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Book on demand – die Veröffentlichungsform der Zukunft?

In Book-on-demand-Firmen entsteht konventionellen Verlagen eine professionelle Konkurrenz. Ein Vergleich zwischen beiden Veröffentlichungsformen.

Passend zur letzten Buchmesse veröffentlichte die spanische Tageszeitung „EL Pais“ einen Artikel mit der Überschrift: „EL fin de mediatores“, übersetzt: „Das Ende der Vermittler?“. Der Tenor des Artikels lief darauf hinaus, dass das Internet das Ende von Vermittlungstätigkeiten bedeute. Betroffen sind davon längst schon Immobilienmakler, Gebrauchtwagenhändler, Reisebüros, denen ernsthafte Konkurrenz durch die entsprechenden Verkaufsportale entsteht. Da kommen Verkäufer und Käufer direkt in Kontakt, brauchen keinen Zwischenhändler mehr und sparen deren Provisionen. Das geht ja weiter: Apotheken, die Mittler zwischen Arzt und Patient, sehen mit Argusaugen auf Internetversender, Onlinebanking ohne Schalterbesuch in der Filiale ist längst gang und gäbe und billiger, und so müssen sich auch die Verlage auf Konkurrenz einstellen.

Sie stehen zwischen dem Autor und dem Leser mit ihrem Know how des Lektorierens, des Druckens, des Anbietens durch Handelsvertreter beim Buchhändler. Aber „Book(s)-on-demand“-Programme müssten ihnen jetzt das Leben schwer machen. Jetzt entscheidet der Markt, ob und was er lesen will und nicht mehr ein oft vorgeprägtes Verlags-Lektorat und eine Programm-Philosophie, das Manuskripte schreibender Menschen ablehnt oder sie mit Kosten belegt.

Gegenüberstellung konventioneller Verlage und Books on demand

Für konventionelle Verlage wird angeführt, dass Lektoren durchaus ihren qualitativen Sinn haben. Er oder sie beraten Autoren – zumindest sollten sie das – bei den Inhalten, korrigieren Grammatik und Rechtschreibung. Durch gute Lektoren kann ein Buch nur besser werden. Sie beraten den Verleger beim Verlagsprogramm.

Doch Lektoren können ein subjektives „Nadelöhr“ für Manuskripte bilden. Es gibt genug Beispiele, man denke nur an Kafka, von wie vielen Verlagen auch gute Manuskripte von später gefeierten Autoren abgelehnt wurden. Wo war übrigens der Lektor von „Axolotl Roadkill“, der die Plagiate der Autorin, die sich ungeniert bei einem Blogger bediente, hätte bemerken müssen?

Lektor ist kein geschützter Beruf, er taugt auch für alle möglichen Seiteneinsteiger und ist noch lange keine Garantie für Qualität. Außerdem: Längst bieten auch freie Lektoren und natürlich auch die Book-on-demand-Firmen gegen Aufpreis diese Tätigkeiten an.

Verlagsservice kontra Autoren-Eigeninitiative

Verlage kümmerten sich neben Vertrieb und Marketing um die Rechteverwertung eines Buches, stellten Bücher auf Messen aus und organisierten Lesungen, kümmerten sich somit massiv um Marketing. Verlage würden oft in Vorleistung beim Autor gehen wie bei Produktion eines Titels. So weit die Ansicht eines Verfechters der traditionellen Verlagsstruktur.

Das alles mag stimmen, wenn es sich um einen großen Verlag und um einen prominenten Autor handelt. Doch immer mehr beteiligen Selbstzahlerverlage den Erstautor an den Druckkosten, die er zum Teil vorab hinlegen muss, verlangen Beteiligungskosten bei Messen, und Lesungen muss der Autor auch oft selbst organisieren.

Da ist es doch gleich überschaubarer, wenn man per Website bei den Books-on-demand-Anbietern in einer durchsichtigen Kalkulation die Kosten erfährt, kontrollieren und beeinflussen kann. Und auf Seiten des Autors: Die Marge ist entschieden höher als die üblichen fünf bis zehn Prozent, da eben der Vermittler Verlag wegfällt.

Dazu muss man auch wissen, dass konventionelle Verlage in der Regel im Offset-Verfahren drucken, wobei sich das erst ab einer Auflage ab 5.000 Exemplaren richtig lohnt. Hingegen, wie es der Name schon sagt, wird im Digitaldruck nur auf Anforderung jeweils ein Buch ausgedruckt: Das spart Druck- und Lagerkosten!

Kultur, Zensur oder freie Marktwirtschaft?

„Mit BoD kann jeder Möchtegern-Autor seine noch so verqueren Ansichten in Form eines Buches und oft in fragwürdiger gestalterischer Qualität auf den Markt bringen, ohne dass es eine inhaltliche oder gestalterische Kontrolle gäbe. Nicht alles, was geschrieben wird, müsse auch in einem Buchladen oder im Internet auftauchen und zu erwerben sein.“ Ein oft gehörtes Argument der konventionellen und vor allem kleinen Verlage.

Manche selbst ernannten Kulturwächter sehen die Lesekultur durch ungefilterte Möglichkeiten der Veröffentlichung in erheblicher Gefahr. Das hört sich aber fatal nach einer Zensur an! Im Übrigen wird auch von traditionellen Verlagen vieles gedruckt, was besser nie das Licht der Welt erblickt hätte, alles Geschmackssache.

Viel wichtiger für den Autor ist, dass der Handel, also der einzelne Buchhändler, kaum Vorurteile gegen diese Eigenveröffentlichungen hat: Hauptsache, das Buch ist gelistet, hat eine ISBN-Nummer und man kann es unproblematisch bestellen und dem nachfragenden Kunden zur Verfügung stellen.

Fazit: Das Internet versteht oder verstand sich zumindest mal als demokratische Einrichtung, volkstümlich, Endverbraucher-freundlich. Nicht zuletzt deshalb wird es auch zum Dorn in den Augen von Autoritäten, die bisher nach dem Motto handelten: „Wissen ist Macht und die gehört mir“.

Book-on-demand-Programme sind heute so benutzerfreundlich, dass sie der Verwirklichung des Lebensmottos: „Man sollte in seinem Leben einen Baum gepflanzt, einen Sohn gezeugt und ein Buch geschrieben haben“, besonders beim dritten Teil dienlich sind.