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Damenmode in den 20er Jahren

Durch den ersten Weltkrieg hatte sich die Stellung der Frauen verändert was sich sehr stark auf ihr Äußeres auswirkte.

Die Frauen gingen arbeiten und erlebten Freiheit und Selbständigkeit! Es gab eine erste sexuelle Revolution. Freie Liebe wurde propagiert, Nacktheit galt auch im moralischen Sinn als gesund. So entstand die Freikörperkultur, Nackfotos erschienen in diversen Magazinen und die ersten Sexualfilme entstanden. Die Mode wurde freizügiger und einfacher.

Kurze Kleider

1920/1921 waren die Kleider relativ kurz, sie reichten bis knapp übers Knie. Die Modeschöpfer allerdings waren der Meinung, die Röcke sollten wieder länger werden um ein damenhaftes Aussehen zu erlangen. Nachdem sie 1923 knöchellang waren, mit einer tiefen Taille, wurden sie ein Jahr später wieder gekürzt. Die Frauen wollten nicht mehr auf ihre bequemen, kurzen Kleider verzichten. 1927 lag der Saum sogar fünf cm über dem Knie! Rock und Bluse verschwanden und wurden durch Rock und Pullover (Jumper) oder das Tageskleid ersetzt. Die Kleider waren weit und lose, mit überweiten Ärmeln so dass sie einen sackartigen Eindruck machten. Die Taille wanderte nach unten zu den Hüften, das Oberteil wurde gebauscht, was den formlosen Eindruck verstärkte.

Charlestonkleider

1924 entstand die bekannte 20er Jahre Mode. Das Oberteil war gerade geschnitten, der an den Hüften angesetzte Rock mit Plissees bzw. im Glockenschnitt reichte bis kaum zu den Knien und war zum Saum hin leicht ausgestellt. Die Kleider unterschieden sich lediglich in den Details, meist hochgeschlossen, wurden sie mit Krawatten, Krägen, Blenden, Schleifen oder Gürteln verziert. Eine weibliche Figur kam gänzlich aus der Mode, so dass es erforderlich war mit einem Leibgürtel Bauch, Po und die Brüste platt zudrücken. Die Abendkleider hatten den gleichen Schnitt wie die Tageskleider, jedoch mit einem Ausschnitt oder Spaghettiträgern. Es gab sie in teuren Stoffen, verziert mit Fransen, Perlen und engen stoffteilen die Ärmel vortäuschten. 1927 wurden die Abendkleider länger, teilweise mit einem zipfeligen Saum und die Taille rutschte wieder nach oben.

Das Stilkleid

Für alle Damen die etwas weiblicher wirken wollten, gab es das sogenannte Stilkleid. Auch hier wurde der Rock weit unten an den Hüften angesetzt, wurde jedoch weit ausgestellt, wie eine Krinoline. Auch war es länger als die üblichen Tageskleider. Anstelle von Kostümen trug man Jackenkleider. Die Jacken reichten bis unter die Hüften und waren gerade geschnitten. Auch die knitterfreien Jumper erfreuten sich schnell großer Beliebtheit. Die bequemen Pullover wurden von Damen aller Gesellschaftsschichten getragen, so dass man weiterhin selber strickte. Als besonders schick galt der Garçonne Stil: Darunter verstand man ein Smokingkostüm mit Krawatte oder einen Herrenmantel mit Filzhut.

Der Bubikopf

Ein Aufschrei ging durch die Männerwelt – die Frauen allen Alters schnitten sich ihre langen Haare ab! Jahrhundertelang als gerichtliche Bestrafung angewendet, wurde in den 20er Jahren ein absolutes Muss. Poiret ließ bereits 1911 seine Mannequins mit einer Kurzhaarfrisur auftreten, dies fand aber keine Nachahmung. Lediglich die französische Tänzerin Carytathis erregte durch ihre kurzen Haare Aufsehen. 1916 wurde diese Frisur auch von Chanel vorgeschlagen, in Deutschland legte sich 1920 die Schauspielerin Asta Nielsen für ihre Rolle des Hamlet eine Pagenfrisur zu. Viele Schauspielerinnen ahmten daraufhin die Frisur nach, die entweder gerade oder mit einem Pony getragen wurde. Locken wurden glatt frisiert, die Länge reichte bis zu den Ohrläppchen. Man konnte sie auch im Garçonne-Stil streng nach hinten kämmen. Jahrelang wurde von Seiten der Männer, des Staates und der Kirche heftig gegen den Bubikopf protestiert. In Europa konnte man sich dazu durchringen, sie für junge Mädchen gelten zu lassen, für reifere Frauen auf keinen Fall! Doch sogar Frauen die anfangs noch ihre Haare hoch steckten, entdeckten die Vorzüge und Bequemlichkeiten des Kurzhaarschnittes, der bis 1930 vorherrschte.