Manch einer möchte Gutes tun und weiß nicht, wie. Wie sich mit Briefmarken, auch ohne private Sammelleidenschaft, Sinnvolles anfangen lässt.
Das Sammeln von Briefmarken zur privaten Erbauung ist ein wenig aus der Mode gekommen, doch es gibt Menschen und Institutionen, die sich damit beschäftigen, um etwas Gutes zu tun, nämlich die kleinen abgestempelten Gesellen zu Geld zu machen, um damit soziale Projekte zu fördern. Drei Beispiele.
Briefmarken – eine aussterbende Spezies mit Charme
Sie sind oftmals kleine Kunstwerke – und sie zieren im Idealfall, was heute selten geworden ist: persönliche, handgeschriebene Briefe. Zumindest manchmal. Denn abgesehen von E-Mail und SMS sind auch die schmucklosen Briefmarken aus dem Automaten auf dem Vormarsch, ebenso wie die rein funktionalen Portoaufkleber, die am Postschalter aus der Maschine kommen und Briefe und Päckchen verunstalten.
Doch noch gibt es sie, und auch wenn Philatelisten zu einer aussterbenden Gattung gehören und trotz des Siegeszuges der selbstklebenden Marken, die im Gegensatz zu ihren anzufeuchtenden Brüdern und Schwestern deutlich weniger Charme vorzuweisen haben: sie sind ein Rohstoff, mit dem sich Sinnvolles anfangen lässt. Da gibt es zum einen die Wohlfahrtsmarken der Deutschen Post, deren Sozialaufschlag für wohltätige Zwecke verwendet wird. Zum anderen können beinahe ganz ohne eigene Kosten abgestempelte Briefmarken gespendet werden.
Sammeln für SOS-Kinderdörfer
Zu einiger Aufmerksamkeit in den lokalen Medien hat es Peter W. Jung aus Bremen gebracht. Tag für Tag bereitet der Rentner Berge von Briefmarken auf, die er auf dem Postweg von hilfsbereiten Bürgern, Sammlern oder Institutionen zugeschickt bekommt und auch im Stadtgebiet von Bremen selbst abholt. Im Januar 2012 sind es bereits 750 Päckchen mit insgesamt weit über einer Tonne Briefmarken, die Jung auf eigene Kosten an die SOS-Kinderdörfer-Zentrale geschickt hat, wo sie zu acht Euro pro Kilo weiterverkauft werden. Seine Zulieferer akquiriert Jung selbst: auch der Bremer Bürgermeister Jens Böhrnsen ist ihm zu Diensten. „Nur beim Bundespräsidenten beiße ich auf Granit. Aber der hat ja momentan auch anderes zu tun“, wird Jung im Weser Report mit Anspielung auf Christian Wulff zitiert.
Briefmarken sammeln für terre des hommes
Rentner Wolf Gareise, ebenfalls aus Bremen, arbeitet noch an seiner ersten Tonne, ist aber auf gutem Wege. Mit seinem Engagement möchte Gareise helfen, das Elend in der Welt ein wenig zu verringern, deshalb hat er sich entschieden, terre des hommes zu unterstützen, eine Organisation, die mit dem Geld aus dem Briefmarkenerlös Projekte für Kinder in Not, Straßenkinder, kranke oder kriegsverletzte Kinder finanziert. Da er im Bekanntenkreis nicht ausreichend Masse zusammenbekam, suchte Gareise erfolgreich den Kontakt zu Firmen, mit denen er früher beruflich zu tun hatte. Für terre des hommes sammelt er zudem Telefonkarten und Münzen in Fremdwährungen.
Hilfe für behinderte Menschen: Briefmarken für Bethel
Auch die Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel nehmen gern abgestempelte Briefmarken entgegen. Dort arbeiten 25 behinderte Mitarbeiter in der Briefmarkenstelle. Die Marken werden dort im Wasserbad von Umschlägen und Karten abgelöst, aufbereitet und ebenfalls an Sammler weiterverkauft. Die gebrauchten Marken erfüllen in Bethel einen doppelten Zweck: Sie schaffen Arbeitsplätze für behinderte Menschen und mit dem Erlös wird die diakonische Arbeit unterstützt.