Ende der 20er Jahre änderte sich die Mode. Der Ruf nach freier Liebe war vorbei. Mit der Rückkehr zu alten Idealen wurden auch die Kleider wieder länger.
Die Bemühungen der Designer um feminine Kleidung fanden nun endlich Anklang. Die Sacklinie wurde aufgegeben, die Taille wanderte wieder an ihren eigentlichen Platz. Die Damen trugen ein Mieder, das die Brust anhob, Hüften und Oberschenkel jedoch wegpresste.
Tageskleider 1930 – 1939
Während des ganzen Jahrzehnts bestimmten Wadenlange Prinzeßkleider die Mode. Sie hatten eine schmale Taille, lagen um die Hüften eng an und wurde zum Saum hin weit. Die weibliche, schlanke Linie wurde betont. Anfangs waren die Schultern noch natürlich, die Ärmel waren gerade eingesetzt und es hatte entweder einen V-Ausschnitt oder war hochgeschlossen. Auch Rock und Bluse mit einem Bolero waren beliebt. 1933 ging die Betonung auf den Oberkörper, man setzte große Puffärmel ein, große Kragen, Rüschen oder kurze Boleros. 1938 wurden die Schultern durch Roßhaarpolster extrem verbreitert, während die Röcke kürzer und weiter wurden. Alles wurde in dunklen Farben oder Pastelltönen gehalten, aber auch Pepita, Steifen, Hahnentritt und Punktmuster standen zur Wahl. Diese Mode sollte sich zehn Jahre lang nicht verändern.
Abendmode
Während tagsüber eine eher biedere Hochgeschlossenheit favorisiert wurde, zeigten Abendkleider tiefe Ausschnitte, schulterfreie Kleider und Schiaparellis asymmetrisches „Diana-Dekolleté“. Anfangs waren sie noch zipfelig, später dann bodenlang mit einer kleinen Nixen-Schleppe. Sogar die Krinoline ließ man wieder aufleben unter der Bezeichnung Walzerkleider.
Die Erfindung des Reißverschlusses
Bereits im 19. Jahrhundert versuchten Erfinder einen Schnellverschluss zu entwickeln. In den USA stellte die Firma Goodrich sogenannte Zipper her, kleine Reißverschlüsse für Galoschen. Zeitgleich gab es in England die ersten Zipper. Für den allgemeinen Gebrauch wurden sie erst zehn Jahre später eingesetzt, nachdem Madame Schiaparelli sie in ihre Couture-Modelle einarbeiten ließ.
Frisuren und Make Up
Mit Ausklang der zwanziger Jahre kam der Bubikopf vollkommen aus der Mode. Man hatte genug von der strengen Einheitsfrisur. Die Haare wurden wieder länger, meist zu einem exakten Seitenscheitel gekämmt und gewellt. Die Ohren mussten frei bleiben. 1936 entwickelten modemutige Frauen eine Frisur, bei der die Stirnhaare zu kleinen Löckchen gekräuselt wurden und die Deckhaare in einer Nackenrolle verschwanden. 1938 wurden die Locken der Deckhaare nach oben gekämmt, die restlichen Haare ließ man in den Nacken fallen, wobei die Ohren frei blieben. In Deutschland trug man diese Frisur auch während des Krieges. Make Up – damals noch Schminke genannt – orientierte sich ganz an Greta Garbo. Jede Frau wollte eine „göttliche“ sein – sehr zur Freude der Kosmetikindustrie. Die Lippen wurden sorgfältig dunkelrot bemalt, die Augen durch schwarze Wimperntusche und dunkle Lidschatten betont. Die Augenbrauen zupfte man zu einem dünnen Strich oder man rasierte sie ab, um sie mit einem dünnen, braunen Stift nachzumalen. Es gab bereits falsche Wimpern und Fingernägel, die sehr kostbar waren und nur im Schönheitssalon angebracht werden konnten. Auch entsprachen die Lippenstifte keineswegs der heutigen Qualität, durch aggressive Inhaltsstoffe wurden die Lippen spröde und zerfressen.