Die Rangordnung ausfechten, Ansehen in der Clique – bei Jungs und Mädchen variieren die Regeln. Biologische Faktoren spielen hier eine bedeutende Rolle.
Im Alltag, besonders aber in der Schule, ist die Bildung von Gruppen und Grüppchen aus meist gleichgeschlechtlichen Kindern und Jugendlichen ähnlichen Alters ein ganz normaler Vorgang. Viele Diskussionen haben sich aus dem Thema der Veranlagungen von Mädchen und Jungen ergeben. Spricht man von unterschiedlichen biologischen Veranlagungen, wird man schnell der Diskriminierung von Frauen bezichtigt. Dennoch ist mittlerweile nachgewiesen: Die Unterschiede in Denken und Verhalten bestehen durchaus und prägen das tägliche Leben. Wie unterscheiden sich nun reine Jungscliquen von Gruppierungen, die nur aus Mädchen bestehen?
Dominanzhierarchie versus Geltungshierarchie
In Jungengruppen verläuft die Interaktion in der Regel reibungsloser. Rangpositionen bilden sich relativ schnell aus und sind dann recht stabil. Trotz häufiger Selbstüberschätzung stimmen die Jungen in ihrem Rangverhalten miteinander überein. Biologisch bedingt durch den andauernden Konkurrenzkampf in ihrer Ontogenese, also der biologisch individuellen Entwicklungsgeschichte eines Lebewesens, sind Jungen eher fähig, sich unterzuordnen – ihre Einstellung wirkt also konfliktreduzierend. Die männliche Rangordnung beruht auch bei Menschen auf einer Dominanzhierarchie, der Cliquenführer wird allgemein akzeptiert.
Die Rangordnung in Mädchengruppen ist dagegen weniger stabil. Die Mitglieder einer Gruppe stimmen häufig nicht miteinander überein – die Fähigkeit zur Unterordnung ist biologisch gesehen aufgrund des Fehlens von Konkurrenz nicht immer ausreichend ausgebildet worden. Dies beruht auf der Tatsache, dass im Tierreich schon immer die Männchen um die Weibchen kämpfen mussten, was den Weibchen erspart blieb. Eine vertiefende Abhandlung der ureigensten menschlichen Instinkte sei hier ausgespart.
Die Mädchengruppe durchläuft immer neue Ordnungen und Konstellationen, wodurch auch immer wieder Konflikte entstehen. Des Weiteren besteht in Mädchengruppen häufig ein schlechterer Zusammenhalt. Durch die Neigung zu prosozialer Dominanz, also das Einbringen von ungefragten Ratschlägen und Einmischen in andere Angelegenheiten, entsteht eine instabile Geltungshierarchie. Die aktive Durchsetzung ist weniger wichtig als die Qualität der Ideen, Vorrechte in der Gruppe werden also nicht erkämpft, sondern einander zugestanden – und können den Mitgliedern der Mädchengruppe jederzeit wieder entzogen werden.
Mädchenfreundschaften – Jungenfreundschaften
Mädchen haben einen angeborenen Sinn für das Knüpfen von Kontakten und das Aufrechterhalten zwischenmenschlicher Beziehungen. Der Grundstein hierfür ist bereits vor der Geburt in den komplizierten Nervenverknüpfungen ihres Gehirns gelegt . Schon als Babys suchen kleine Mädchen mehr den Augenkontakt zur Mutter, während kleine Jungen sich mehr für ihre Umgebung zu interessieren scheinen.
Mädchenfreundschaften basieren auf Vertrauen, die Freundinnen erzählen sich Geheimnisse und gehen sogar in den Pausen zusammen auf die Toilette. Mädchenfreundschaften sind geprägt von dem Bedürfnis, zu kommunizieren und soziale Beziehungen aufzubauen und zu erhalten. Jungenfreundschaften dagegen beruhen vielmehr auf gemeinsamen Interessen, Jungs unternehmen gerne etwas mit den anderen aus ihrer Clique, sich gegenseitig etwas anzuvertrauen geht vielen Jungen dahingegen zu weit – was aber nicht heißen soll, dass Jungen nicht ebenfalls miteinander durch Dick und Dünn gehen können. Vielmehr halten viele Jungenfreundschaften ein Leben lang, während Mädchenfreundschaften aufgrund des von vornherein unsichereren Zusammenhalts häufiger zerbrechen.