Forscher in aller Welt suchen Hände ringend nach Heilmittel-Alternativen für die Bekämpfung von Infektionserkrankungen. Immer häufiger erweisen sich Bakterien- und Pilzstämme resistent gegen Standard-Antibiotika und -Antimykotika. Die meisten antimikrobiellen Substanzen weisen darüber hinaus beträchtliche Nebenwirkungen auf. Deshalb werden natürliche Pflanzenwirkstoffe intensiv untersucht.
Curcumin (chemisch: Diferuloylmethan), ein Polyphenol-Inhaltstoff der Gelbwurzel (Curcuma longa), einem Ingwergewächs, ist bei uns bekannt als farb- und geschmacksgebende Komponente in Currypulver. Diese natürliche Substanz scheint als antifungales Mittel dem Ideal von Wirksamkeit und Nebenwirkungsfreiheit nahe zu kommen. Curcumagelb ist auch als Lebensmittelfarbstoff (E 100) zugelassen. Traditionell werden auch Textilien gelb gefärbt.
Küchengewürz und Heilmittel
In der indischen Küche steht der Verzehr Curcumin-haltiger Speisen auf dem täglichen Ernährungsplan. Curcuma (Kurkuma) riecht aromatisch und schmeckt etwas scharf und regt dadurch Appetit und Verdauung an. Die auch Turmeric genannte Wurzelstockdroge – die in Scheiben geschnittenen getrockneten Rhizome – wird in Asien traditionell als Heilmittel gegen Entzündungen verwendet. Seine antioxidative, immunstärkende und antibakterielle Wirkung ist seit langem bekannt. In der Volksmedizin wird Curcuma auch äußerlich zur septischen Wundbehandlung, entzündlichen Hauterkrankungen, Juckreiz und Blutsaugerbissen angewendet.
In Deutschland sind Curcuma-Zubereitungen zur Therapie von Verdauungs- (besonders verminderter Galleproduktion, Blähungen) und dyspeptischen Beschwerden zugelassen.
Anti-Pilz-Wirkungen erst neuerdings bewiesen
1995 untersuchten thailändische Wissenschaftler das aus der Gelbwurzel extrahierte ätherische Öl („turmeric oil“) und Curcumin im Tierversuch auf Wirksamkeit gegen Hautpilze (Dermatophyten), Schimmelpilze und Hefen. Daher nahm man lange Zeit an, dass nur das ätherische Öl eine Vermehrung von Pilzen hemmt (fungistatische Wirkung).
Neuere experimentelle Forschungen zeigen, dass Curcumin nicht nur gegen bakterielle, sondern auch gegen Pilz-Infektionen helfen könnte. Die Forscher hoffen, den Sprosspilz Candida albicans wirkungsvoll zu bekämpfen. Dieser ansonsten harmlose Schmarotzer kann bei abwehrgeschwächten Patienten schwere Erkrankungen hervorrufen.
· Curcumin erhöht den oxidativen Stress und verursacht einen schnellen Tod von Candida-Zellen. Darüber hinaus wird die pathogene Hyphenbildung verhindert. Diese Ausbildung von Pilzfäden gilt als Übergang vom harmlosen Sprosspilz zum Krankheitserreger.
· Curcumin erweist sich als hochwirksam gegen 14 verschiedene – meist klinische – Candida-Stämme. Angriffspunkte von Curcumin sind Zellmembran, Ergosterol-Biosynthese und Proteinase-Sekretion.
· Curcumin kann die Resistenz von Candida albicans-Stämmen gegen Fluconazol verhindern. Schon bei geringer Konzentration (11 µM) kann die Anti-Pilz-Wirksamkeit im Laborversuch wieder hergestellt werden. Medikamente verbleiben länger in der Pilzzelle und können diese abtöten.
· Curcumin besitzt photodynamische Effekte gegen Candida albicans. Mit Hilfe von LED-Bestrahlung konnte die Lebensfähigkeit von Candida-Pilzen in Gegenwart von Curcumin experimentell deutlich vermindert werden. Diese photodynamische Therapie wirkte zwar auch phototoxisch auf Makrophagen, jedoch war der Effekt auf die Abwehrzellen weit geringer als auf Hefe-Zellen.
· Experimentell verhindert Curcumin das Anheften von Candida-Spezies an Epithelzellen der Mundschleimhaut von AIDS-Patienten. Dadurch kann ein Eindringen von Pilzen in den Körper wirkungsvoller verhindert werden als mit dem Standard-Antimykotikum Fluconazol.
Erste Anwendungstests bei vaginalen Pilzinfektionen
Curcumin ist ein Wirk-Bestandteil einer pflanzlichen Creme (Basant), mit der in Indien erfolgreiche Labortests und Tierversuche gegen Keime (Bakterien, Pilze und Viren) im Genitalbereich durchgeführt wurden. Selbst gegen Azole und Amphothericin B resistente Candida-Stämme (C. glabrata, albicans und tropicalis), die von Frauen mit vaginalen Pilzinfektionen isoliert wurden, konnten wirkungsvoll gehemmt werden.
Kombinationstherapie möglich
Vielleicht könnten diese synergistischen Eigenschaften in Kombination mit bestimmten konventionellen Anti-Pilz-Mitteln (Ketoconazol, Itraconazol, Fluconazol und Miconazol) ebenso wie Oregano zu einer Steigerung beziehungsweise Wiederherstellung der Anti-Candida-Wirksamkeit genutzt werden. Vor einem therapeutischen Einsatz von Curcumin zum Beispiel bei imumungeschwächten Patienten sind jedoch noch weitere Studien notwendig.
Ob der Verzehr einer Curry-Wurst Anti-Pilz-Wirkung hat, ist noch nicht wissenschaftlich untersucht worden. Hier spricht der Zuckeranteil in der Currysauce jedoch den Richtlinien einer Anti-Pilz-Diät.