5 Lese-Tipps zum Thema Hochbegabung bei Kindern und Jugendlichen.
Eltern, die auf der Suche nach Informationen über die (mögliche) Hochbegabung ihres Kindes sind, werden vom deutschen Büchermarkt meist bitter enttäuscht. Die Literatur zu diesem Gebiet ist spärlich, und meist repetitiv – oft finden sich in den Büchern wenig mehr als Merkmallisten, die Hochbegabung definieren sollen.
Die folgenden 5 Bücher stellen eine Mischung dar; einige beschäftigen sich mit Definition und Ausprägung von Hochbegabung, wieder andere geben Tipps zum allgemeinen Umgang mit hochbegabten Kindern oder helfen bei spezifischen Problemen.
„Hochbegabung: Mythen und Realitäten von hochbegabten Kindern“ von Ellen Winner
Dieses Buch ist eines der umfassendsten über das Thema „Hochbegabte Kinder“ bei einer angemessenen Seitenzahl von 419 Seiten. Die Autorin bespricht darin Themen wie universelle Hochbegabung, Teil-Hochbegabung, Hochbegabung in Kunst und Musik, Hochbegabung und Lernbehinderung, Genetik vs. Umwelt bei Entstehung von Hochbegabung, und Hochbegabung in der Familie. Für den Laien leicht zu lesen, da ohne komplizierte Fachausdrücke geschrieben, bietet dieses Buch zudem viele authentische Beispiele von hochbegabten Kindern mit ihren unterschiedlichen Herausforderungen. Ideal für alle, die sich eingehend über das Thema „Hochbegabte Kinder“ informieren wollen.
„Hochbegabte Kinder: Ihre Eltern, ihre Lehrer. Ein Ratgeber“ von James T. Webb, Elizabeth A. Meckstroth und Stephanie S. Tolan
Die Kapitel in diesem Buch sind alle nach dem gleichen Schema aufgebaut: Zunächst wird ein bestimmter Aspekt der Hochbegabung von Kindern aufgegriffen, sei es die Definition, der allgemeine Umgang mit dem Kind, Perfektionismus oder Hochbegabung in der Familie, und auf einigen Seiten übersichtlich und mit Beispielen erläutert. Im Anschluss an das jeweilige Kapitel finden sich dann mehrere Seiten „Frage und Antwort“ zu der jeweiligen Thematik; die Fragen sind der Erfahrung der Autoren entnommen, die diese bei Seminaren und bei der Zusammenarbeit mit Eltern hochbegabter Kinder gesammelt haben. Das letzte Kapitel wird von einer der Autoren, Stephanie Tolan, persönlich erzählt: es ist die Geschichte von ihrem Sohn, der im Kindergartenalter bereits die IQ-Skala „sprengte“, und ihre Erfahrungen mit Schule, Freunden und Umwelt.
Dieses Buch eignet sich besonders für alle, die bestimmte Problematiken der Hochbegabung beim Kind tiefer kennen lernen und Lösungen finden wollen.
„Hochbegabte: Die verkannte Minderheit“ von Jutta Billhardt
Die Autorin, selbst Mutter dreier hochbegabter Kinder, erzählt in diesem Buch die (fiktive) Geschichte eines hochbegabten Jungen mit zwei jüngeren, ebenfalls hochbegabten Geschwistern. Sie beschreibt wie sich die Hochbegabung auf das Gemütsleben des Kindes, die Eltern, die weitere Familie, Kindergarten und Schule, Freunde etc. auswirkt. Nach jedem Kapitel wird die Geschichte unterbrochen, um Fakten über Hochbegabung, Forschung, Alltagsleben usf. zu vermitteln.
Leser, die selbst hochbegabt sind oder ein hochbegabtes Kind in ihrer Familie haben, werden sich unmittelbar mit diesem Buch identifizieren können. Zudem bietet die Geschichte auch diverse Lösungsansätze für die darin beschriebenen Probleme. Ideal für diejenigen, die sich erst langsam an das Thema herantasten und nicht sofort „ernste“ Fachbücher lesen wollen.
„Die unbeachteten Genies: Das Schicksal hochbegabter Kinder“ von Michael Hollenbach
Dies ist eines der wenigen gut recherchierten, fundierten Bücher über Hochbegabung bei Kindern von einem deutschen Autor.
Während Michael Hollenbach auch in diesem Buch die üblichen Themen wie Definition und Erkennen von Hochbegabung etc. abdeckt, tut er das nicht auf die übliche akademische Weise, sondern mit interessanten Texten, die kleine Anekdoten enthalten, die das jeweilige Thema illustrieren – meist Geschichten von hochbegabten Kindern aus dem deutschen Sprachraum. Ein Problem, das in anderen Büchern meist wenig Beachtung findet, kommt hier deutlicher zur Sprache: akademische Minderleistung von hochbegabten Kindern – und was man dagegen tun kann. Ebenso behandelt er die emotionale Problematik von Hochbegabten, und ihre (Über-)Sensibilität.
Ein interessantes Einsteigerbuch, das viele der ersten Fragen, die Eltern haben, beantwortet.
“Why Bright Kids Get Poor Grades and What You Can Do about It: A Six-Step Program for Parents and Teachers” von Sylvia B. Rimm
Dieses Buch, für das es leider noch keine deutsche Übersetzung gibt, beschäftigt sich mit einem der häufigsten, jedoch auch dem am meisten ignorierten Problem hochbegabter Kinder: Minderleistung im akademischen Bereich. Die Gründe für dieses Minderleistung können viele sein: häufig ist jedoch, dass die Kinder das Tempo für viel zu langsam befinden und deshalb einfach „abschalten“. Bei höchstbegabten Kindern kommt es auch oft vor, dass ihre Denkweise und ihr Lernweg ganz anders sind, als es die Schule vorsieht; werden sie dann nach dem „Schulweg“ beurteilt, so scheinen sie zu versagen. Die Autorin erklärt all dies ausführlich und beschreibt dann ein Programm aus sechs Schritten, das Eltern und Lehrern helfen kann, dem Kind zu helfen und zu mehr Erfolg im akademischen Bereich führt.
Wer mit dem Englischen gut zurecht kommt, findet hier ein Buch, dass ein kritisches Problem bei hochbegabten Kindern detailliert und fundiert angeht.
Die hier vorgestellten Bücher sind in keiner Weise eine erschöpfende Übersicht oder notwendigerweise die besten auf dem Markt. Sie sind vielmehr als Empfehlungen zu sehen, die Eltern und Lehrer, die sich mit hochbegabten Kindern beschäftigen, enorm weitergeholfen haben.