Unser Bewusstsein ist rund um die Uhr aktiv, nicht einmal im Tiefschlaf ist es ausgeschaltet. Die Funktionen des Bewusstseins im Wachsein, Schlaf und Traum.
Das menschliche Bewusstsein ist nicht nur am Tage, sondern auch in der Nacht aktiv. Im Zustand des Schlafs arbeitet unser Gehirn mit nahezu gleicher Energie wie im Wachzustand. Das gilt auch für den so genannten Tiefschlaf, den man lange Zeit einer Bewusstlosigkeit gleichsetzte. Die moderne Schlaf- und Traumforschung gibt Einblicke in die unterschiedlichen Bewusstseinszustände zwischen Wachsein und Schlaf.
Bewusstseinszustände vom Wachsein bis zum Tiefschlaf
In der neurobiologischen Schlafforschung und Medizin unterscheidet man folgende Bewusstseinszustände, die durch unterschiedliche Hirnaktivitäten gekennzeichnet sind. Im EEG können diese Aktivitäten mit Hilfe von Elektroden über die Kopfhaut gemessen werden und zeigen je nach Bewusstseinszustand charakteristische Aufzeichnungsmuster.
- Normale Wachheit
- Schläfrigkeit – optimaler Alpha-Rhythmus
- 1. Schlafphase: Einschlafen
- 2. Schlafphase: leichter Schlaf
- 3. und 4.Schlafphase: Tiefschlaf
- REM-Schlafphase
Wachbewusstsein und Aufmerksamkeit
Unter Bewusstsein im Sinn von Wachheit versteht man die Fähigkeit, selbstbestimmt und willentlich Entscheidungen zu treffen, sowie seine Gefühle und seinen Körper zu kontrollieren. Das Wachbewusstsein bedeutet zugleich die Aufmerksamkeit, mit der man seine Umwelt wahrnimmt und sich ihr zuwendet oder anpasst. Dazu gehört ebenfalls die Fähigkeit zur Konzentration.
Diese Definition ist nicht umfassend, da Bewusstsein nicht allein als neurobiologisches Phänomen zu verstehen ist, sondern auch im psychologischen oder philosophischen Sinn. Dazu gehört beispielsweise das Bewusstsein seiner Selbst oder das Bewusstsein von Sinn im Leben.
Zwischen Wachsein und Schlaf – der Alpha-Rhythmus
Mit Abnahme der Wachheit verringert sich die Aufmerksamkeit für die äußere Umgebung. Vor dem Einschlafen befindet man sich in einem Bewusstseinszustand entspannter Aufmerksamkeit, der im EEG als so genannter Alpha-Rhythmus sichtbar wird.
Im Stadium der Schläfrigkeit ist der Alpha-Rhythmus besonders ausgeprägt und bildet die optimale Voraussetzung für viele Entspannungs- und Therapieverfahren, wie beispielsweise das Autogene Training, die aktive Imagination oder Hypnose. Auch während des Tagträumens zeigt sich der Alpha-Rhythmus im EEG. Beim Einschlafen reduziert sich der Alpha-Rhythmus bis er schließlich vollständig verschwindet.
Die Schlafphasen – NREM-Schlaf und REM-Schlaf
In der Schlafforschung und Schlafmedizin ist die Aufteilung in 5 Schlafstadien neben dem Zustand der Wachheit weltweit anerkannt. Dazu gehören vier Stadien des Non-REM-Schlafs: Einschlafen, leichter Schlaf, zwei Tiefschlafphasen und das Stadium des REM-Schlafes. Die REM-Schlafphase entspricht dem Bewusstseinszustand des leichten Schlafes. Zusätzlich ist der REM-Schlaf charakteristischer Weise durch schnelle Augenbewegungen und erhöhte Muskelspannung gekennzeichnet.
Das Bewusstsein im Tiefschlaf
Tiefschlafphasen sind für den Menschen lebensnotwendig, da in der Zeit wichtige Regenerations- und Erholungsprozesse im Körper ablaufen. Die Tiefschlafphasen finden in der ersten Nachthälfte, in den ersten vier Stunden nach dem Einschlafen, statt. Auf diese Weise bekommen alle Menschen, unabhängig davon, ob sie insgesamt viel oder wenig Schlaf benötigen, die gleiche Menge an Tiefschlaf.
Obwohl man normalerweise an den Tiefschlaf keine Erinnerung hat, kann man nicht davon ausgehen, dass im Tiefschlaf ein vollständiger Bewusstseinsverlust vorliegt, wie man es lange Zeit angenommen hat. Im Unterschied zur Bewusstlosigkeit ist das Aufwecken aus dem Tiefschlaf ebenso möglich, wie motorische Reaktionen auf Reize. Beides fehlt bei der Bewusstlosigkeit. Außerdem sind die EEG-Wellen von Tiefschlaf und Bewusstlosigkeit nicht identisch, was die Unterschiedlichkeit der Bewusstseinszustände bestätigt.
Schlafphasen und Nachtbewusstsein im Traum
Der REM-Schlaf wird auch heute noch als Traumschlafphase angesehen, obwohl man aus der modernen Traumforschung schon seit einigen Jahren weiß, dass Träume ebenso in allen übrigen Schlafstadien auftreten. Weckungen im Schlaflabor zeigen NREM-Träume, REM-Träume und Einschlafträume. Selbst bei Weckungen aus der Tiefschlafphase werden Träume oder Traumbilder erzählt.
Die Träume machen mehr als deutlich, dass unser Bewusstsein auch im Schlaf aktiv ist. Man spricht im Zusammenhang mit Träumen auch vom „Nachtbewusstsein“. Das ist unabhängig davon, ob Menschen ihre Träume erinnern können oder nicht.
Träume werden in der Tiefenpsychologie als Brücke zwischen dem Bewussten und dem Unbewussten verstanden. Die Traumbilder aus dem Unbewussten spiegeln die gefühlten Erlebnisse und Erfahrungen aus dem Tagesbewusstsein wider. Im Nachtbewusstsein verweisen diese neu zusammengesetzten Bilder auf das innere Erleben und fordern zu Veränderungen, Lösungen in Konflikten oder besonderer Aufmerksamkeit heraus.
Klarträumen – sich eines Traums bewusst sein
Einen besonderen Stellenwert nehmen die Klarträume ein, auch luzide Träume genannt. Im Klartraum sind sich die Träumer bewusst, dass sie träumen. Dies gibt ihnen die Möglichkeit, den Traum willentlich zu gestalten und in das Traumgeschehen einzugreifen.
Klarträumer erleben im Schlaf einen Bewusstseinszustand, der dem Wachbewusstsein sehr nahe kommt. Die Kunst liegt darin, sich des Träumens bewusst zu bleiben und zu handeln, ohne dabei zu erwachen. Deshalb erfordert die Fertigkeit des Klarträumens einige Übung.