Julia Rogge analysiert die Arbeit zu Haus als das, was sie ist: Arbeit rund um die Uhr. Sie zeigt, wie diese Belastung bewältigt werden kann.
Erschienen ist das Buch in der dritten Auflage 2002 bei dtv; ISBN 3-423-36199-9. Im Taschenbuchformat hat es inklusive der Literaturempfehlungen und einer anschließenden Danksagung 272 Seiten.
Die Autorin Julia RoggeDen Haushalt machen – ein Wegweiser, keine Anleitung zum Putzen
Dabei merkt man deutlich, wie genau die Autorin den wirklichen Alltag kennt. Tipps, sich mit einer Tasse Melissentee zurückzuziehen und alles liegen, stehen und schreien zu lassen, sind glücklicherweise nicht zu finden. Dafür aber erst einmal eine Umbenennung, wie es im Management üblich ist. Aus der Hausfrau wird die Familienmanagerin. Der andere Titel ist bei den Hausfrauen und -männern bitter nötig. Denn auch heute noch wird der Elternteil, der für die Kinder und den Haushalt zuständig ist, gemeinhin als wenig wichtig angesehen. Zu Recht fragt die Autorin, wie das bei einer Tätigkeit für die Zukunft der Gesellschaft, der Erziehung der kommenden Generation, sein kann
Sie wertet mit ihrer Bezeichnung die Hausfrauen und -männer auf; möchte ein neues Selbstbewusstsein vermitteln, statt starre Reglements zu verteilen.
Der rote Faden im Buch ist Kompetenz in der eigenen Sache
Bewusst verzichtet sie auf Anleitungen, Putzpläne und Regeln, die in ihrer Wertigkeit an Milchmädchenrechnungen erinnnern. Statt dessen betont sie die Individualität eines jeden Haushalts und unterstreicht dies mit Beispielen, die sehr unterschiedlich sind. Die Leser werden ermutigt, sich ein eigenes Bild von ihren Problemen zu machen.
Dabei geht sie mit System vor und empfiehlt es weiter: Erst einmal heraus finden, was den ganzen Tag über gemacht wird und was dabei stört. Dann, nach der Bestandsaufnahme, die Schritte zur Erleichterung. Diese Vorgehensweise lässt deutlich werden, was wirklich den ganzen Tag über erledigt wird, ohne dass man es merkt. Diese ganzen Kleinigkeiten wie Wäschaufhängen und nebenher Windeln wechseln, Bügeln und zugleich ein Kind beschäftigen. Das, was Hausfrauen und -männer alltäglich machen. Es wird dem Ratsuchenden vor Augen geführt und klar gemacht, dass sehr viel erledigt werden muss und wird.
Selbstbewusstsein für geplagte Mütter und Väter. Wohltuend in einer Welt von Haushaltsratgebern und Putzsendungen, die im Wesentlichen einem sagen, dass man aus den Problemen nur herraus kommt, wenn man alles irgenwohin stopft und irgendeinen Putzplan einhält. Nicht von der Hand zu weisen, aber so wie jedes Leben anders ist, ist auch jede Haushaltsführung anders. Dem trägt Julia Rogge mit ihrem individuellen Konzept Rechnung.
Die Arbeit im Haushalt, wie sie leichter wird und wie man sich helfen kann
Das Problem der alltäglichen Bewältigung wird Stück für Stück angegangen.
Zuerst einmal widmet sie sich nach einem kurzen Kapitel „Vom Paar zur Familie“ umfassend den Wahrheiten rund um „Die Arbeit in Haushalt und Familie“. Die einzelnen Überschriften in diesem Teil des Buches lauten beispielsweise „Es gibt keine Trennung zwischen Beruf und Privatleben“ oder „Es gibt keine finanzielle Anerkennung“, „Es gibt keine Kündigungsmöglichkeit“. Wohl wahr, wenn man Familie und Haushalt nüchtern betrachtet. „Das Einzige, das sicher ist: Sie werden gestört!“ Ermutigend? Auf den ersten Blick nicht, aber auf den zweiten ganz sicher. Denn von Anerkennung vor sich selbst ist die Rede. Und von der „Scheinwelt Werbung“.
Erfreulich geht es informativ weiter mit „Das können Sie tun zur Erleichterung der Arbeit“. Keine Ansammlung von Ratschlägen, wie beispielsweise: „Bringen Sie jeden Morgen den Müll hinunter“. Sondern eine Hilfe, die an der inneren Einstellung arbeitet. Denn es erledigen sich die vielen Arbeiten im Haushaltsalltag nicht mit guten Willen, sondern durch Arbeit, Disziplin und vernünftiges Management. Planung spielt eine große Rolle, aber auch das Schaffen persönlicher Freiräume, um selbst noch Mensch zu bleiben.
Das Verbessern der eigenen Arbeit im Haushalt
„So kommen Sie zu Ihrer persönlichen Planung“ heißt das Kapitel. Ein Leitfaden, um selbst für sich die richige Lösung zu schaffen. Nachahmenswert und nachvollziehbar. Und gleich danach „Möglichkeiten der Entlastung“, das auch gut hätte einen anderen Titel verdient, nämlich „Man muss nicht alles selbst machen“. Dabei müssen die Helfer nicht aus dem eigenen Kreis kommen. Freunde, Tauschdienste, aber auch Haushaltshilfen werden genannt und erörtert.
Abschließend gibt die Autorin Tipps, wie man sich selbst fit halten sollte. Eben wie ein Manager eines Unternehmens.
Das Buch ist gut für Hausfrauen und Hausmänner, die einen Überblick wollenEs geht um die Gesamtheit des Haushalts, um die Frage, wie man alles in den Griff bekommt. Das Umsetzen von in der Wirtschaftswelt etablierten Methoden auf das Unternehmen „Familie und Haushalt“ ist konsequent und gut gemacht. Eine aufwertende neue Bezeichnung, Selbstbewusstsein durch Erkennen, was geleistet wird. Organisation, Planung, Outsourcing als Lösungskonzept sowie das Erhalten der eigenen Kraft als Wiederaufladen der Leistungsfähigkeit.
Wer alles im Griff haben will, sollte sich mit diesen Gedanken auseinandersetzen. Julia Rogge erwartet mit ihrem Buch keine betriebswirtschaftlichen Kenntnisse, sie erklärt alles präzise und nachvollziehbar.
Das Buch eignet sich nicht für den, der die Grundtechniken lernen will
Es ist keine Ansammlung von Tipps, wie Flecken entfernt werden oder welche Wäsche wie zu waschen ist. Das wird vorausgesetzt. Leser, die solche Ratschläge suchen, müssen sich nach einem anderen Ratgeber umsehen.
Bleibt nur noch ein Makel zu erwähnen: Die Autorin empfiehlt oft, wenn es im Haushalt klemmt, sich eine Haushaltshilfe zu leisten. Das ist ein guter Ratschlag, den sich viele aber nicht leisten können. Sparsamkeit steht nicht unbedingt auf der Liste der Empfehlungen. Doch wer die Ratschläge der Autorin befolgt, wird auch sein Bedürfnis nach Sparen unterbringen können.
Kaufen oder stehen lassen?
Kaufen, wenn Hilfe für den Haushalt im Großen und Ganzen gesucht wird. Stehen lassen für die, die alles gut im Griff haben oder bei denen, die erst einmal die Haushalts-Basics lernen müssen.
Wer Tipps zum Halten eines Besens oder zum besten Einsatz eines Staubsaugers sucht, ist mit diesem Buch schlecht beraten. Es widmet sich ausschließlich dem Haushaltsmanagement. Also wie Familie, Haushalt und die täglichen Katastrophen unter einen Hut zu bekommen sind.