Burn-Out heißt auf Deutsch übersetzt „ausgebrannt sein“ und wird vielfach auch als Infarkt der Seele bezeichnet. Es kommt zu Lust- und Freudlosigkeit im Alltag sowie auch zu körperlich-vegetativen Beschwerden wie beispielsweise Schlaflosigkeit, Erschöpfungszuständen, reduzierte Leistungsfähigkeit, Resignation, Herzrasen et cetera. Gleichzeitig charakteristisch für ein Burn-Out ist die Verleugnung der oben angesprochenen negativen Gefühle.
Ursachen für ein Burn-Out
Geschlechtsunabhängig können die folgenden Faktoren genannt werden:
- Arbeitsüberlastung (Überforderung durch zu hohes Arbeitspensum und/oder zu komplexe Aufgabenstellungen, Überstunden am laufenden Band), oft in Verbindung mit weiteren Faktoren wie Familie, Haushalt, Kindererziehung, Pflege von Angehörigen et cetera
- Mobbing oder Bossing, schlechtes Betriebsklima allgemein
- Andere Arbeitsbedingungen wie etwa ein heimliches Verhältnis mit dem verheirateten Chef, mangelnde Anerkennung der eigenen Arbeitsleistung, ständige Kontrolle von relativ simplen Aufgaben durch andere und somit geringer eigenverantwortlicher Handlungsspielraum
- Finanzielle Sorgen (Arbeitslosigkeit, zu geringes Arbeitsentgelt, Schulden), Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes
- Mehrfachbelastungen, die sich zusätzlich noch durch unvorhergesehene Ereignisse im persönlichen Umfeld potenzieren können – beispielsweise durch plötzliche Erkrankung eines Kindes, schwere Unfälle des Partners oder eines Kindes, Todesfälle in der Familie und ähnliches.
Warum erkranken Frauen häufiger an einem Burn-Out als Männer?
Frauen sind vielfach einer Mehrfachbelastung ausgesetzt – sie sollen erfolgreich im Beruf sein, immer perfekt gestylt aussehen, eine gute Geliebte und treusorgende Ehefrau für den Partner sein und nebenbei auch noch in ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter aufgehen.
Leistungsdruck und Perfektionswahn
Neben dieser Mehrfachbelastung kommt erschwerend hinzu, dass auch in unserer modernen, emanzipierten Gesellschaft von einer Frau immer noch mehr Leistung erwartet wird als von einem Mann. Geht einmal im Berufsleben etwas schief, so stellt sich insbesondere männlichen Kollegen und Vorgesetzten die Frage, ob Frauen tatsächlich für das Berufsleben geschaffen sind und nicht doch besser wieder Haus und Herd hüten sollten. Bei Fehlern männlicher Mitarbeiter stellt sich diese Frage wiederum nicht. Bei Männern wird eher nach Entschuldigungen und Beschönigungen gesucht. Gleichzeitig haben viele Frauen unbewusst das Bild verinnerlicht, dass Fehler und Verantwortung allgemein auf ihren Unzulänglichkeiten beruhen und nur Perfektion gut genug ist (wenn überhaupt). Sie nehmen Fehler, die ihnen unterlaufen, vielfach schwerer als Männer.
Um die gleiche Anerkennung für ihre Leistung zu erfahren, müssen Frauen zudem vielfach das Doppelte an Arbeitsleistung bringen als ein Mann, da sonst immer noch Zweifel an ihrer Integrität, Intelligenz, Belastbarkeit und Kompetenz aufkommen. Häufig wird noch nicht einmal eine mehr als 100%-ig gute Arbeitsleistung von Frauen als gut genug angesehen.
Viele Frauen können nicht „nein“ sagen
Da es Frauen vielfach schwer fällt, sich höflich aber bestimmt abzugrenzen und auch einmal „nein“ zu sagen, bringen sie sich oft selbst in eine weitere Überforderungssituation, da vielfach immer noch das Rollenbild vermittelt wird, dass Frauen zwar bescheiden, eher dekorativ als selbstbewusst und intelligent und zudem immer dienstbar sein sollen, aber gleichzeitig in der Lage sein können müssen, mit Mehrfachbelastungen überdurchschnittlich gut umzugehen.
Burn-Out bei Frauen und die Bewertung durch die Gesellschaft
Schon bei Männern wird auf Burn-Out und Depressionen vielfach mit Unverständnis reagiert, weil diese vermeintliche Schwäche als „unmännlich“ angesehen wird. Frauen werden zwar gemeinhin als das schwache Geschlecht angesehen, dennoch wird von ihnen erwartet, dass sie sämtliche Belastungen wegstecken, um weiterhin in ihrer Mehrfachrolle zu funktionieren.
Gemeinhin werden Erkrankungen wie Burn-Out mit mangelnder Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit assoziiert. Die Bedingungen, die vielfach für diese Erkrankung verantwortlich sind, werden gerne von Außenstehenden ausgeblendet. In einigen Unternehmen werden Mitarbeiter, die nicht kontinuierlich mindestens 60 Wochenarbeitsstunden absolvieren – auch wenn im Arbeitsvertrag lediglich 39 bis 45 als Regelarbeitszeit festgeschrieben sind – von Vorgesetzten als Minderleister angesehen. Auch die ständige Erreichbarkeit auch an Wochenenden und im Urlaub wird vielfach erwartet. In diesen Fällen stellt sich die Frage nach der Work-Life-Balance. Unter diesem ständigen Arbeitspensum und Arbeitszwang über die eigentliche Arbeitszeit hinaus leidet nicht nur die körperliche und seelische Gesundheit, sondern auch Zufriedenheit, Partnerschaft, Freundschaften, persönliche Interessen.