LExUKon berechnete die Belastung unserer Lebensmittel mit dem Schwermetall Cadmium: Die TWI-Aufnahme für deutsche Erwachsene wird zu 58 Prozent erreicht.
Schwermetalle wie Chrom sind bei Lederfetischisten durch chromgegerbtes Leder oft schwer in Mode, dagegen sind Schwermetalle wie Blei, Cadmium, Quecksilber und Uran in Lebensmitteln weitgehend verpönt: Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) widmete sich mit dem Forschungsprojekt „Lebensmittelbedingte Exposition gegenüber Umweltkontaminanten“ (LExUKon) der unerträglichen Leichtigkeit des Forschens und ging den Schwermetallen in unseren Nahrungsmitteln ans Leder – LExUKon untersuchte und berechnete in welchen Mengen das Schwermetall Cadmium uns schwer im Magen liegt.
Cadmium kommt als giftiges Schwermetall natürlich in der Umwelt vor
Cadmium gehört im Periodensystem zu den Übergangsmetallen und ist als giftiges Schwermetall in der Erdkruste und unserer Umwelt natürlich verbreitet: Natürlich wird es durch Gesteinsverwitterung und Vulkanausbrüche freigesetzt, seit Jahrhunderten gelangt es zusätzlich durch den Bergbau und die Industrie in die Nahrungskette und lagert sich im Boden ab. Auch die Landwirtschaft setzt Cadmium frei, hier wird es als Verunreinigung in biologischen und mineralischen Düngern, mit Klärschlamm oder Kompost auf die Böden ausgebracht. Einmal im Garten oder im Ackerbau ausgebracht, wird Cadmium von den Pflanzen über die Wurzel aufgenommen, so gelangt das Schwermetall in die Lebensmittel- und Futtermittelkette – über die Nahrungsketten des Wassers gelangt es auch in Meeresfische und Muscheln.
Tomaten und Milchprodukte sind wenig belastet –Meeresfrüchte sind stärker belastet
Unsere Lebensmittel enthalten unterschiedliche Mengen an Cadmium, so nehmen zum Beispiel unterschiedliche Pflanzenarten verschiedene Mengen an Cadmium über die Wurzel auf: Lebensmittel wie Tomaten und Milchprodukte gelten mit einer Cadmiumbelastung von weniger als 0,005 Milligramm Cadmium pro Kilogramm als wenig belastete Lebensmittel, welche aber häufig in großen Mengen verzehrt werden (Milligramm oder mg: 0,005 mg entsprechen 5 Mikrogramm oder µg). Dagegen gelten Meeresfrüchte wie die Auster mit mehr als 0,15 Milligramm Cadmium pro Kilogramm als stärker belastete Nahrungsmittel, die aber nicht in so großen Mengen geschlürft werden – aus den Daten der Nationalen Verzehrsstudie II (NVS II) wissen die Wissenschaftler, wer wie viele Austern und wie viel Milch schlürft.
Gemüse und Getreide sind bei der Ernährung die Hauptquellen für Cadmium
Für die Cadmiumexposition sind Lebensmittel mit einer geringeren Cadmiumkonzentration die Hauptquellen, wir nehmen Cadmium hauptsächlich durch den Verzehr von gesunden Gemüse und Getreide auf – unter den Getreidesorten ist Weizen dominierend. Erst mit großem Abstand folgen als weitere Cadmiumquellen die Lebensmittelgruppen Getränke, Obst, Nüsse und Kakao. Insgesamt nimmt ein durchschnittlicher deutscher Erwachsener laut LExUKon mit allen Lebensmitteln pro Woche etwa 1,5 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht auf: Damit schöpfen Deutsche die nach EFSA tolerierbare wöchentliche Aufnahme (TWI) von 2,5 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht zu 58 Prozent aus (TWI: Tolerable Weekly Intake, roter Pfeil bei 100 Prozent in der Grafik, EFSA: Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit).
Jüngere Deutsche und Vegetarier nehmen etwas mehr Cadmium auf
Zusätzlich berechnete LExUKon die Daten für Cadmium nach unseren verschiedenen Verzehrsgewohnheiten und individuellen Lebensstilen auch für Vielverzehrer und nach Altersgruppen (siehe Grafiken: Vielverzehrer: VV, dunkelgrün; Durchschnittsverzehrer: DV, hellgrün). Jüngere Menschen nehmen in Deutschland auf das Körpergewicht berechnet eine höhere Cadmiummenge gegenüber älteren Menschen auf: Die Altersgruppe der 14- bis 18-Jährigen schöpft mit 1,8 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht den TWI schon zu 72 Prozent aus – jüngere Deutsche essen einfach mehr und nehmen mehr Gesamtenergie auf. Mit 94 Prozent erreichen dagegen Vielverzehrer nahezu den TWI unabhängig vom Geschlecht mit 2,35 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht. Wie bei den Vegetarierinnen und Vegetarier resultiert die erhöhte Cadmiumaufnahme der Vielverzehrer bei einer abwechslungsreichen Diät aus erhöhten Verzehrsmengen von Gemüse und Getreide.
Weiterführende Literatur:
Bundesinstitut für Risikobewertung (2010): „Aufnahme von Umweltkontaminanten über Lebensmittel (Cadmium, Blei, Quecksilber, Dioxine und PCB). Ergebnisse des Forschungsprojektes LExUKon“ (BfR, 60 Seiten).