Unter den natürlichen Dämmstoffen ist Schafwolle besonders: Sie dämmt nicht nur gut, sie entgiftet sogar die Raumluft und sorgt für Feuchtigkeitsausgleich.
Sie grasen, sie blöken und sie dämmen. Schafe sind vielseitige Tiere. Ihre Wolle wärmt nicht nur Schottlandtouristen, sondern auch Decken, Wände und Böden. Ob Miss Maple, das intelligenteste Schaf von Glenkill in Leonie Swanns gleichnamigen Schafkrimi, sich und ihresgleichen als nachwachsenden Rohstoff bezeichnen würde, sei dahingestellt. Jedenfalls tut dies beispielsweise das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.
In seiner Broschüre „Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen“ beschreibt das Ministerium die Eigenschaften von Schafwolle als wärmeschützend, feuchtigkeitsregulierend und schadstoffabbauend. Wegen der hohen Wärmespeicherfähigkeit seien Naturdämmstoffe generell beim sommerlichen Wärmeschutz mineralischen oder fossilen Produkten überlegen, schreibt die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe, die einen auch rund um das Thema Naturdämmstoffe berät.
Die natürliche Kräuselung der sehr elastischen Wollfasern verschafft Volumen durch luftgefüllte Räume. Bis zu 30 Gewichtsprozent an Feuchtigkeit können aufgenommen und wieder abgegeben werden, ohne dass die Dämmfähigkeit beeinträchtigt würde. Diese Eigenschaft ist sehr günstig für das Raumklima. Ein weiterer Vorteil des tierischen Dämmstoffes ist die hohe Entzündungstemperatur, die bei 500 Grad Celsius liegt.
Herstellung und Verwendung von Schaffwollvlies
Den ganzen Tag die Wiese abgrasen und Gänseblümchen im Hang jagen, treibt einem schon mal den Schweiß in die Wolle. Hinzu kommen Schuppen, Körperfett und Pflanzenreste, von denen das Schaf zwar durch die Schur befreit wird, aber die Wolle muss dann noch gründlich ausgewaschen werden, bevor sie zum Wollvlies verarbeitet werden kann. Dazu gehört der Prozess des Nadelfilzens, also im Grunde genommen des maschinellen Zerrupfens der einzelnen Fasern durch Nadeln. Meist wird das Vlies am Ende als Rollenware in verschiedenen Stärken angeboten.
Schafwolle besteht zu 97 Prozent aus Proteinen. Diese sogenannten Keratinfasern sorgen für einen verblüffenden Effekt: Unangenehme Gerüche und Luftschadstoffe, wie Formaldehyd, werden abgebaut. Anders ausgedrückt: Einem Schaf, das gerade aus einem verqualmten Pub käme, würde man es nicht anmerken.
Vlies aus Schafwolle ist zur Wärmedämmung geeignet für Dachschrägen, Decken, Wände, Böden, Luftkanäle und Heizungsrohre. An Außenfassaden sollte sie allerdings nicht die Erde berühren oder im Spritzwasserbereich angebracht sein. Als Stopfwolle dichtet sie Ritzen und Hohlräume ab, beispielsweise beim Fensteranschluss. Die Wolle wird eingesetzt zur Schalldämmung bei Klima- und Lüftungsanlagen und auch zur Trittschalldämmung.
Naturdämmstoff Schafwolle schont das Klima
Laut Bundesministerium wird derzeit nur europäische Wolle angeboten, die nicht einen langen Weg bis zum Endverbraucher zurücklegen muss, so dass die CO2 Emission beim Transport nicht zu sehr ins Gewicht fällt. Was die Klimabilanz angeht, schneiden herkömmliche fossile und mineralische Produkte schlechter ab, da sie in der Herstellung sehr energieaufwendig sind. Außerdem sind sie nicht recyclebar und laut Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe seien die Auswirkungen auf die Gesundheit umstritten.
Naturdämmstoffe geben keine Schadstoffe an die Raumluft ab. Im Gegenteil entgiftet Schafwolle die Luft. Auch der Naturschutzbund Deutschland (NABU) empfiehlt Schafwolle für die Wohngesundheit. Ihre Herstellung ist nicht CO2 intensiv und sie ist recyclebar, besonders, seitdem auf den Zusatz von Synthetikfsaern verzichtet wird. Zudem ist sie wiederverwertbar und kompostierbar. Mit Borsalz behandelte Wolle sollte man allerdings zur Deponie bringen.
Der einzige Nachteil für die Natur ist in den Pestiziden zu sehen, die in der Schafwolle stecken. Diese sind für den Menschen zwar nicht mehr schädlich, da sie vor Verarbeitung zum Wollvlies aus der Rohwolle herausgewaschen werden, aber der Pestizideintrag in die Natur ist noch ein problematischer Gesichtspunkt.
Schadstoffe am Schaf?
Um als Dämmstoff verwendet werden zu dürfen, muss Schafwolle für den Brand- und Mottenschutz präpariert werden. Dazu verwendete man mittlerweile gesundheitsverträgliche Zusatzstoffe wie beispielsweise Borsalz, das an der Wolle gebunden ist.
Die Toxizität von Borsalz ist mit der von Kochsalz vergleichbar. Es wird in Düngemitteln verwendet, so dass man es mit Obst und Gemüse in geringen Mengen zu sich nimmt, ohne dass es für den menschlichen Organismus gefährlich wird. Allerdings wird es als schwach wassergefährdend eingestuft.
Weiterhin wird das Mottenschutzmittel Mitin FF eingesetzt, das von ÖkoTest als für den Menschen unbedenklich eingestuft wurde. (Siehe auch: Ökotest Sonderheft „Energie“, Nr. 32, S.32). Dieser Mottenschutz ist vom Öko-Bauzertifizierer natureplus akzeptiert und auch die Schadstoffberatung Tübingen schreibt, dass die Schadstoffe in diesen Dosen als unbedenklich eingestuft werden.
Kritischer geht da ein Artikel auf ecoworld mit dem Thema um, der besagt, dass bisher nichts über die Wirkung von Mitin FF auf die menschliche Gesundheit bekannt sei. Auf Grund von Erfahrungen mit ähnlichen Substanzen sollte daher auf deren Verzicht in Wohnräumen geachtet werden. Der Artikel verweist auf ökologisch konsequente Hersteller, die auch ohne chemische Substanzen zum Mottenschutz auskämen.
Das Wirtschaftsministerium Baden Württemberg empfiehlt auf der Seite zum Betrieblichen Umweltschutz generell, verpackte Dämmstoffe erst am Arbeitsplatz auszupacken und das Material auch nicht zu werfen, um die Staubbelastung gering zu halten. Man sollte die Matten nicht reißen oder sägen und geschlossene Arbeitskleidung tragen.