Erfolgreich bewerben – die eigenen Stärken benennen lernen. Wer seine Kompetenzen gut einschätzen kann, punktet bei einer Bewerbung. Dafür ist lediglich eine Analyse der eigenen Stärken und Schwächen nötig.
Eine der wichtigsten und zugleich schwierigsten Übungen bei einer Bewerbung ist die Erstellung eines Kompetenzprofils. Darin werden jobrelevante Stärken benannt. Grundsätzlich gilt, dass fast alle Bewerber wesentlich mehr können, als ihnen bewusst ist. Viele Kompetenzen werden jedoch als selbstverständlich angenommen und gleich gar nicht im Bewerbungsanschreiben oder im Lebenslauf erwähnt. Eine erfolgreiche Bewerbung beinhaltet aber immer eine möglichst genaue Benennung der fachlichen und darüber hinaus auch der persönlichen und sozialen Kompetenzen, auch Soft Skills genannt.
Was man für ein Kompetenzprofil braucht
Ein Kompetenzprofil wird auf jeden Fall schriftlich erstellt. Papier und Stift reichen grundsätzlich aus. Man unterteilt ein Blatt in fünf Spalten. In die erste kommen die Jahreszahlen. Daneben die Aufgaben, die während dieser Zeit erfüllt wurden. In die dritte Spalte trägt man eine Bewertung ein. Die zeigt, wie gut man etwas kann. Das Bewertungsschema bedeutet dabei: 1 – man kann es unter Anleitung anderer, 2 – man kann es selbstständig, 3 – man kann es selbst weiterentwickeln und/oder anderen erklären. Die vorletzte Spalte beinhaltet die dafür genutzten Fähigkeiten. Die letzte Spalte ist für eigene Notizen gedacht. Nicht immer macht man das, was man gut kann, können muss, auch gerne. Hier kann jeder mit Plus und Minus-Zeichen oder in verschiedenen Farben den eigenen Freude-Faktor an der Arbeit notieren.
So könnte das Kompetenzprofil aussehen
Neben den Jahreszahlen „2015–2017“ und der Tätigkeit „Reisekostenabrechnung“ könnte das Level 2 stehen, die eingesetzen Fähigkeiten sind „Arbeiten mit Excel“ und „Zahlenaffinität“ und drei Pluszeichen (+++) zeigen, dass das Ganze viel Freude gemacht hat.
So werden die einzelnen Tätigkeiten untereinander fortgeschrieben und analysiert. Wer Auszubildende anleitet, setzt vielleicht „Geduld“ ein und „kann gut Wissen vermitteln“. Handelt es sich um eine Vertrauensstellung, bedingt diese „Loyalität „. Je länger eine Tätigkeit ausgeübt wurde, desto mehr Gewicht haben die Aussagen dazu. Wer auf diese Weise seinen Lebenslauf durchleutet, wird vermutlich auf eine ganze Reihe von Fähigkeiten stoßen, die sich für eine Bewerbung gut verwenden lassen.
Wie man ein Kompetenzprofil erstellt
Erfahrungsgemäß geht es gut, sich von der momentanen Situation in die Vergangenheit zurückzuarbeiten. Man beginnt also mit der jetzigen oder, bei aktueller Arbeitslosigkeit, der letzten Arbeitsstelle. Danach geht man Stück für Stück in die Vergangenheit zurück. Es ist wie eine etwas andere Form des Lebenslaufs, nur dass man hinter die Jahreszahlen keine bloße Aufgabe schreibt, sondern das, was man getan hat. Statt „Sekretärin“ könnte dort also wie im Beispiel oben stehen „Excel-Tabellen erstellt, Auszubildende angeleitet, Verantwortlich für die Kassenführung“ Aber auch die „Organisation des jährlichen Betriebsausflugs“ gehört dazu! Aufgenommen werden bei den Fähigkeiten sowohl die „harten“ fachlichen als auch die „weichen“ sozialen und persönlichen Kompetenzen. Hilfreich ist dafür ein Blick in Arbeitszeugnisse, Referenzen oder die Stellenbeschreibung.
Auch nicht-berufliche Tätigkeiten benennen
Sobald alle bisherigen Arbeitsverhältnisse aufgelistet sind, wird das Kompetenzprofil um andere Tätigkeitsfelder erweitert. Wer ehrenamtlich arbeitet oder in einem Verein Aufgaben übernommen hat, schreibt nun sein Kompetenzprofil um diese Stärken und Schwächen fort. Gleiches gilt für Hobbys, Haushalt und Familie sowie Schule und Studium. Alle Fähigkeiten, die in diesen Bereichen eingesetzt werden, sind ja ebenfalls vorhanden und können für den Erfolg einer Bewerbung ausschlaggebend sein. Wer also gerne Schach spielt, wird wohl logisch denken können. Wer einen großen Haushalt entspannt und effizient führt, für den ist Organisation kein Fremdwort und wem man im Verein die Kassenführung anvertraut, dem schenkt man buchstäblich Vertrauen und traut ihm auch zu, richtig rechnen zu können.
Die eigenen Stärken und Schwächen
Sobald das Kompetenzprofil an diesem Punkt ist, gilt es, den roten Faden zu finden, Kernkompetenzen herauszuarbeiten. Was taucht immer wieder auf? Welche Verbindung gibt es zwischen den bereits unter Beweis gestellten Fähigkeiten? Meist stellt sich schnell heraus, ob jemand lieber mit Zahlen oder Menschen arbeitet, ob man erfolgreicher im Team oder selbstständig ist und vieles mehr. Es zeigt auch, in welchen Bereichen man selbst sich nicht so gut einschätzt und welche Bereiche der bisherigen Tätigkeiten einem nicht gefallen haben. Bei einem Jobwechsel kann man dann gezielt nach einer Stelle suchen, in der diese Arbeit nicht von einem verlangt wird.
Das Kompetenzprofil abgleichen – Selbstbild/Fremdbild
Wer auf diese Weise sein eigenes Profil erarbeitet hat, dem steht jetzt noch ein weiterer Schritt bevor. Für all die Kompetenzen, die man sich selbst attestiert hat, die sich also nicht aus den Zeugnissen oder Referenzen herleiten, gilt es nämlich, die Meinung anderer einzuholen. Dabei kann sich durchaus herausstellen, dass das Selbstbild vom Fremdbild abweicht. Die Voraussetzung dafür sind allerdings ehrliche Rückmeldungen von möglichst unterschiedlichen Leuten. Grundsätzlich lassen sich soziale Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Anpassungsbereitschaft und Einfühlungsvermögen nämlich eher durch andere beurteilen. Klingt hart, ist aber realistisch – man selbst ist kaum in der Lage dazu, das ohne Spiegelung durch andere alleine festzustellen.
Kompetenzen beschreiben
Die Kernkompetenzen werden dann in kurze Sätze gefasst und aufgeschrieben. Statt dem Schlagwort „stressresistent“ steht dann vielleicht die Aussage: „Ich kann mit Stress gut umgehen und behalte auch dann einen kühlen Kopf, wenn es heiß hergeht“ auf dem Blatt. Das ist dann bereits ein Textbaustein für das Bewerbungsschreiben. Ergänzt man diese Aussage noch durch ein Beispiel wie: „Das wurde mir bei meiner Arbeit in der Reklamationsabteilung bei XY auch von Kunden, Vorgesetzten und Kollegen attestiert“, stellt es darüber hinaus schon eine Vorbereitung auf ein Vorstellungsgespräch dar.
Nicht erst bei Arbeitslosigkeit aktiv werden
Ein Kompetenzprofil kann man jederzeit erarbeiten. Es empfiehlt sich sogar, es in regelmäßigen Abständen, auf jeden Fall aber bei Jobwechsel oder Übernahme neuer Aufgaben zu tun. Wer die Ergebnisse dann zu seinen Unterlagen nimmt, gerät im Falle einer Arbeitslosigkeit nicht noch zusätzlich unter Zeit- und Formulierungsdruck, sondern hat für seine Bewerbung bereits ein wichtiges Hilfsmittel parat. Aber auch bei Gehaltsverhandlungen oder Gespräche über eine mögliche Beförderung sind die Ergebnisse des Kompetenzprofils eine wertvolle Unterstützung.