Nach aktuellen Meldungen des NDR ist chronischer Botulismus in den Rinderbeständen in Schleswig-Holstein durchaus ein Problem.
In Schleswig-Holstein sind in einigen Landkreisen bereits bis zu 90 Prozent der Rinderbestände mit Botulismus infiziert. Dies berichtet das Schleswig-Holstein Magazin des NDR-Fernsehens in seiner Ausgabe vom 27. Juli 2011. Lähmungserscheinungen und starke Abmagerungen sind die Folge der Krankheit bei den Tieren. Auch einige Landwirte haben sich bereits infiziert und berichten dem Schleswig-Holstein Magazin über Gewichtsverlust, Lähmungserscheinungen an Armen und Beinen und Sehstörungen. Ebenso einige Familienmitglieder tragen nachweislich den Erreger mit dem Namen „claustridium botulinum“.
Der Bauernverbandspräsident Werner Schwarz erklärte dem NDR Schleswig-Holstein Magazin in einem Exklusiv-Interview, dass bereits seit zwei Jahren der Bauernverband gemeinsam mit der Landesregierung und den Veterinärämtern auf der Suche nach Lösungen für die steigende Erkrankung vieler Tiere sei. Schwarz riet den betroffenen Landwirten, in Kontakt mit ihren Tierärzten zu treten. Wörtlich sagte er: „Sprechen Sie das Thema an, lassen Sie die notwendigen Untersuchungen machen, um festzustellen, wie groß das Problem in Ihrer Herde ist.“
Botulismus als akute Erkrankung
Das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) berichtete bereits im Februar 2004 von Botulismus als akuter Erkrankung beim Menschen. Sie wird durch das Gift „Botulinum-Toxin“ ausgelöst, das von Bakterien der Spezies „Clostridium botulinum“ gebildet wird. Die Aufnahme erfolgt über Nahrungsmittel. Nach 12 bis 30 Stunden treten die Anzeichen Übelkeit, Durchfall oder Verstopfung und auch neurologische Symptome auf. Es kann zu Mundtrockenheit, Sehstörungen wie Doppelbildern oder verschwommenem Sehen, Lichtscheu, Schluckstörungen und einer akut einsetzenden Augenmuskellähmung führen. Eine schnell fortschreitende schlaffe Lähmung der Skelett- und auch der Atemmuskulatur kann hinzukommen. Die Patienten sollten sich umgehend in ärztliche Behandlung begeben. So kann schnellstmöglich ein Gegengift verabreicht werden und eine unterstützende intensivmedizinische Behandlung folgen.
Diese akute Krankheitsform ist auch bei Tieren bekannt, als Ursache kommen hier unter anderem Futtermittel in Betracht, die mit Clostridium botulinum kontaminiert sind und in denen zum Zeitpunkt der Futteraufnahme bereits eine Toxinbildung stattgefunden hat. Die klinischen Symptome sind ähnlich wie die des Menschen. Die Tiere sterben meist schnell, häufig bereits auf der Weide, ohne dass der Landwirt die Erkrankung bemerkt.
Viszeraler Botulismus als chronische Erkrankung
Schon 2004 berichtete das BfR auch von einem bekannten chronisch verlaufenden Krankheitsbild in Rinderbeständen. Einige Experten sähen dies als spezielle Form des Botulismus an und bezeichnen diesen als „(chronischen) viszeralen Botulismus“. In diesem Zusammenhang wurde bereits damals die Frage der Ansteckungsmöglichkeit für den Menschen diskutiert.
Die Erkrankung wurde bis dahin ausschließlich bei Milchkühen beobachtet. Die Entwicklung erfolgt sehr langsam und klinische Symptome sind erst nach rund drei Jahren ausgebildet. Die hohe Erkrankungsrate betroffener Tierbestände führt zu einer starken wirtschaftlichen Bedrohung der Existenz der landwirtschaftlichen Betriebe.