Regelungswut in der EU, nur nicht bei Kinderwagen. Erschreckende Testergebnisse von Kinderwagen verunsichern Eltern. Wenn eine Gesundheitsgefahr von Kinderwagen ausgeht, sollte es Gütesiegel geben, um Kinder zu schützen.
Verbraucher sind darauf angewiesen, dass die Produkte, die sie kaufen den Qualitätsstandards entsprechen, die ihnen durch die Werbung suggeriert werden. Sie vertrauen darauf, dass die Hersteller sich an Richtlinien halten und keinerlei Gesundheitsrisiken von den Produkten ausgehen.
Es gibt einige Gütesiegel, die die Sicherheit und Zuverlässigkeit von Produkten gewährleisten sollen. Textilien, Lebensmittel, Bauprodukte oder Energie sind Konsumgüter, die strengen Regelungen und Prüfungen unterzogen und mit entsprechenden Gütesiegeln versehen werden, um dem Verbraucher eine Grundlage für seine Kaufentscheidung zu bieten.
Gerade bei Artikeln für Kinder und Säuglinge würde man deshalb davon ausgehen, dass entsprechende Verfahren zu ihrem Schutz existieren. Wie ein aktueller Test von Kinderwagen zeigt gibt es Nachholbedarf.
Schadstoffe in Kinderwagen
Die Stiftung Warentest hat 15 Kinderwagen und Buggy-Modelle hinsichtlich der Funktionalität und Verarbeitung untersucht. Die gestesteten Modelle waren von Herstellern aller Preiskategorien. Der Test brachte erschreckende Ergebnisse ans Licht, alle Kinderwagen und Buggy waren mit Schadstoffen belastet. Besonders in Griffen, Polstern, Textilien und Gummiteilen wurde ein hoher Grad an Chemikalien nachgewiesen. Darunter waren auch Stoffe, die im Verdacht stehen krebserregend zu sein, wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und Organozinnverbindungen. PAK befindet sich in Kunstsoff und Gummi, die häufig aus minderwertigem Teeröl hergestellt werden. Wenn Babies daran lutschen, können die bedenklichen Stoffe über den Speichel in den Körper der Babies gelangen. Für Eltern besteht die Gefahr, über die Handgriffe der Kinderwagen mit den Chemikalien in Kontak zu kommen. In Handgriffen fanden die Tester hohe Konzentrationen von Phthalaten, die langfristig die Nieren und die Leber schädigen und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen können.
Was die Verbraucher empört, ist die Tatsache, dass auch preisintensive Kinderwagen schadstoffbelastet waren. Nur vier Kinderwagen relativ günstiger Hersteller wie Hauck, Peg Perego, Stokke und Tchibo waren frei von Chemikalien.
Besonders ärgerlich war für die Stiftung Warentest, dass es aus technischer Sicht keinen Grund gibt, die nachgewiesenen Chemikalien bei der Herstellung der Kinderwagen zu verarbeiten.
Gütesiegel für Kinderwagen
Ein Test, der im Jahr 2006 ähnlich erschreckende Ergebnisse lieferte, zeigt Testern und Verbrauchern, dass die Hersteller keine Lehren gezogen haben. Angesichts der Schadstoffbelastung von Kinderwagen ist es verständlich dass Eltern verunsichert sind. Eltern wollen den bestmöglichen Schutz ihres Nachwuchses, gerade im Kinderwagen verbringt ein Kind in seinen ersten Lebensmonaten viel Zeit, da erscheint es unfassbar, dass ausgerechnet von diesem Produkt eine erhebliche Gesundheitsgefahr ausgeht. Der Ruf nach strengeren Richtlinien und Prüfverfahren wird lauter, viele Eltern fragen, warum es noch kein einheitliches Gütesiegel für Kinderwagen gibt. Gütesiegel bieten den Verbrauchern Sicherheit. Ein Prüfsiegel, das angibt, ob Kinderwagen frei von Schadstoffen sind, könnte das Vertrauen der Eltern wieder stärken.
Auch einige Hersteller haben erkannt wie wichtig das Vertrauen der Eltern ist und haben unternehmenseigene Richtlinien erstellt. Der englische Kinderwagen-Hersteller MacLaren verzichtet auf die Verarbeitung von Blei und Phthalaten. Der Großteil der Unternehmen allerdings verarbeitet bei der Herstellung der Kinderwagen nach wie vor Stoffe, die der Gesundheit von Kind und Eltern Schaden zufügen können.