Konzept bei LichtBlick, denn wie ein riesiger Fischschwarm aus lauter Einzelindividuen besteht, der aber als Gesamtorganismus reagiert, so sollen auch die vielen kleinen Einheiten aus Zuhausekraftwerken vermittels modernster Steuerungstechnik über Handy oder DSL zu einem großen virtuellen Kraftwerk zusammengeschaltet werden.

Was bietet das LichtBlick-Zuhausekraftwerk dem Kunden?

Das LichtBlick Angebot hört sich verlockend an. Für nur 5.000 Euro baut LichtBlick das Zuhausekraftwerk beim Endkunden ein und übernimmt sogar noch die Entsorgung der Altanlage. Zu einem Wärmepreis von zur Zeit 5,79 Cent pro abgenommene Kilowattstunde und einer monatlichen Grundgebühr von 20 Euro beliefert Lichtblick den Kunden mit Wärme. Den anfallenden Strom speist LichtBlick ins öffentliche Netz ein und vergütet dem Kunden dafür 0,5 Cent für jede Kilowattstunde. Darüber hinaus zahlt LichtBlick eine Miete von 5 Euro im Monat für den Heizungsraum, denn das Kleinkraftwerk bleibt im Besitz der Firma LichtBlick. Das ist einer der interessantesten Aspekte für den Endkunden: Da LichtBlick Eigentümer bleibt, kommt die Firma für alle Wartungskosten auf und zahlt auch die Kaminkehrerkosten. So erhält der Kunde eine komplett neue Heizungsanlage mit absolut berechenbaren Folgekosten, denn für den reibungslosen Betrieb steht LichtBlick gerade. Der Wärmepreis ist an den Gasmarktindex des Statistischen Bundesamtes gekoppelt und so für die Kunden transparent. Nachdem das Bundesverfassungsgericht vor kurzem die automatische Gaspreisbindung an den Ölpreis verboten hat, wird sich auch eine positive Tendenz beim Gaspreis ergeben, was sich mittelfristig auf den Gaspreisindex und damit auf den LichtBlick Wärmepreis auswirkt.

Nachteil für den Kunden ist die Bindung an einen Anbieter. Zwar kann der Vertrag mit Lichtblick nach zwei Jahren schon wieder gekündigt werden, in der Praxis wird aber kaum jemand nach nur zwei Jahren eine neue Heizungsanlage wieder ausbauen lassen. Somit entsteht eine Abhängigkeit vom durch LichtBlick kalkulierten Wärmepreis, die man nicht einfach durch Anbieterwechsel des Gaslieferanten beenden kann. Wie oben erwähnt ist der Wärmepreis für den Kunden zwar transparent aber nicht beeinflussbar.

Weiterer Nachteil für Kunden, die an einer solch umweltfreundlichen Lösung interessiert sind: Das Zuhausekraftwerk kann nur dort angeboten werden, wo ein Anschluss ans öffentliche Gasnetz vorhanden ist. An einem Betrieb mit Biogas wird gearbeitet.

Rechenbeispiel zum LichtBlick-Zuhausekraftwerk

Ab einem Bedarf von 45.000 Kilowattstunden will LichtBlick sein Zuhausekraftwerk den Endkunden anbieten. Das ist nach Angaben des Versorgers der Wärmebedarf eines großen Ein- oder eines Zweifamilienhauses. Legt man einmal diesen Verbrauch einer Rechnung zugrunde, so ergeben sich folgende Werte:

Kosten:

  • Wärmekosten/Jahr 45 000 kWh x 5,79 Cent = 2605,50 €
  • Grundgebühr/Jahr 12 x 20 € = 240,00 €
  • Kosten/Jahr = 2845,50 €

Vergütung an den Kunden:

  • Heizraummiete/Jahr 12 x 5,00 € = 60,00 €
  • Stromvergütung/Jahr 20 000 kWh x 0,5 Cent = 100,00 €
  • Gesamtvergütung/Jahr = 160,00 €

Daraus ergibt sich ein jährlicher Wärmepreis von 2845,50 minus 160 Euro, also 2685,50 Euro für 45.000 kWh Wärme. Der Wert von 20.000 kWh Stromeinspeisung ist willkürlich gewählt. Aber selbst wenn es weniger wäre, spielt die Strompreisvergütung in der Gesamtrechnung für den Endkunden kaum eine Rolle.

Legt man die Hamburger Gaspreise zugrunde, wie sie in einem Gaspreisvergleichsportal abrufbar sind, dann kostet die gleiche Menge Wärme zwischen 1.900 und 3.500 Euro, je nach Gasversorger und Tarif.

Bedenkt man, dass vom Wärmepreis des Zuhausekraftwerks auch noch die Schornsteinfegerkosten abzuziehen sind und alle Wartungskosten im berechneten Preis schon enthalten sind, so ist das LichtBlick-Angebot preislich sicherlich in der Spitzengruppe anzusiedeln.

Umweltaspekte des LichtBlick-Zuhausekraftwerks

Auch andere Stromanbieter experimentieren mit kleinen Einheiten zur Kraft-Wärme-Koppelung. Wie bei allen Alternativenergien, die nicht kontinuierlich zur Verfügung stehen, ist die hocheffektive Kraft-Wärme-Kopplung in Kleinanlagen vor allem steuerungstechnisch ein Problem. Für das zur Verfügung gestellte Energiepotential muss immer auch andere Kraftwerkskapazität vorgehalten werden, falls die Energie aus diesen Quellen nicht geliefert werden kann. Das gilt für Photovoltaikanlagen wenn die Sonne nicht scheint und für Windräder, wenn Flaute ist. Und es gilt ebenso für kleine Kraft-Wärme-Anlagen, die normalerweise nur Strom produzieren, wenn Wärmebedarf besteht. Diesem Problem begegnet LichtBlick damit, dass alle Anlagen mit Wärmespeichern ausgerüstet sind, die einen Betrieb auch dann erlauben, wenn aktuell kein Wärmebedarf besteht. Die Wärme wird dann im Puffer gespeichert und daraus abgerufen, wenn sie benötigt wird. Durch die eingangs erwähnte Steuerungstechnik über eine Zentrale in Hamburg ist LichtBlick zudem in der Lage, die Einzelanlagen im erforderlichen Maße hochzufahren und so gezielt dann Schwarmstrom ins Netz einzuspeisen, wenn er gebraucht wird, beziehungsweise der Preis hoch ist. Damit nutzt LichtBlick die hohe energetische Effizienz der Kraft-Wärme-Koppelung und schaltet in hohem Maße die Problematik einspeisender Kleinanlagen aus.

Nach Feldstudien in Hamburg ist man bei LichtBlick optimistisch, das virtuelle Großkraftwerk zur Schwarmstromerzeugung steuerungstechnisch so in den Griff zu bekommen, dass eine große Energieeffizienz gewährleistet ist, was den Primärenergieverbrauch reduzieren und die CO2-Belastung deutlich herabsetzen würde.

Für Endkunden ergibt sich dadurch die Möglichkeit, mit einer überschaubaren Investition und zu interessanten Verbrauchspreisen eine sehr Klima- und umweltschonende Heizmethode zu installieren. Weiterer positiver Effekt ist, dass durch die Produktion des Zuhausekraftwerks 300 Arbeitsplätze im VW-Werk Salzgitter langfristig gesichert werden sollen. Man darf gespannt sein, wie sich das Projekt des Alternativstromanbieters und des Automobilkonzerns im Alltagsbetrieb bewähren wird. LichtBlick-Chef Friege ist optimistisch: „Bei uns haben sich bereits 10.000 Interessenten, also Privathaushalte, die vor einer Erneuerung ihrer Heizungsanlage stehen, vormerken lassen.“

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