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Chefsache – wie man sich als Vorgesetzter unbeliebt macht

Neben aktivem Bossing durch den Chef gibt es auch eine Reihe weitaus nichtigerer Anlässe, die einen Vorgesetzten als solchen disqualifizieren.

Das Bossing ist eine Form des Mobbings, wobei im konkreten Fall ein Vorgesetzter Untergebene in irgendeiner Form mobbt – sei es durch Ignorieren, Anschreien, Beleidigungen und Beschimpfungen, Abwertung der Arbeitsleistung in jedweder Form, Übertragung von Arbeiten, die weit unterhalb der Qualifikation des Mitarbeiters liegen, Überhäufung mit (eiligen) Arbeitsaufträgen, Gesprächsverbot mit Kollegen oder Verbot, mit Kollegen privat etwas außerhalb der Arbeitszeit zu unternehmen, Androhung und/oder Anwendung von körperlicher Gewalt, sexuelle Belästigung oder Nötigung. Die teilweise massiven körperlichen und psychischen Folgen des Mobbings oder Bossings für die Opfer sind hinreichend bekannt.

Es sind jedoch nicht immer massive Mobbing-Handlungen seitens eines Vorgesetzten nötig, um ihn als Chef zu disqualifizieren. Auch scheinbare Nebensächlichkeiten seitens des Chefs können dem Betriebsklima abträglich sein. Auf manche Vorgesetzte trifft der Spruch aus dem Bestseller von Dr. Eckart von Hirschhausen „Glück kommt selten allein“ aus dem Jahr 2009 zu: „Manche Menschen verbreiten Freude, egal wo sie hinkommen, manche Menschen verbreiten Freude, egal wo sie weggehen.“

Mangelndes Sozialverhalten und Einfühlungsvermögen des Chefs

Gerade in größeren Unternehmen ist es gang und gäbe, dass Mitarbeiter Sonderurlaub bekommen für den Fall, dass ein Familienmitglied oder enger Freund stirbt – je nach Verwandtschaftsgrad kann dieser Sonderurlaub bis zu drei Arbeitstage betragen, die nicht auf den normalen Jahresurlaub angerechnet werden.

Ein Chef zieht sich sicherlich den Zorn seiner Untergebenen zu, wenn seine Sekretärin ihn um Sonderurlaub bittet, da ihre 102 Jahre alte Großmutter verstorben ist und diesen nur zähneknirschend mit der Bemerkung „Da hat sich Ihre Oma aber einen ungünstigen Termin zum Sterben ausgesucht – hier ist soviel zu tun …“ gewährt bekommt. Hierdurch entsteht der Eindruck, dass Familienangehörige der Mitarbeiter ihr Ableben bitte nach den Belangen der Firma auszurichten haben, was natürlich in der Praxis schlecht möglich ist – das geschilderte Beispiel hat sich jedoch tatsächlich so abgespielt.

Fehlende Vorbildfunktion des Vorgesetzten

Normalerweise erfüllt der Chef auch eine gewisse Vorbildfunktion, das heißt, er sollte alle Dinge, die er von seinen Untergebenen verlangt, auch selbst erledigen können, ohne dafür einen oder direkt mehrere Untergebene zu blockieren. Es mutet geradezu lächerlich an und erweckt den Eindruck eines machtbesessenen Menschenschinders, wenn der Chef seine Sekretärin zu Überstunden verdonnert, weil er selbst scheinbar nicht in der Lage ist, eigenständig eine E-Mail oder ein Fax zu versenden. Auffallend oft kommt es zudem vor, dass zunächst nur ein geringes oder normales Arbeitspensum am Arbeitstag zu bewältigen war, kurz vor Feierabend kommt dem Chef jedoch plötzlich der Gedanke, dass noch mal eben kurzfristig mit einer Mail oder einem Fax der Tag gerettet werden muss. Man kann dies als reine machtbetonte Willkür deuten, die im Arbeitsleben nicht gerade selten ist.

Analog trifft das zuvor Geschilderte auch alltäglichere Situationen zu, in denen man dem Chef beispielsweise nicht zumuten kann, sich einmal selbst eine Tasse Kaffee aus der Küche zu holen oder wenn er jedes Mal die gleichen Fragen an seine Assistentin richtet, was den Gebrauch der seit Monaten oder sogar Jahren vorhandenen Kaffeemaschine betrifft.

Ähnliches gilt auch, wenn eine Arbeit vom Vorgesetzten als total dringlich deklariert wird, derjenige dann aber, nachdem Untergebene Überstunden geschoben haben oder ihr Arbeitstempo überdurchschnittlich beschleunigt haben, entweder von der Bildfläche verschwunden ist, weil es zuhause viel schöner ist als im Büro (für seine Angestellten gilt das natürlich nicht) oder weil der Chef trotz der angeblich notwendigen Eile bei der Erledigung des Auftrages erst einmal shoppen gehen musste. Auch solche Fälle kommen häufiger in der Praxis vor.

Alle Mitarbeiter sind gleich – der Chef ist aber öfter gleicher als andere

Ein auch öfter vorkommender Fall ist, dass Vorgesetzte von ihren Mitarbeitern ein gepflegtes Äußeres, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Integrität erwarten – also eigentlich normale Anforderungen innerhalb des Arbeitslebens. Problematisch wird es jedoch, wenn der Chef sich nicht an seine eigenen moralischen Vorgaben hält und erst nachmittags, ohne sich vorher in irgendeiner Form gemeldet zu haben, in ziemlich zerzaustem Zustand in der Firma auftaucht und sich vor seinen Angestellten noch damit brüstet, mit einer Dame in einem Hotel versackt zu sein. Umgekehrt werden sexuelle Handlungen und Zärtlichkeiten unter Kollegen und Kolleginnen auf Betriebsfeiern jedoch von Vorgesetzten negativ bewertet, ebenso der Fall, wenn sich ein Mitarbeiter mit seinen Liebesabenteuern vom vergangenen Wochenende vor seinen Kollegen brüstet.