Gehen wir von der neuen Form der Zusammenarbeit aus, die in internationale Unternehmen dringend einkehren sollte – die Form der Arbeitsgemeinschaften nach dem Vorbild von Stammesgemeinschaften. Das Prinzip dieser gemeinsamen Art der Existenz ist das der Gemeinschaft, in der jeder Einzelne seine Aufgabe zum Fortbestand der Gemeinschaft erfüllt.
Sinnbewusstsein motiviert nachhaltig!
Im Gegensatz zum hierarchischen Unternehmenssystem kennt jeder Einzelne den Sinn seiner individuellen Mitgliedschaft, den Umfang seiner Aufgabe und die Verantwortung, die sein Dasein in der Gruppe umfasst. Gemäß dieses ganzheitlichen Bewusstseins ist der Einzelne naturgemäß nachhaltig motiviert zu agieren! Niemand muss oder wird ihm erklären, welche Teilaufgaben er zu verrichten hat, um sein tägliches Ziel zu erreichen. Hingegen ist ein Stammeszugehöriger in der Position und Lage, durch seinen Verstand und seine vollständige Umsicht Aufgaben zu erkennen, zu erfüllen und mögliche Probleme zu verhindern! Dadurch entwickelt sich der Volksstamm eigenständig weiter – zu einer einzigartigen Gemeinschaft.
Überlebensprinzip von Stammesgemeinschaften ist Erfolgsrezept von Unternehmen
Dieses althergebrachte, natürliche und so simple Überlebensprinzip früherer Volksstämme sollten wir heutzutage unbedingt für die neue und zukunftsgerechte Ausrichtung unserer Unternehmenskulturen übernehmen. Schon lange ist der Abbau von Hierarchien, Managementwasserköpfen und Führungsprofilierungswünschen überfällig, um Raum für die Fähigkeiten und Aktionen der Mitarbeiter zu schaffen.
Nicht gemeint ist, dass Manager ihre eigene Verantwortung an Untergebene abtreten und dies als Verantwortungsübertragung an „ihr Team“ verkaufen. Auch sie tragen ihre Verantwortung und sind somit Bestandteil der Gemeinschaft. Gemeint ist ausschließlich die Fähigkeit von Managern, Vorgesetzen und Kollegen, in ihrem Schaffensrahmen zu bleiben. Sie sollten andere deren Schaffensrahmen überlassen und nicht jeden einzelnen Schritt überwachen. Andernfalls nähmen sie den Mitarbeitern die Verantwortung und würden deren Arbeitsspielraum einengen. Bezogen auf den Begriff der Corporate Identity heißt dieser Wandel, dass die Corporate Identity einer neuen Form der Zusammenarbeit weicht: Corporate Cooperation!
Corporate Identity geht – Corporate Cooperation kommt!
Dieser Wandel ist ganz einfach herzuleiten, wenn wir uns an die 3 Cs von CI erinnern: Corporate Behaviour, Corporate Design und Corporate Communications. Beginnen wir mit dem kritikfreudigen Begriff des „Corporate Behaviour“. Ein behaviour = Verhalten/Unternehmensverhalten impliziert eine gewisse Norm. Wie kann ein Verhalten Unternehmenskonform sein – oder wie kann es überhaupt kollektiv sein? Der Begriff „Corporate Behaviour“ sagt ja nichts anderes aus, als dass das Verhalten im gesamten Unternehmen gewissen Richtlinen zu folgen hat beziehungsweise in eine bestimmte Verhaltensform, welche vom Unternehmen gewünscht, erwartet und sicher bis zu einem gewissen Grad gesteuert wird, mündet beziehungsweise münden muss. Mit anderen Worten wird hier ein bestimmtes Verhalten gestaltet, welches alle Unternehmensmitglieder zeigen sollten, um die von der Unternehmensführung gewünschte Identität im System zu erzeugen. Doch dieser Ansatz geht in die Richtung eines Trugschlusses, da er einen Widerspruch in sich birgt.
Corporate Behaviour – veralteter Ansatz nach dem Prinzip der „Gleichschaltung“
Schon der Begriff des Corporate Behaviour deutet auf eine große Schwierigkeit hin: „Unternehmensverhalten“ – ein kollektives Verhalten aller Unternehmensmitglieder soll hier im Rahmen der Corporate Identity bestimmt, definiert und stets bewusst gelebt werden. Dies impliziert die überwiegende Unterdrückung des individuellen Verhaltens innerhalb des Unternehmenssystems.
Jedoch setzt sich ein Unternehmen aus Individuen zusammen, die selbst Identitäten, Persönlichkeiten und Einstellungen besitzen. Jeder Mensch bringt seine Eigenschaften bewusst oder unbewusst zum Ausdruck. Seine individuellen Ausdrucksweisen weichen immer von den Persönlichkeiten, Identitäten und Einstellungen anderer Unternehmensmitglieder ab. Mit ihren individuellen Verhaltensweisen entfalten die Menschen – ob im Unternehmen oder anderswo – ihre vielseitige Einzigartigkeit und ihr Recht auf Freiheit zu dieser Entfaltung!
Freie Individuen entscheiden selbst über ihre Motivation
Aus der Motivationstheorie wissen wir bereits, dass jedes Individuum Freiraum zur Entfaltung seiner Aktionen benötigt, um langfristig zur nachhaltigen Teilnahme an den Systemaktivitäten motiviert zu bleiben. Würde man diesen Unternehmensmitgliedern ein Verhaltensmuster aufzwingen, wäre dies nicht nur eine grobe Einschränkung der persönlichen Ausdrucks- und Aktionsfreiheit. Jeder Einzelne würde mit Gegendruck durch Kooperationsverweigerung, negativen Emotionen gegen Einzelne sowie allgemeiner Demotivation am Arbeitsplatz antworten.
Verhalten kann nicht diktiert werden – es sich vor positivem Hintergrund entwickeln
Das Überstülpen eines „kollektiven Unternehmensverhaltens“ wäre schlicht eine Verfälschung der Unternehmenskultur. Es hätte sogar eine Negativfärbung für die natürlich vorhandene Unternehmenskultur zur Folge. Eine verfälschte Unternehmenskultur besitzt keine Glaubwürdigkeit und bindet seine Mitglieder nicht an das System. Die Stimmung sinkt nachhaltig, weil sich Mitarbeiter verachtend abwenden. Ein abwärtsgerichtetes Stimmungsbarometer wirkt sich wie lähmendes Gift auf die Produktivität des Einzelnen aus und damit auf den nachhaltigen Erfolg der Firma.
Jedem Unternehmensmitglied sollte ein ausreichender Freiraum gewährt werden. Arbeitsfreiräume bieten den Akteuren Möglichkeiten zur Gestaltung ihrer Aufgaben. Sie können so ihre Arbeit und ihr Verhalten auf natürliche Art in der Gemeinschaft entwickeln. Das resultierende Gefühl respektiert zu werden würde ihr nachhaltige Motivation am Arbeitsplatz sichern. Das wertvollste Gut für das gesamte Unternehmen und seinen Erfolg!