Betroffene des Borderline-Syndroms sind sehr emotional und instabil. Sie verschaffen sich durch Selbstverletzungen wie Ritzen Schmerz, aber auch Befreiung.
Das Borderline-Syndrom, ist eine Persönlichkeitsstörung, von der alleine in Deutschland ca. 1,7 Millionen Menschen betroffen sind. Unter Jugendlichen ist diese Krankheit mit ca. 5% erschreckend weit verbreitet. Hinsichtlich der Verteilung auf die Geschlechter ist zu bemerken, dass beim weiblichen Geschlecht der Anteil wesentlich höher ist, nämlich ca. 80%, gegenüber 20% bei Jungen bzw. Männern.
Borderline-Syndrom
Betroffene dieser psychischen Krankheit weisen oft eine stark schwankende Gefühlslage auf. Sie sind sehr emotional und dabei aber auch sehr instabil. Jeder noch so kleine Konflikt mit der Umwelt oder sich selbst kann in eine heftige innere Krise ausufern. Rückschläge, Abweisungen oder Beleidigungen setzten sich leichter im Bewusstsein fest als positive Dinge. Diese negativen Erfahrungen tauchen in sogenannten Flashbacks, heftige Wiedererinnerungen an das Erlebnis, auf und können erst viel später als bei „gesunden“ Menschen verarbeitet werden.
Selbstverletzung und Suizidalität
Zuallererst muss man jegliche Formen der Selbstverletzung von Suizidalität abgrenzen. Selbstverletzungen geschehen in der Regel nicht mit der Absicht einer Todesfolge, sondern Verschaffen den Betroffenen eine Erleichterung.
Borderline-Patienten ritzen sich, also schneiden sich beispielsweise mit scharfen Scheren oder Rasierklingen in Arme, Beine oder andere Körperteile, drücken brennende Zigaretten auf der Haut aus, fügen sich absichtlich Verbrennungen zu oder verbrühen sich.
Allerdings muss Selbstverletzung nicht immer Ritzen oder ähnliches sein, sondern kann sich auch in gefährlichem Verhalten widerspiegeln. Bei so einem gefährlichen Verhalten fügt man sich den Schmerz und die Verletzungen zwar nicht selbst zu, aber man nimmt sie wissentlich in Kauf oder bereitet sich sogar drauf vor.
Viele Borderline-Patienten sprechen oft von Suizid und suizidalen Gedanken, aber nur ca. 10% begehen tatsächlich einen Suizid, also eine Selbsttötung. Die Betroffenen denken sehr oft und kontinuierlich über ihren Tod nach, wie es genau wäre und auf welche Art und Weise es letztendlich geschehen könnte. Stress ist oft der Auslöser eines Suizides und wird als logische Folge eines negativen Ereignisses gesehen. Dies wird beispielsweise durch eine aktuelle Krise im sozialen Umfeld oder eine finanzielle Notlage begünstigt.
Grund der Selbstverletzung
Borderline-Patienten berichten häufig von einer befreienden und entlastenden Wirkung, beispielsweise beim Ritzen. Beim Zufügen und Erleben des Schmerzes lindern sich die Spannung und der negative Gefühlszustand. Das Ritzen ist somit bei Betroffenen nicht immer, wie von vielen verächtlich angenommen, ein Schrei nach Aufmerksamkeit, sondern eine Art von Selbsthilfe. Allerdings kann hier Selbstbestrafung auch eine Rolle spielen.
Wissenschaftler haben neuerdings herausgefunden, dass Wärmereize und Schmerzreize, die beispielsweise durch Ritzen ausgelöst werden, die heftigen Gefühlsreaktionen im Gehirn dämpfen. Schmerzreize legen kurzzeitig den für die Emotionen verantwortlichen Teil des Gehirn lahm und verschaffen so Linderung. Allerdings wirken so auch nicht schmerzhafte Wärmereize.